MELT! Festival vom 13.-15.07.2007 in Gräfenhainichen/ Ferropolis


BiB-Trip zu einem fantastischen MELT! X : Make Some Nooooiiiiiise…



Unsere drei erwartungsfrohe Mitglieder umfassende kleine bands-in-berlin.com-Mannschaft machte sich am Wochenende des 13. – 15. Juli 2007 zu einem der wohl mittlerweile renommiertesten deutschen Indie-Festivals auf nach Ferropolis, Stadt aus Eisen, in Gräfenhainichen bei Dessau. Und während unsere Redakteurin Verena Zistler und meine Wenigkeit unfassbarerweise ihre MELT!-Premieren feierten, hatten wir in Person unseres nimmermüden Festival-Profis Alexander Eckstein einen alten Melt!-Hasen mit an Bord, der diesem musikalischen Ereignis zum gefühlten zehnten Mal (zur zehnten Auflage des Festivals) beiwohnen sollte.

Natürlich hat man über die Jahre von der infolge der so außergewöhnlichen Location profitierenden eigentümlichen Faszination mitbekommen, noch Wochen, ach was, Monate später vom Festival schwärmenden Freunden lauschen müssen und natürlich hatte man ebenso mitbekommen, dass das MELT! ja schon seit Jahren regelmäßig zum beliebtesten Indie-Festival gewählt wird.
Nicht zuletzt sorgt beim MELT! stets ein besonders ausgewogenes, der Verschmelzung von Indie und Elektronik explizit und geschmackvoll Rechnung tragendes Line-up für die allerorten zu vernehmenden Lobpreisungen.



Foto: Alex Eckstein

Angesichts des umfangreichen, wieder einmal schlicht und einfach beeindruckenden Line-ups waren kurzfristige Absagen von VON SÜDENFED (Mouse On Mars + Mark E. Smith) oder den – mit neuem Sänger – vorübergehend wiedervereinten FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD – zwar schade, fielen aber keineswegs weiter ins Gewicht. Der ja auch immer gerne hochgehaltene Obskuritäten- bzw. Überraschungsfaktor sollte am Ende also insbesondere dem abschließenden, von den 90er Eurodance-Hipstern SNAP unterstützten sonntagmorgendlichen Auftritt von DEICHKIND vorbehalten sein.

Das Festival, das niemals schläft – und auf dem nicht geschlafen wird, oder zumindest äußerst wenig… Darauf kann man sich insbesondere beim MELT! natürlich von vornherein einstellen, schließlich performen Bands und DJs bis weit in den frühen Morgen bzw. eigentlich rund um die Uhr. Die sich gerade noch rechtzeitig zum Festival-Wochenende von ihrer besten Seite zeigende, aber auch ab den frühen Morgenstunden erbarmungslos die Zelte aufheizende und ausgezerrte Körper malträtierende Sonne tat da natürlich ein Übriges, von den üblichen alkohol-, feier-, und darmbedingten Ausfallerscheinungen ganz zu schweigen.



Foto: Bernard George

Ferropolis, Stadt aus Eisen. Selbst nachmittags beim Zeltaufbau und aus angemessener Entfernung überwältigt den MELT!-Neuling die Sicht auf eine imposante Kulisse aus Kränen, Baggern und dem die Halbinsel umgebenden Wasser, was später bei Einbruch der Dunkelheit und den zwischen den ganz wunderbar illuminierten Monumenten der Vergangenheit eingebetteten diversen Bühnen eben genau für dieses in der deutschen Festivallandschaft wohl einmalige Ambiente sorgt.

Doch natürlich steht das vom Musikmagazin intro veranstaltete Festival in erster Linie für ein erstklassiges, auf diverse Bühnen verteiltes Indie-, Elektronik- und DJ-Line-up, angesichts dessen unvermeidbarer zeitlicher Überschneidungen sowie persönlicher eingeschobener Verschnaufpausen, dringend erforderlicher Toiletten- bzw. Zeltgänge oder Abstechern zur Nahrungsaufnahme einige eigentlich gerne mitgenommene Auftritte zwangsläufig auf der Strecke bleiben mussten.

Von den Freitag-Acts auf der riesigen Nokia-Mainstage setzten als erste die Hamburger Sympathen von KETTCAR gegen 21 Uhr ein erstes gutgelauntes Zeichen, zu noch sonnendurchfluteter Abendausklangsstimmung spielten sie ein tolles Set mit ihrem bekannt herzerwärmenden Indiepop und hatten immerhin auch schon einen brandneuen Song im Angebot.



