Nein, CALIGOLA ist kein römischer Kaiser und keine amerikanische Metalband. Hier handelt es sich um ein fast 40 Jahre lang bestehendes Künstlerkollektiv aus Stockholm. Dass seit über einem Jahr die beiden MANDO DIAO-Frontmänner BJÖRN DIXGARD und GUSTAF NOREN dort Mitglieder sind, hat dessen Bekanntheit nicht geschadet. Ihr im März unter dem Pferde-Wappen mit den erigierten Schwänzen veröffentlichtes Erstalbum Back To Earth kam pünktlich zum Weihnachtsgeschäft als Special Edition in die Läden.
Auch die Gebrüder SALLA und MASSO SALAZAR, zwei schwedische HipHop-Pioniere der LATIN KINGS, zogen sich die Bruderschaftskutten über. Diese hatten bereits das MANDO DIAO-Album Give Me Fire produziert. Damals war man durch von Diskozeiten inspirierten Songs wie ‚Dance With Somebody‘ und ‚Gloria‘ überrascht worden. Weitere illustre Gesellen wie der Jazzmusiker NILS JONSON sind außerdem mit an Bord, und DJ PAUL VAN DYK ist eh immer für einen Spass zu haben.
Offensichtlich waren die beiden MANDO DIAO-Sänger, die der schwedischen Rockjugend jahrelang Hit auf Hit beschert hatten, der Meinung, sich nach Ode To Ochrasy nicht mehr steigern zu können und suchten sich neue Herausforderungen. Aktuell ist es Folk in den Worten des schwedischen Dichters Gustaf Fröding (Infruset). Nun hat es aber stets etwas Peinliches, wenn Popacts ihr eigenes „Erwachsenwerden“ inszenieren. Mindern sie doch ihr bisheriges Schaffen damit herab. Hier ist es unberechtigt, denn beseelt von dem Wunsch, ihren Ansprüchen zu genügen, kommt merkwürdige Tanzmusik heraus.
Eigentlich ist es eine mutige Sache, in einer Pop-Welt aus R’n’B-Beats mit einem funky Disko-Fusionprojekt aufzutauchen wie bei dem Stück ‚Violettas Dance‘. Für ‚Down By The Riverside‘ wirkt sogar ein Gospel-Chor mit. Doch wer MANDO DIAO kennt, glaubt bei ‚Raise Your Head‘ oder ‚My Sister Rising‘ deren Songs zu hören, nachdem diese durch einen Remix-Fleischwolf gedreht wurden. Der HipHop-gewöhnte Hörer wartet dagegen die ganzen Songs lang darauf, dass die Hook endlich vorbei ist und ein Rap-Part kommt, was nur bei dem Bonustrack ‚Rising Sun‘ der Fall ist.
Die Songs wirken recht konzeptlos zusammengewürfelt. Schon mit ‚Crystal‘ bewies NOREN keine Angst vor Kitsch. Nun läd er als schwärmerischer Liebhaber zum Liebe machen im ‚Morning Light‘ ein. In ‚Ride The Night Away‘ darf DIXGARD einen auf ELVIS-haften „Tiger“ machen. Leider fehlen mitunter gute Melodien, die sie zu Indiezeiten immer im Gepäck hatten.
CALIGOLA
Back To Earth – Resurrection
(Universal/Urban)
VÖ: 30.11.2012