MELANIE PAIN am 21.11.2009 im Admiralspalast


Nouvelle Chanson, gar nicht vag(u)e.



„I’m not fat, I am just pregnant“, sind einige der ersten Worte, die die Chanteuse und ehemalige Nouvelle-Vague-Sängerin MELANIE PAIN an ihr Berliner Publikum richtet. „Frau Brot“, wie sie, so weiß sie selbst, in der deutschen Übersetzung heißen würde, hat sogar im fortgeschrittenen Schwangerschaftsstadium so gar nichts mit den Kampfmüttern gemein, die einem zunehmend den samstäglichen Gang auf den Wochenmarkt verderben. Sie ist genauso bezaubernd wie zu ihren Zeiten als eine der Sängerinnen von Nouvelle Vague, nur nimmt man sie als Solokünstlerin deutlicher als eigenständige Person wahr. In eine Art Gardine gehüllt, die an ihr allerdings wie ein Designerkleid ersten Grades wirkt und zumeist mit irgendwelchen Rasseln in der Hand singt sie herzerweichend aus ihrem Debütalbum My Name über Zwischenmenschliches. Mal mit mehr, mal mit weniger Tiefgang, immer aber kokettierend und sich ihrer Ausstrahlung durchaus bewusst.

Nouvelle-Vague Produzent Marc Collin hatte auch hier seine Finger im Spiel, das hört man vor allem bei der Coverversion von Blurs ‚Boys And Girls‘. Sehr, sehr niedlich – aber auch irgendwie zu vernachlässigen. Wenn MELANIE PAIN englisch singt, wirkt sie ein bisschen wie eine Mischung aus Soko und Lily Allen, mit weniger starkem französischen Akzent als ihre Landsmännin und etwas weniger Rampensaugehabe als die Britin. Richtig gut wird es, wenn sie in die Chansonkiste greift. Das Duett ‚Helsinki‘, auf dem Album mit Frankreichs Shootingstar Julien Doré aufgenommen und live auch schon mit Ex-Deus-Frontmann Stefka vorgetragen, zeigt, dass sie weitaus mehr ist als das zuckersüße Mädchen mit dem einstudierten Augenaufschlag. In Berlin muss ihr Keyboarder als Duettpartner hinhalten, das macht er gar nicht schlecht, auch wenn ihm das schmachtende Pathos in der Stimme fehlt.

MELANIE PAIN hat mit ihrem Debütalbum einen hübschen Erstling hingelegt und birgt sicherlich noch einiges Entwicklungspotential in sich. Zudem hat sie es geschafft, ein Publikum in ihren Bann zu ziehen, das durch einen – euphemistisch ausgedrückt – bizarr anmutenden Auftritt der Vorband um Susie Asado leicht verstört war. Und das war, bei aller Sweetness, ein hartes Stück Arbeit. Da hatte man sich die Zugabe mit Grauzones ‚Eisbär‘ mehr als verdient.

http://www.myspace.com/melaniepain
http://www.admiralspalast.de

Autor: [EMAIL=sandra.wickert@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]

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