Leinebeats – Lofi Beats Compilation 1

Es ist keineswegs leicht, mit Einsamkeit umzugehen. Wer sich fragt, warum Jugendliche ihr Heil in kitschigem Anime und nostalgischem Lofi-HipHop suchen, der kommt um das zentrale Problem der sozialen Vereinzelung nicht herum. Ergaben bis in die 1990er die konservativen Familienwerte für viele Menschen noch einen Sinn, wurden in den Großstädten inzwischen auch diese aufgelöst. Der russische Artist LEINEBEATS aus Sankt Petersburg entwirft mit seiner Beat-Sammlung eine klitzekleine Gameworld, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt.

Zu hören sind ruhige 8-Bit-Synthies von etwa einer Minute mit hypnotischer Wirkung. Lähmende Gefühle sind hier nicht Bedrohung wie im Pop, sondern bestimmen das Leben. Ob es sich lohnt, überhaupt das Bett oder gar die Wohnung zu verlassen, wird hier in Frage gestellt („Back To Bed“, „Sleepy“, „Warm“). Die alles bestimmende Trauer legt sich ja über das Schicksal von Hikikomori oder Messies. Vielleicht sind Erinnerungen an Autofahrten in der Abendsonne („Tokyo Highway“, „Summer ’98“) ja doch nur Erinnerungen an Videospiele …

Die Sample-Auswahl hat ihren Reiz: „Lung“ stammt aus „Paralytic“ der Ami-Rockband DEAD POETIC, „Waves“ vom Ex-ASIA-Gitarristen GUTHRIE GOVAN. Sowohl „Avril“ als auch „Tamagotchi“ sind dem irisch-britischen DJ APHEX TWIN („Avril 14th“, „Flim“) zuzuordnen. Das Klavierstück „Uona 9029x Piano“ wurde schon vom Kollegen ASTRA.BEATS geremixt.

Wer die Psyche verwahrloster Kids in den 2000ern verstehen wollte, sah South Park oder hörte EMINEM („Kids“). In den 2010ern spielen Producer wie Leinebeats die Musik der kalten Umstände, wenn mal gerade kein Anime läuft.

 

Leinebeats
Lofi Beats Compilation 1
(Selbstvertrieb)
VÖ: 04.06.18

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