KRISTIN HERSH & THE McCARRICKS am 26.03.2007 im Postbahnhof


Me And My Charms…



Auf ihrem jüngst erschienenen großartigen sechsten Soloalbum Learn To Sing Like A Star präsentiert sich die US-amerikanische Songwriterin, die mit den 2003 wiedervereinten Throwing Muses in den 80ern und 90ern mit kunstvoll vertracktem Collegerock Indiegeschichte schrieb wieder einmal gleichermaßen energiegeladen wie gefühlvoll und zieht natürlich auch wieder sämtliche stimmlichen Register zwischen zerbrechlich, versponnen und kraftvoll. Unterstützt wurde sie bei den Aufnahmen diesmal von dem wunderschöne Streicher beisteuernden Ehepaar KIM und MARTIN Mc CARRICK, die dem bekannten Sound eine neue, schillernde Akzentuierung verleihen.

Die McCARRICKS sollten dann auch einen Support der anderen, überraschenden Art bestreiten, als sie weitgehend im Dunkel platziert Geige und Cello spielend auf einen die Bühne verdeckenden überdimensional großen Vorhang projizierte überwiegend ziemlich abstrakte, künstlerisch ambitionierte (Kurz-) Filmsequenzen größtenteils verhalten, dann wiederum betont dramatisch untermalten. Ein überraschender Auftakt, der einen ganz eigentümlichen Charme entfachte und angesichts der im Vorfeld angekündigten Live-Unterstützung von KRISTIN HERSH die Erwartungen an die bevorstehende Performance nochmals zu steigern vermochte.

KRISTIN HERSH, eine der weiblichen Indie-Ikonen schlechthin, betrat also mit eben jenen McCARRICKS sowie Throwing Muses-Bassist BERNARD GEORGES und Drummer ROB AHLERS (die zusammen mit KRISTIN auch seit einigen Jahren im Nebenprojekt 50 Foot Wave ihrer Vorliebe für punkigen Indierock frönen) die Bühne, um im Folgenden die auf Learn To Sing Like A Star insbesondere durch die neu integrierten Streicherarrangements erzielte Dichte auf die Bühne zu transportieren. Und was ja bereits auf dem Album für eine ganz besondere Note sorgt und überdies bestens funktioniert, sollte live auch angesichts der nunmehr hinzukommenden visuellen Komponente des sympathischen, stets äußerst konzentriert fidelnden – und sich auch nicht durch gelegentlich überlaut Konversation betreibende amerikanische Landsleute in den ersten Reihen aus der Ruhe bringen lassenden – McCARRICK-Paares eine immense Intensität erlangen. Die vielen neuen Songs wie ‚In Shock‘, ‚Under The Gun‘, ‚Sugarboy‘ oder ‚Winter‘ bezogen ihren Reiz nunmehr erst recht aus der Kombination aus dem zusammen mit ihren 50 Foot Wave- Mitstreitern erzeugten rauen Rocksound und der durch die McCARRICKS beigesteuerten neuen, gegensätzlichen Klangnote, die natürlich auch den älteren Songs eine faszinierende, mitunter gänzlich andere Note verlieh.

KRISTIN HERSH präsentierte sich bekannt zurückhaltend und verstieg sich nur gelegentlich, dann aber herzlich und amüsant zu wechselseitiger Publikumskommunikation oder kurzen Entstehungsgeschichten der Songs, um diese dann – sicher auch infolge der bereits zurückliegenden Gigs – mit leicht heiserem Organ, das in den ganz und gar kraftvollen Momenten schon mal in herrlich ekstatisches Meckern kippte, zu intonieren und dann bei den den gefühlvolleren Akustiksongs natürlich auch wieder (und erst recht) mit stimmlichem Normalmaß zu berühren.

Die im Zentrum des Auftritts stehenden neuen Songs wurden immer wieder mit älteren Klassikern, insbesondere von Hips And Makers angereichert, und auch das relativ früh in kompletter Bandbesetzung dargebotene, als Duett mit REMs Michael Stipe bekannt gewordene ‚Your Ghost‘ (dessen Stimme man sich zwangsläufig mitdachte) sorgte für einen von vielen Gänsehaut-Momenten, zu denen unter anderen noch der im ersten Zugabenblock allein von Kristin zur Akustischen vorgetragene Throwing Muses-Klassiker ‚Cottonmouth‘, das eindringlich-traurige ‚The Letter‘ sowie als letzter Zugabe ‚Me And My Charms‘ gehörten, die allesamt eben jenen im Songtitel versprochenen Zauber versprühten und nun wieder mit Bandunterstützung im Vergleich zu den ja wesentlich reduzierteren Albumversionen besonders kraftvoll und lautstark interpretiert wurden.

Insgesamt ein gewohnt zwingendes Set einer ungemein vielseitigen Künstlerin, das nicht zuletzt durch die neu hinzugewonne Streicher-Komponente zu einem großartigen und exklusiven Ereignis wurde.

Foto (c) Loft Concerts

www.throwingmusic.com
www.myspace.com/kristinhersh
www.loft.de

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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