NoSleepGames LLC veröffentlichte gestern das Puzzle-Adventure Annie and the Ai. Der Soundtrack dazu stammt von LIGHT RETURN. Wenn der Producer aus LA nicht für Bands arbeitet, schreibt er Gamesoundtracks wie Diluvion (2017, 2020), The Serpent Rogue (2022) und Bosorka, der im letzten Monat erschien. Die 23 Titel des neuen OST drehen sich um ein Mensch-Programm-Verhältnis.
Das Besondere an Annie and the Ai ist nun, dass der Spieler nicht in die Rolle der Programmierin Annie schlüpft, sondern in die ihrer Kreation, der Künstlichen Intelligenz (KI) Esme. Man klickt sich durch Minigames, um alles über Annies Privatleben zu lernen, das hier aus handgemalten Bildern zusammengesetzt wird.
Die Gesellschaft stellt sich allmählich der Herausforderung durch die KI und die Popkultur geht da mit. Es erscheinen Filme, bei denen die KI eine Bedrohung ist, wie 2001: Odyssee im Weltraum (1968), Tron (1982), Die Matrix (1999) oder TAU (2018). Auch Games haben sich mit der Gefahr bzw. den Gefühlen der KI auseinandergesetzt wie Doki Doki Literature Club!. Dann gibt es Filme, in denen sich Menschen transhumanistisch zu KIs entwickeln wie Metropolis (1927), Lucy (2014) und Transcendence (2014). Und immer mehr Filme/Serien wollen nicht nur eine Arbeits- und Kumpelbeziehung zu Robotern zeigen wie bei Knight Rider (1982), Nummer 5 Lebt! (1986), Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (1987) und Chappie (2015), sondern Liebesbeziehungen wie bei Chobits (2002), Sie (2013) und Ex Machina (2015). KIs wird sogar die Rolle des Kindes gegeben in A.I. – Künstliche Intelligenz (2001) und WALL-E (2008). Eine Art Frauenfreundschaft ist bisher recht neu.
Was ist auf dem Soundtrack nun zu hören? Die 23 instrumentellen Tracks sind tatsächlich recht abwechslungsreich. „Hello“ ist freundliche Elektronika. „Getting Started“ ist Lofi-HipHop mit Akustikgitarre.
„A Great Parent“ beginnt als Pianomusik, die wiederum in Elektronika mündet. Ähnliches haben schon TripHop-Bands wie ARCHIVE entwickelt. Das klingt mitunter sehr ernst und dramatisch wie bei „Jesse And Helena“ oder „Just A Computer“, um im Game die Handlung zu unterstreichen. „Speech Recognition“ ist dann Retro-Gamemusic wie von SNAIL’S HOUSE. „CAPTCHA“ verbindet beide Stile.
Ausgegorene Elektrostücke wie „Artificial Superintelligence“ sind leider selten, machen aber den Soundtrack hörenswert. Wollen wir hoffen, dass er ohne die Hilfe von KI-Musikprogrammen entstanden ist. Das Spiel ist als Werbung für KI bzw. als Hoffnung auf deren Selbstbewusstwerdung zu verstehen („I Am Someone„, „Singularity (Hello Reprise)„). Dass sich damit über kurz oder lang auch die Arbeit als Producer erledigen würde, ist Light Return hoffentlich bewusst.
Light Return
Annie and the Ai (Original Soundtrack)
(Selbstvertrieb)
VÖ: 23.05.2023
