12 Jahre Erfolg auf ganzer Linie und schon wieder ganz oben in den Charts: Die Geschichte von LED ZEPPELIN ist schier unglaublich. Bereits 2014 sind die ersten fünf Alben der Band als remasterte Originale plus begeisterndes Bonusmaterial, das JIMMY PAGE aus den Archiven geholt hat, erschienen. Dieses Jahr folgte mit der Doppel-CD Physical Graffiti sowie den letzten drei Alben Presence, In Through The Out Door und Coda der Abschluss der großen Re-Release-Kampagne, an deren Ende alle neun Studioalben in Deluxe-Versionen neu veröffentlicht wurden. Grund genug, einen genaueren Blick auf eine der wichtigsten Bands ever zu werfen.
Bereits in ihren Anfängen prägen LED ZEPPELIN Hardrock und Heavy Metal auf einzigartige Weise. 1969 erscheint die erste Platte Led Zeppelin. Schon jetzt stehen die Engländer mit ihrem Gitarren-dominierten, düsteren Blues-Sound für etwas ganz Neues. Mit bisher ungehörten Versionen und verbessertem Sound dürfte die Wiederveröffentlichung sowohl Kids als auch ältere Fans erreichen. Das Debüt glänzt dabei mit instrumentaler Varietät, von Trance-Rock („Dazed and Confused”), Akustik-Folk („Black Mountain Side”), Gitarren-Pop („Good Times Bad Times”) bis hin zu Blues (“I Can’t Quit You Baby”), und herausragender Produktion – erst recht, wenn man die Qualität der remasterten Versionen mit der klanglich schwachen Bonus-Disk, die 1969 live in Paris aufgenommen wurde, vergleicht.
Ganz ähnlich wirkt der im gleichen Jahr veröffentlichte Nachfolger. Led Zeppelin II legt den Fokus verstärkt auf Hardrock und akustische Elemente und hält eine Vielzahl der besten Riffs von JIMMY PAGE bereit. Tracks wie “Ramble On” und “Thank You” stellen immer noch einen berauschenden Kontrast zwischen Folk und Metal her. Die Bonus-CD hingegen ist leider eine mittelmäßig reizvolle Mischung aus Alternate-Mixes und Rough-Takes, die selbst echte Fans sicher nur einmal hören.
LED ZEPPELINS dritter Longplayer von 1970 gleicht dann indirekt Pink Floyd’s Meddle – eine folkige Platte, die früh aufgenommen und unter allen Veröffentlichungen niemals zu bekannt wurde. III hält an der Symbiose aus Folk- und Hardrock-Elementen fest, fügt auf Tracks wie „Friends“ erstmals Streicher hinzu und präsentiert mit „Tangerine“ einen überaus eingängigen, geradezu poppigen Chorus, bevor „“Shake ’em on Down” sich wieder dem Blues widmet. Sicher nicht die beliebteste Platte, die mit der fantastischen, bisher unveröffentlichten Version des alten Blues-Songs „Keys to the Highway” jedoch das beste Bonus-Material bereit hält.
Ihr titelloses viertes Album (1971), das zweifelsohne als endgültiger Hard-Rock-Wegbereiter gesehen werden kann, bringt schließlich einen der größten Rock-Hits aller Zeiten hervor: „Stairway To Heaven“ kennt bis heute jedes Kind. IV wird zu Led Zeps DNA und ein weiterer Schritt Richtung Perfektion. Mit Songs wie „Black Dog“, „Going to California“ und „Rock and Roll“ ganz klar ein Must-Have der Reihe.
1973 gibt es nur noch die ROLLING STONES, die der Band im Kampf um den Ruf der größten Band Konkurrenz machen könnten. Die allerdings schlagen mit Goat’s Head Soup im gleichen Jahr einen neuen Kurs ein und hinterlassen eine Lücke, die LED ZEPPELIN sogleich mit Houses Of The Holy füllen. Ihr fünftes Album kombiniert die stärksten Momente der vierten Platte mit neuen Experimenten, die den Sound ins Unermessliche erweitern. „Over the Hills and Far Away“, einer der besten Zep-Songs, sowie „The Ocean“ und „The Rain Song“ vereinen dabei alles, wofür LED ZEPPELIN bis heute stehen: knallharte Riffs, unglaubliche Dynamik und monströse Drum-Grooves. Zusätzlich kann die Bonus-CD mit einem Mix von „Houses of the Holy“ und der frühen Version von „In the Light“ überzeugen.
1975 ist die Band dann so berühmt, dass Physical Graffiti als Doppel-LP über ihr eigenes Label Swan Songs veröffentlicht wird. Mit 15 Songs, darunter acht episch langen Tracks einer Winter-Session aus 1974, gleicht das Album schon im Original einer Deluxe-Edition. Es ist der kreative Höhepunkt von LED ZEPPELIN. Ihr Übergang von einer unter Fans gefeierten Gruppe zu einer Band, deren Name nun wirklich jeder kennt. Ein Platin-Meisterwerk, das besonders mit den hypnotischen Drums von „Kashmir“ und dem legendären „Houses of the Holy“ besticht.
Die Aufnahmen zum siebten Album werden maßgeblich von JIMMY PAGE beeinflusst. Nüchterne, simple Gitarrenlines bestimmen Presence (1976), mit dem sich LED ZEPPELIN weiter von jeglichen Pop-Eingrenzungen entfernen. Und obwohl das Album von Radiostationen fast ungeachtet bleibt, gehört es mit seinen langen Tracks wie „Nobody’s Fault But Mine“ oder „Hots on for Nowhere“, auf denen Bassist Jones und Schlagzeuger Bonham miteinander verschmelzen, berechtigterweise zu den Kult-Alben. Speziell ist die Platte in jedem Fall.
Im Kontrast dazu steht der Nachfolger von 1979: In Through The Out Door entsteht in einer Zeit, in der Page seiner Heroin-Sucht verfällt und auch Bonham zunehmend vom Alkohol bestimmt wird. Zusätzlich verstirbt ROBERT PLANTs fünfjähriger Sohn, was fast zum Ausstieg des Sängers sorgt. Das Ergebnis ist ein Album, das beinahe von einer anderen Band stammen könnte. Plant und Joney beginnen schillerende Songs zu schrieben, die zunehmend Synths in den Sound involvieren. Am Ende klingt so selbst Pages berühmtestes Gitarrensolo auf „In The Evening“ wie mehrfach durch die Filter gezogen. Definitiv nicht das beste Werk.
1980 wird JOHN BONHAM dann tot in seinem Bett aufgefunden. Es ist das Ende der Band, die 1982 noch eine letzte Outtake-Kollektion namens Coda veröffentlicht. Mit ihrem Reissue findet die Platte ein neues Highlight: Erstmals werden hier Tracks aus den frühen 70ern veröffentlicht, in der Page und Plant noch als BOMBAY Songs schreiben. Davon abgesehen bietet Coda eine Auswahl der besten Singles wie „Hey Hey, What Can I Do“, das grandiose III-Outtake „Poor Tom“ sowie jede Menge Live-Mitschnitte. Alles in allem ein herrlicher Einblicke in die Entstehung ihrer zeitlosen Meisterwerken: von Exzessen bis hin zu Innovation und dennoch wahren Kassenschlagern.