Normalerweise spielt der Illustrator und Musiker LOUIE ZONG aus Los Angeles eine Mischung aus Elekto-Soundtracks und Easy Listening. Auf dutzenden Alben hat er sich bereits kreativ ausgetobt. Im letzten Jahr jedoch begab er sich im Nebenprojekt LOOKFAR von außerhalb der doch recht verschlossenen Szene in den Dungeon Synth. Mochte Beyond The Edge Of The World ein recht gewöhnliches DS-Album gewesen sein, stieß es bei seinen vielen Fans auf reichlich Gegenliebe. Mit dem neuen Werk Tales From The Disc gibt er sich nun als Fan des 2015 verstorbenen britischen Fantasy-Autors Terry Pratchett zu erkennen.
Die Scheibenwelt-Reihe ist nun auch als Persiflage des Fantasy-Genres zu verstehen, weshalb sie wohl bisher im DS im Gegensatz etwa zum Herrn der Ringe kaum thematisiert wird. Doch dies verwundert insofern, weil sie ebenso liebevolle und auch spannende Romane hervorgebracht hat, schon verfilmt wurde und mehrere wunderbare PC-Adventures inspiriert hat, die natürlich neben Jazz (Discworld Noir) auch Synth-Music (Discworld I und II) enthielten.
Hörte sich der Vorgänger noch recht konventionell düster an, ist der Nachfolger passend zum britischen Humor der Scheibenwelt-Geschichten und dem bisherigen Œuvres des Produzenten ulkig-freundlich geraten. Los geht es mit irisch anmutender Geigen- und Gitarrenmusik, die die Szenerie aus dem Hexen-Zyklus wiederspiegeln („The Witches of Lancre“). Es folgt die urige Marschmusik der Stadtwache der Metropole Ankh-Morpork („The Ankh-Morpork Night Watch“), von der auch mehrere Geschichten erzählen. Dann folgt ein Rocksong, der den Spirit des Romans Rollende Stein (1994) einfängt, der ja wiederum Klischees der Rockmusik und der Musikindustrie auf die abstruse Scheibenwelt holte.
Selbst einzelnen Charakteren sind Songs gewidmet: Da ist zum Einen der Bibliothekar der Unsichtbaren Universität – ein Urang-Utan („Librarian (Ook)“) und zum Anderen der personifizierte Tod aller Ratten und Mäuse auf der Scheibenwelt („The Death Of Rats“). Die witzigen Stücke setzen gezielt künstliche Stimmen als Beat ein. Wer wirklichen Dungeon Synth sucht, der höre einerseits die elegischen Klänge in „Black Desert of Endless Stars“ oder „Hall Of Hourglasses“, die eher Orte beschreiben.
Zum Schluss reiht sich Zong in die Fans ein, die die Zote „The Wizard’s Staff Has A Knob On The End“ aus den Büchern aufgriffen. Sowohl die WYRD SISTERS als auch DAVE GREENSLADE machten daraus Trinklieder. Zong covert die Version von ALIXANDRA JORDAN an Gitarre und Computer. Wollen wir hoffen, dass seine LP den Romanen einige neue Leser beschert.
Lookfar
Tales From The Disc
(Selbstvertrieb)
VÖ: 18.08.2021