LLOYD COLE am 27.05.2003 im Quasimodo


„I can rock – but only for a short time“…



Das machte aber rein gar nichts, denn zum Rocken war man ja schließlich nicht gekommen. Dass er das aber durchaus kann, stellte der sympathische schottische Songwriter dann aber später auch unter Beweis.

Ein Mann, eine Gitarre. Diese Kombination, die im Rahmen eines Quasimodo-Konzerts nun nichts wirklich Ungewöhnliches darstellt, kann unter Umständen aber auch schnell mal gähnende Langeweile produzieren.
Bei LLOYD COLE, dem mittlerweile eher zum Songwriter und Poeten mutierten 80er- Gitarrenpop-Relikt, sollte an diesem Abend davon allerdings keinesfalls die Rede sein.
Zunächst auf einem Barhocker sitzend, neben sich ein Tischchen mit einem Glas Whiskey, einem Glas Wasser sowie Eiswürfeln und Handtuch, spielte er zunächst ruhigere und unbekanntere Stücke der letzten Jahre, wirkte auch erst noch verhalten und distanziert, ja fast schüchtern.
Neue Songs vom am 10. Juni erscheinenden neuen Album Music In A Foreign Language kündigte er mit Track 1, Track 2 etc. an. Track 1, der Titelsong, erinnerte in Harmonien und Vocal- Phrasierung frappierend an den alten SMITHS-Klassiker ‚Panic‘, und überhaupt wurden gerade in der Art seines Gitarrespiels, diese gekonnte Mixtur aus bzw. die ständigen Wechsel von Picking und durchgeschlagenen Akkorden die früheren, durchaus JOHNNY MARR zur Ehre gereichenden, gitarrenpoppigen Wurzeln überdeutlich, die er natürlich auch heute noch in seine Songs integriert.

Mit der Zeit taute der Schotte dann auch deutlich auf, prostete dem Publikum fast rituell nach so gut wie jedem Song dezent und höflich mit einem Schluck Whiskey zu, spülte mit Wasser nach und bedankte sich artig, nicht ohne zwischendurch einige amüsante Anekdoten und Anmerkungen über eine Begegnung mit dem von ihm verehrten IAN HUNTER, New York, amerikanische Motels oder ironisch-augenzwinkernd über das Älterwerden von Musikern im Allgemeinen zum Besten zu geben, wobei er äußerst schelmische Entertainer-Qualitäten offenbarte.
Zum Ende des regulären Sets enthielt er dem fordernden und zahlreich erschienenen Publikum die alten Klassiker aus den 80ern auch dankenswerterweise nicht vor (bis auf ‚Jennifer She Said‘ vielleicht), so dass es zu einem regelrecht fetzigen Feuerwerk (nun stehend am Mikroständer) aus ‚Rattlesnakes‘ und ‚My Bag‘ (interessant gespielt als eine Art Fast-Country mit swingender Note) kam, was ihn dann auch gleich zum Ausspruch „I can rock- but only for a short time “ animierte, um auf Zuruf und unter Bestechung durch eine 10 Euro-Note (die er natürlich zurückgab) noch ‚Perfect Skin‘ und als Abschluss dieses ersten Teils ‚Lost Weekend‘ in ebenfalls sehr schmissigen und abgeänderten Versionen nachzulegen.

Nach einer kurzen Pause sollte es im Gegensatz zu seinem Gig vor gut einem Jahr an gleicher Stelle diesmal nur einen kurzen Zugabenblock geben, da der gute LLOYD noch unter einem leichten Hangover infolge einer allzu feuchtfröhlichen Wiedersehensfeier mit einem Freund in Stockholm vom Abend (bzw. der Nacht) zuvor litt und er außerdem am nächsten Morgen weiter nach Paris musste, that’s Rock’n’Roll.

So spielte er also nur noch das NICK CAVE-Cover ‚People Ain’t No Good‘ vom neuen Album sowie die älteren Songs ‚Like Lovers Do‘ und abschließend ‚Forest Fire‘, um diesen aber immerhin dennoch gut zweistündigen Gig angemessen und auch ein bisschen feierlich zu beenden.
Insgesamt ein stimmiger und unterhaltsamer Autritt eines tollen Songwriters und sympathischen Musikers in einem schönen Ambiente, der zu Recht erneut vorbeischaute und dem man zur anstehenden Veröffentlichung des neuen Albums einfach wieder eine größere öffentliche Resonanz wünscht.

Bis bald im Quasimodo, LLOYD!

www.lloydcole.com

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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