Lambert – Stay In The Dark

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Heute erscheint Stay In The Dark – das zweite Album des maskierten Pianisten LAMBERT. Exklusiv für Popmonitor hat der Berliner seine neuen Stücke kommentiert…

Wie der Name schon sagt: Bei Stay In The Dark habe ich nachts gearbeitet. Da habe ich erst die Zeit gefunden, an neuen Dingen zu arbeitem, weil ich tagsüber andere Sachen machen muss. Dann ist mir aufgefallen, dass die Dunkelheit keinen Einfluss auf den Klang hat, aber sehr wohl auf meine persönliche Stimmung, und so ändert sich auch die Performance. Ich habe das gleiche Stück tagsüber aufgenommen und das klang ganz anders. Das hat mir gefallen, also bin ich dabei geblieben. Es hat auch super funktioniert – abgesehen davon, dass ich mich mit den Nachbarn herumschlagen musste.

TALK!

Ich habe einen Test in einem Psychologie-Sachbuch gemacht. Es ging darum, ob man ein extro- oder introvertierter Charakter ist. Man würde bei Künstler-Typen denken, dass die alle extrovertiert sind, aber das war bei mir ganz eindeutig nicht der Fall. Ein Freund meinte dann, dass es eben die Talker und die Listener gibt. Ich gehöre einfach zu den Listenern, also habe ich mir gedacht: Für all die anderen Menschen, die es sonst noch gibt, schreibe ich dieses Stück. Das hier ist für die Talker!

AS BALLAD

Für mich ist das ein Stück, das wie eine Ballade klingt, aber keine ist. Klingt, als sei es in einem wahnsinnig traurigen Zustand entstanden, dabei ging es mir echt richtig gut.

LOCKED

In Kindheitsjahren hat mein Bruder gerne blaue Flecken auf meinem Oberarm gesammelt. Er war drei Jahre älter und wusste nicht, wohin mit seiner Kraft. Wenn die weg waren, mussten neue her. Das waren schmerzhafte Jahre. Mit viel Gerangel. Irgendwann war mir das zu viel und ich habe ihn aus einer Laune heraus gebissen. Er war total entsetzt von meiner Gegenwehr. Ich hatte den kleinen Moment seiner Verwunderung genutzt, um mich aus dem Staub zu machen und mich in der Toilette einzuschließen. Kurz danach donnerte es gegen die Tür. Ich hab es mir da drin gemütlich gemacht und dachte: „Mir kann nichts passieren. Hier gibt es Wasser. Bis Sonntag halte ich es aus. Montag muss er in die Schule. Dann hole ich mir was zu essen!“. Inzwischen hat er sich beruhigt.

STAY IN THE DARK

Das ist mal unabhängig vom Album-Thema entstanden, weil mich das Thema Vampire interessiert hat. Es gibt ja verschiedene Theorien darüber, wie man zum Vampir wird: Manchmal reicht ein Biss, manchmal musst du vergraben werden und, und, und. Ich habe mich damit auseinandergesetzt, wie es wohl für jemanden ist, der gerade Vampir geworden ist. Das wäre für den doch ganz schön, wenn er wen hätte, der ihm Tipps gibt, was geht und was nicht. Zum Beispiel: Stay in the dark!

LOSE

Handelt vom Verlieren im Allgemeinen! Die Rolle des Verlierers ist keine unsympathische. In Filmen interessieren mich gar nicht die coolen Typen, sondern die Leute, die eigentlich Loser sind. Uwe Wöllner zum Beispiel – der Charakter von Christian Ulmen! Wenn man sich den anguckt, muss man ihn lieb haben – auch wenn der die ganze Zeit grenzwertige Dinge sagt. Und es handelt vom Verlieren von Pfunden. Manchmal jogge ich und denke, da müsste doch was passieren. Aber ob man Sport macht oder nicht, ist eigentlich egal. Ist alles Quatsch! Anti-Sport-Hymne!

NOISE

Handelt von meiner alten Wohnung in Kreuzberg. Totaler Krach! Da ist das auch entstanden. Eine Ecke, in die ich gezogen bin, als keiner dort wohnen wollte. Dann hat sich das in drei, vier Jahren komplett geändert und es gab wochenlange Raves vor der Tür. Ich bin dann schnell weg. Der Vermieter wollte mich aber auch nicht mehr.

COLE

Mich interessiert das Material Kohle. Das finde ich irgendwie spannend. Es brennt, man kann damit malen, es ist ein Energieträger, hat aber auch einen Einfluss auf die Umwelt. Interessanter Stoff, aber auch scheiße!

BIRDS

Das habe ich für den Soundtrack von Hedi Schneider steckt fest geschrieben. Es geht um eine Frau mit Panikattacken und ihren Mann, der eigentlich zu ihr hält, es irgendwann aber nicht mehr schafft. Und wie das so ist: Er fängt eine Affäre mit einer Gehörlosen an. Bevor er den physischen Akt mit ihr begeht, geht er zusammen mit ihr in ein Vogelhaus. Für diese Szene ist dieses Stück geschrieben. Ich wollte das schlechte Gewissen und die Spannung zum Ausdruck bringen.

MONEY & LOVE

Ich hatte eine Zeit lang wahnsinnig wenig Geld. Einige Monate später habe ich ein bisschen mehr Geld verdient, ohne groß etwas zu verändern. Auf einmal geht es einem dann aus psychologischer Sicht besser. Die Familie ist beruhigt, die Freunde fragen mehr nach. Da krankt unser System!  Immer nur gut fühlen, wenn du vom System akzeptiert wirst? Es gibt ein wahnsinniges Interesse an kulturellen Gütern mit Säulen von Wirtschaftszweigen, aber die Leute, die dahinter sitzen und Ideen liefern, sind nicht immer die, die dafür entlohnt werden. Das ist frech. Und dir wird gesagt, dein Schaffen ist nur etwas wert, wenn du dafür Geld bekommst. Das macht einen sad.

H

Eine Note, die in den letzten Jahren eventuell vernachlässigt wurde! Mir ist aufgefallen, dass gerade in den neuen Bundesländern die jüngere Generation die Note gar nicht mehr zu schätzen weiß. Das ist so eine Sache, die weiß ich einfach. Da habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, den allgemeinen Prozentsatz der Note zu steigern, indem ich einfach fünfhundertmal in diesem Stück die Note H anschlage. Damit es ihr in Sachen Gleichberechtigung wieder etwas besser geht.

THE SICK SYSTEM

Das steht in Verbindung zu „Money And Love“. Hier geht es eher um das System an sich. Bei „Money And Love“ mehr um persönliche Verhältnisse.

THE SHIP

Das ist eine Erinnerung an einen Sommer, den ich auf einem Schiff zwischen der Ostsee und Christianstadt in Norwegen verbracht habe. Ich bin mit dem Segelboot meiner Großeltern hochgefahren. Das war schön!

LAMBERT
Stay In The Dark
(Staatsakt)
VÖ: 04.09.2015

www.listentolambert.com

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