Mando Diao live am 04.06.2014 in der Zitadelle Spandau

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Jetzt ist es passiert: Die Verwandlung von der kratzigen Garagenraupe zum schönen Dance-Rock-Schmetterling. Der Leser möge diese platte Wortwahl verzeihen, doch genau das wurde am 4.6. in der Zitadelle Spandau von MANDO DIAO oder dem, was sich jetzt so nennt, zelebriert. Die vielen jungen Damen im Publikum mussten feststellen, dass ein MD-Konzert kein Flirttreff mehr ist, sondern dass sie sich jetzt in Begleitung von Mamas und Papas befinden. So richtiges Rock am Ring-Feeling mochte da nicht aufkommen. Dahin sind MD samt ihrer Vorband NESSI in den nächsten Tagen weitergezogen.

NESSI ist eine Songwriterin aus Berlin-Friedrichshain, die bereits mit den BABYSHAMBLES auf Tour war. Sie spielt mit ihrer Liveband einen poppigen Elektro-Indie, den sie mit ihrer jugendlichen Stimme krönt. Die leutselige Sängerin gebärdet sich mit durchaus gefühlvollen Songs und niedlichen Gesten.

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Nachdem TRACY CHAPMAN, wer auch immer sie als Pausenmusik ausgewählt hat, verklungen ist, bauen weiß gewandete Roadies das Bühnenbild auf. Es ist eine Eislandschaft in der Nacht. Dann taucht nach 20 Uhr GUSTAF NOREN mit Sonnenbrille auf und hält eine Rede, in der er das erste Lied einem Freund der Band widmet, der vor einem halben Jahr an Krebs gestorben sei. Dann setzt er sich ans Keyboard und auch BJÖRN DIXGARD stimmt in ‚If I Don’t Have You‘ ein. Sie tragen ultramoderne Sipper-Anzüge und ergeben auch die vollständige Band, denn die übrigen drei bis vier Männer auf der Bühne sind nur Begleitung.

Das anschließende ‚God Knows‘ verdeutlicht das noch einmal. Der alte Song ist mit elektronischen Flächen geremixt und funktioniert jetzt als Duett der Beiden. Natürlich werden auch aktuelle Songs gespielt wie ‚Money Doesn’t Make You A Man‘ oder ‚Sweet Sweet Love‘, in deren Kontext jetzt das ältere Material eingeordnet wird. NOREN und DIXGARD haben sich mit Ghosts & Phantoms und der CALIGOLA-Platte endgültig von der Band freigeschwommen. Dass sie unter dem Einfluss des Stockholmer Netzwerkes entdeckten, was noch in ihnen steckt, wird mit dem Auftritt eines CALIGOLA-Mitglieds unterstrichen. Der Reggae-Sänger NATTY SILVER tanzt wie auf einem Hip-Hop-Jam.

Auch im Publikum wird eifrig mitgemacht und mitgesungen, so gut es beatmäßig eben geht. Derweil umgarnen NOREN und DIXGARD die holde Weiblichkeit, wollen deren „sexual dreams“ sein. Die zwei Posen-Schleudern haben sich ein neues Ziel gesteckt: Popstars werden, was ja in Schweden eindeutig klappt. Aber wenn es um einen Star geht, da ist kein Platz für einen zweiten. Und das dynamische Duo hat bereits seinen Anwärter: BJÖRN hat echte Entertainerqualitäten: Charme, Stimme und war schon solo auf Tour. GUSTAF hingegen ergeht sich in seltsamen pathetischen Ansagen und hat ein immer krächzenderes Organ. Er wirkt neben DIXGARD wie ein ravender Stifler neben dem jungen MICK JAGGER. Die Garagenraupe ist Geschichte.

MANDO DIAO am 16.11.14 live in Berlin in der Columbiahalle

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Fotos: (c) Conrad Wilitzki

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