Miley Cyrus – Miley Cyrus And Her Dead Petz

Seit Popsternchen MILEY CYRUS 2013 nackt auf einer Abrissbirne ritt, ist alles anders. Das Video zu „Wrecking Ball“ hat bereits rund eine Milliarde Klicks auf Youtube gesammelt. Das Disney-Mäuschen HANNAH MONTANA ist erst mit Can’t Be Tamed (2010) flügge geworden und hat sich dann mit aller peinlichen Gewalt freigeboxt. Was wird nun aus der selbsterklärten Bangerz-Partylöwin?

Miley Cyrus And Her Dead Petz ist sowas wie ihr erstes Mixtape und jetzt gratis auf Soundcloud zu hören. Als Produzent wurde Mike Will Made It gewonnen, der schon „We Can’t Stop“ mitverantwortete. Doch man reibt sich die Augen: Es soll ein gemeinsames Werk mit den Psychodelic-Rockern THE FLAMING LIPS sein und selbst Punkerin KATHLEEN HANNA habe mitgeholfen.

Schon bei „Dooo It!“ glaubt man eine ganz andere Sängerin, ja eine andere Band zu hören. Statt dem üblichen R’n’B-Pop wird hier der Trap-Trend aufgegriffen und sich lauthals von Hippies abgegrenzt. Okay?!

Nach diesem erstaunlichen Auftakt folgt mit „Karen Don’t Be Sad“, das als langsame Ballade die Keyboard-Soundscapes der Flaming Lips mit dem Hyperpop-Hype vereint. Außerdem vergeschwistert sich Miley hier mit der Queer-Bewegung, während sie in „1 Sun“ zu Umweltbewusstsein aufruft. Da haben aber viele Leute ihr Ohr auf der Schiene gehabt! 23 Titel lang probiert sich Cyrus mühelos auf ziemlich jedem Terrain aus, das aktuell in den Indiepop-Charts ist und das sie früher links liegen ließ.

Wer in den letzten Jahren hinter die Plastik-Fassade sah, wird bei den Themen nicht ganz so überrascht sein. Miley führt nicht ihre brachialen sondern liebevollen Sex-Inszenierungen wie in „Adore You“ vom Vorgänger weiter. Hier klingt sie mal wie GRIMES („Slap Of Butter“) und mal wie PINK („I Get So Scared“). Da sind Witchhouse- und Hyperpop-artige Überlegungen rund um das Thema Körpersäfte, die sie in dem Symbol der Milch zu fassen versucht („Milky Milky Milk“).

Und was ist mit den toten Haustieren, die im Titel angesprochen werden? Zu Akustikgitarre besingt sie ihren Hund („The Floyd Song“) und bricht am Piano wirklich in Tränen aus, wenn sie ihrem Kugelfisch ewige Liebe schwört („Pablow The Blowfish“). Schon im Video zu „7 Things“ waren nicht nur die späteren Schauspielerinnen Nicola Peltz, Liana Liberato und Hunter King sowie die heutige Sängerin CARISSA ALVARADO nah am Wasser gebaut. Und in „Wrecking Ball“ zeigte sich Powerfrau Miley maximal verletzlich.

Legt man den Retro-Popsong „Lighter“ auf, hört man eine gereifte Sängerin, die eine Vermarktung durch andere nicht mehr nötig hat und mit beiden Füßen auf dem Boden steht, doch ihr Haupt in den Wolken hat. Mal ein positive Geschichte.

 

Miley Cyrus
Miley Cyrus And Her Dead Petz
(Smiley Miley Inc/RCA Records)
VÖ: 30.08.2015

www.mileyworld.com

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