Zwischen rockiger Explosivität und betörender Melancholie: Fantastischer Gig der Norweger im ausverkauften Postbahnhof.
Auf ihrem aktuellen, im März veröffentlichten Album The Deep End lassen sich neben dem gewohnt intensiven Mix aus Country, Blues und (Indie-) Rock gelegentlich auch überraschend luftige, fast Mainstream-zugewandte Strömungen ausmachen (die vielleicht auch von den Aufnahmen im sonnigen LA herrühren), doch natürlich lassen SIVERT HOYEM, ROBERT BURAAS und FRODE JACOBSON auch nach wie vor ihrer ruhigeren, so unnachahmlich melancholischen Seite genügend Raum zur Entfaltung.
Live standen die Zeichen im ausverkauften Postbahnhof allerdings vorwiegend auf Rock, und zwar die äußerst intensive, blues- und rock’n’roll-getränkte Variante, die im bisherigen Oeuvre der Norweger neben dem gefühlvoll Balladeskem (Nick) Cavescher Prägung ja auch schon immer einen recht großen Platz einnahm.
Indiz dafür waren gleich die ersten, vehement nach vorne gehenden und losrockenden Stücke mit einem charismatischen und bewegungsfreudigen Frontmann SIVERT HOYEM, der sich auch live mit seiner dunklen, ausdrucksstarken Stimme beeindruckend gegen das – allerdings größtenteils äußerst akzentuierte – von den fünf Musikern erzeugte Sound-Dickicht durchsetzte.
Dem Opener ‚Stones From The Street‘ vom aktuellen Album folgten zunächst weitere fulminante, meist neue Rockstücke (darunter später auch das indierockig krachende, damals in Kreuzberg aufgenommene ‚Bloodshot Adult Commitment‘ vom vorletzten Album Grit), bevor mit dem wahrlich majestätischen ‚Majesty‘, einem ihrer Übersongs von selbigem Album, erstmals innegehalten wurde, SIVERT zur Akustischen griff, und die dunkel-melancholische Seite der Band eindrucksvoll zu ihrem Recht kam, Gänsehaut natürlich inklusive. Diese wohltuend entspannte Stimmung wurde auch mit ‚Hold On To You‘ oder dem wunderschönen ‚Only When You’re Gone‘ von The Nightly Disease zwischendurch immer wieder mal erzeugt.
Aber auch die etwas luftigeren und sonnigeren Stücke, die auf der aktuellen Platte in der Tat ansatzweise an eine Band wie REM erinnern, gehörten zum Set und fanden – den Gig über sehnsüchtig erwartet – in der überragenden ersten Single ‚The Kids Are On High Street‘ als erste Zugabe ihren Höhepunkt, deren Magie allerdings angesichts der aufgefahrenen dreifachen, dezent übersteuerten Gitarren-Wucht fast nur zu erahnen war.
‚The Kids….‘ eröffnete den Reigen eines ausgedehnten Zugabenblocks, an dessen Ende u.a. noch ‚Life In The City‘ und vor allem ‚Ramona‘ für einen Ausklang von ungemein rockiger und leidenschaftlicher Explosivität eines jederzeit absolut überzeugenden Gigs sorgten.
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Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]