MARINA & THE DIAMONDS – The Family Jewels


„Oh my god, you look just like Shakira!“ – „No, no, it’s Catherine Zeta!“



„Die neue Britpop-Welle der Damen“ titelt der Musikexpress. Ellie Goulding, La Roux, Kate Nash, Little Boots, diese Namen sind geläufig und auch MARINA & THE DIAMONDS werden dazu gezählt. Irgendwie passt das aber nicht so ganz.

Marina Diamandis macht einfach nicht diesen Elektrohippen-es-fliegen-Glitzerpartikel-um-mich-rum-Eindruck. Marina sieht einfach nett aus. Man nimmt ihr ihr Lächeln ab und sie hat ganz normale Haare. Nett eben. Hübsch, wie Leute auf der Straße hübsch sein können. Gutgenährt und so. Das macht sie sympathisch. So eine Mischung aus Christina Ricci und Katie Holmes mit Sommersprossen (die in den Videos leider immer überschminkt werden). Außerdem sieht der Hintergrund des Albumcovers aus wie Omas altes Sofakissen.

„Girls, they never befriend me
‚Cause I fall asleep when they speak
Of all the alories they eat –
All they say is nanananana.“

(‚Girls‘)

Nachdem die erste kleine EP The Crown Jewels bereits ausverkauft ist und im Netz unzählige Songs in noch unzähligeren Versionen kursieren, erscheint jetzt das erste offizielle Album The Family Jewels. Darauf sind einige der bekannten Songs wie ‚I Am Not A Robot‘ oder ‚Hermit The Frog‘ zu finden, die schon von besagter EP oder sonstwie aus dem Internet bekannt waren. Der Großteil debütiert aber auf der Platte und kann dennoch die Erwartungen erfüllen.

„Oh, everybody said
„Marina is a dreamer“
People like to tell you what you’re gonna be
It’s not my problem if you don’t see what I see
And I do not give a damn if you don’t believe
My problem is my problem
That I never am happy
It’s my problem, it’s my problem
That I never will succeed“

(‚Are you Satisfied?‘)

Nie erfolgreich zu sein, damit ist es jetzt schon vorbei. MARINA & THE DIAMONDS (von denen die Hälfte übrigens gar nicht existiert – The Diamonds, so bezeichnet Marina ihre Fans) ist ein Projekt, das mit der knödelig-jodelden Stimme von Marina Diamandis – böse Zungen würden sie mit Amy MacDonald vergleichen – einen Wiedererkennungswert besitzt, der im heutigen Popbusiness über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Die Musik schillert in den verschiedensten Facetten, meistens sind die Songs sehr dramatisch instrumentiert, was nicht heißen soll, dass sie überladen sind. Manchmal klingt das ziemlich maschinell (‚Oh No!‘), dann wiederum sehr organisch (‚I Am Not A Robot‘).

„I know exactly what I want and who I want to be
I know exactly why I walk and talk like a machine
I’m now becoming my own self-fulfilled prophecy“

(‚Oh No!‘)

Ein weiterer sehr entspannender Aspekt sind die Songtexte. Schön, dass mal jemand nicht die ganze Zeit über Liebe und Herzscheiße singt. Die Gesellschaft ist es eher, die MARINA & THE DIAMONDS beleuchten. Marina, deren perfektes Festival-Line Up übrigens aus den Distillers, Kate Bush, Patti Smith und No Doubt bestehen würde, widmet sich lieber mit größten Popgesten sich selbst als den Männern.

Eigentlich ist der Hype schon wieder zu groß, als dass man jetzt noch anfangen sollte, MARINA & THE DIAMONDS fanmäßig gut zu finden. Auf den Konzerten wird es die Nervmädchen geben, mit ihren Glitzersteinen im Gesicht und diesen Haarbändern. Und wir, die wir schon im letzten Jahr zu ‚Seventeen‘ (der es leider nicht aufs Album geschafft hat) getanzt haben, werden genervt sein, weil uns eine von ihnen mit ihren tausend goldenen Armreifen vor der Nase rum-whoo-hoo-en wird. Da müssen wir wieder einmal stark sein, denn Marina Diamandis – und das unterscheidet MARINA & THE DIAMONDS von, sagen wir mal, La Roux – könnte bestand haben. Nicht jeder Song klingt gleich (La Roux), es wird einem nicht schlecht vor lauter Süßgetue (Kate Nash) und man hat den ersten Hit noch nicht schon wieder vergessen (Little Boots). Wir werden sehen, ob das Orakel hier weise gesprochen hat. Vorerst finden wir The Family Jewels und seine Sängerin herausragend.

„Your mind is just like mine
All filled up with things benign
You’re looking for the golden life“

(‚Hollywood‘)

MARINA & THE DIAMONDS live am 4. Juni im Frannz // Berlin

MARINA & THE DIAMONDS
The Family Jewels
(Warner Music International/ Warner)
VÖ: 14.05.2010

www.marinaandthediamonds.com
www.myspace.com/marinaandthediamonds

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]

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