Wer an ein Album namens Bone Tired einer Band namens LETTERS VS NUMBERS gerät, kann sich sicher sein, dass es bereits einen weiten Weg hinter sich hat. Ein Blick auf die Rückseite offenbart einen „Travel Log“, in dem sich vormalige Besitzer eingetragen haben, die es gerippt und dann weiterverschenkt haben. Auch ohne Web 2.0 haben Künstler also Ideen, sich bekannt zu machen und dabei einen Zwischenschritt in der Versandkette auszulassen. Zudem lohnt es sich definitiv, in den experimentellen Indiepop reinzuhören.
LETTERS VS NUMBERS aus Los Angeles sind nach Facebook-Angaben ein Projekt des Vanderbrand Orchestra und des The Leopold Stronksky Middleton Choir. Dazu kommen die Musiker HORACE und ROSE RODRIGUEZ (Percussion), PHILLIP BRANSON (Gitarre) und SLAM (Bass). Diese spielten das Album ein und verteilten 25 Stück unters Volk mit dem Auftrag, es bei Gefallen zu kopieren und auf jeden Fall weiter auf Reisen zu schicken.
Die CD umfasst zwar nur acht oft kurze Stücke, doch diese sind von ausgewiesener Qualität. ‚Forget Everything‘ zeigt, wo es mit E-Gitarre und verzerrten Gesangsparts hin soll – Richtung Pop. Die offensichtlich von Bands wie AIR, GRANDADDY oder ARCADE FIRE beeinflussten Damen und Herren bieten sowohl dem Elektroniker (‚In Everything But Love‘) wie auch dem Alternative-Hörer etwas. Zu Orgelklängen wird in bester KILLERS-Manier Großes geplant: „Let’s go and play god.“
Bone Tired ist keineswegs auf bloße Unterhaltung ausgerichtet, die Songs sind sympathisch unaufdringlich und gut am Stück durchhörbar. Die gitarrenbetonte Ballade ‚Dear Caroline‘ etwa, in der es um das schwierige Verhältnis zwischen persönlicher Freiheit und Bindung geht, ist eindeutig für die Landstraße geschrieben.
Für jene, die die CD nicht erreicht, ist dann doch das gute neue Web 2.0 da. Wer hätte es gedacht: Da kann sich Myspace lohnen.
LETTERS VS NUMBERS
Bone Tired
VÖ: August 2009