Gewohnt Anspruchsvolles und Ergreifendes vom schottischen Songwriter-Sympathen.
„Ein Antidepressivum ist einerseits eine Pille, die bewirkt, dass es einem wieder besser geht. Andererseits ist der Umstand, dass man solch ein Mittel braucht, auch ein Beweis dafür, dass man selbst depressiv ist.“ Diese weisen Worte, die LLOYD COLE in Anspielung auf den Titel seines neuen Albums Antidepressant äußert, deuten zudem allgemein auf mögliche, unter der glitzernden Fassade lauernde Abgründe, die er in seinen Songs ja von jeher bevorzugt thematisiert hat. Mit der Zeile „With my medication I will be fine“ (aus dem Titelsong) wird die diesbezügliche tragische Tragweite dann auch gebührend ironisiert.
Nach dem wunderschönen, sehr zurückgenommenen und poetischen 2003er Album Music In A Foreign Language nimmt LLOYD COLE, der ja bereits in den 80ern zusammen mit den COMMOTIONS Gitarrenpop-Klassikeralben wie Rattlesnakes oder Easy Peaces schuf, den intimen Faden des Vorgängeralbums lässig auf und erweitert seinen musikalischen Ausdruck diesmal wieder um eine etwas opulentere Band-Instrumentierung (auch wenn er die meisten Instrumente inkl. Drums selbst eingespielt hat), die nun also auch wieder des Öfteren E- und Slide-Gitarren (letztere beigesteuert vom alten COMMOTION-Weggefährten NEIL CLARK), Streicher oder Mundharmonika beinhaltet.
Dennoch sind natürlich auch wieder diese gefühlvollen, so ungemein zu Herzen gehenden Songs auf dem Album enthalten, in denen LLOYD seine mit warmer Stimme intonierten sarkastisch-ironischen und nachdenklichen Betrachtungen zum Leben im mittleren Alter geschmackvoll mit Akustikgitarre oder Piano unterlegt (‚The Young Idealists‘, ‚Woman In A Bar‘, ‚I Didn’t See It Coming‘).
Andere Stücke zeigen ihn dann auch von einer anderen, allerdings aus früheren Zeiten durchaus bekannten Seite, wenn er beispielsweise ‚Nyc Sunshine‘ orchestral aufbauscht, in ‚Antidepressant‘ relativ munter losrockt oder in ‚Everysong‘ Country-Ansätze für ungewohnt gute Laune sorgen.
Auf Antidepressant zeigt sich der mittlerweile in den USA lebende schottische Songwriter auf der Basis der fesselnden Intensität von Music In A Foreign Language nun also wieder etwas facettenreicher und legt damit ein insgesamt klassisches, wunderbares neues LLOYD COLE-Album vor.
LLOYD COLE
Antidepressant
(Sanctuary/ Rough Trade)
VÖ: 29.09.2006
www.lloydcole.com
www.sanctuaryrecords.de
Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]