The Notwist, Foto: Bernard George

Auf KETTCAR folgte wohl eine der von vielen mit am sehnlichsten erwarteten Bands des gesamten Festivals: THE NOTWIST, die sich zuletzt ja ziemlich rar gemacht haben und deren nun wohl endlich im kommenden Jahr erscheinendem neuen Album man ja mehr als ungeduldig entgegenfiebert. Gewohnt sympathisch zurückhaltend, lieferten sie nunmehr im Einklang mit der nächtlichen, wunderschön beleuchteten Kulisse auch musikalisch den perfekten Einstieg mit dem wunderbaren ‚Pick Up The Phone‘, setzten hier stärker auf vom wuseligen MARTIN GRETSCHMANN aka CONSOLE beigesteuerte Elektronik (-beats), da eher auf gesunde Gitarren-Härte und oft genug natürlich auf die so perfekt zum Festival passende, bestens aufeinandergestimmte Kombination aus beidem. Ein, zwei neue Stücke hielten locker das Niveau der vielen älteren, bekannten Stücke (u.a. ‚My Phrasebook‘, ‚Day 7‘, ‚Pilot‘, ‚Neon Golden‘), und auch wenn gegen Ende und insbesondere bei der abschließenden Zugabe ‚One With The Freaks‘ kurzzeitig Soundprobleme auftraten, gehörte das Set von THE NOTWIST definitiv zu einem der atemberaubendsten Highlights des diesjährigen MELT!

Eher enttäuschend dann der nachfolgende Auftritt der bereits seit längerem nur noch als Trio firmierenden MOTORPSYCHO, die zwar mit ohrenbetäubender Lautstärke die ersten Eingenickten schnell aus dem Reich der Träume zurückholten, insgesamt aber mit einer allzu eindimensionalen Show und wenig differenziertem Rock- und Psychedelic-Gebolze die geduldig Verbliebenen dann doch nach und nach zu den anderen Bühnen trieben.



The Thermals

So kam man dann wenigstens gerade noch rechtzeitg in den Genuss der nerdigen THE THERMALS aus Portland, Oregon, deren Live-Klasse man ja auch in den vergangenen Jahren bei ihren fiebrigen Auftritten im Knaack oder zuletzt im Lido bejubeln durfte und die mit ihrem teils schleppenden, teils punkigen, aber immer äußerst intensiven Indierock die Crowd im knüppelvollen und vor Hitze und Ekstase überkochenden Coca Cola Soundwave bzw. Melt Klub Tent trotz sparsamster Bühnen-Action mit zahlreichen kleinen Hits locker im Griff hatten. Genau die richtige Portion lauter Gitarren und Mitgeh-Wumms, die es zum Endspurt des ersten Festivaltags brauchte.

Die insbesondere für den Melt!-Neuling den ersten nachmittäglichen wonnigen Schauer erzeugende imposante Kulisse sowie die nochmalige Intensivierung der Atmosphäre bei Anbruch der Dunkelheit wurden schließlich vom diesen Kreis quasi perfekt schließenden Sonnenaufgang gegen 5 Uhr abgerundet und nahezu übertroffen, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Kranskyline blinkten und schließlich ein mächtiger glutroter Feuerball über Wasser und Kränen das nicht enden wollende Set von Drum’n’Bass-Ikone GOLDIE feat. den mit mit bester Kondition und unglaublich langem Atem ausgestatteten Sänger/Rapper MC LOWQUI eindrucksvoll untermalte und einen dezenten Hinweis darauf gab, doch so langsam mal den Weg zum Zelt anzutreten, um wenigstens noch einige Stunden Schlaf mitzunehmen.



Goldie

Doch man konnte nicht anders, man musste in dieser hypnotisch anmutenden Atmosphäre einfach zu den zappeligen Beats, dem wohl fast hundertfach wiederholten „Make Some Nooooiiiiiise“ von MC LOWQUI und den mehrfach der aufgehenden Sonne gewidmeten Stücken („This one is dedicated to the sun“) einfach weitertanzen.
Und als GOLDIE hinter seinem Pult hervorkam und vorne am Bühnenrand zusammen mit seinem Mitstreiter mit ordentlichem Rock-Gebaren zu dem mit fettestem Sound von der Bühne geblasenen ‚Smells Like Teen Sprit‘ die verbliebenen Tanzfetischisten nochmal besonders anzuheizen vermochte, war ohnehin alles zu spät. Wie sagte GOLDIE so treffend gegen Ende des Sets? „There’s only good music und bad music.“ Recht hat er!



Foto: Marc Seebode

Zweiter Festivaltag, die Energie für das Bevorstehende musste man sich nach zwei Stunden Schlaf zunächst noch denken, doch mit zunehmendem Fortschreiten des Tages und nach einigen erfrischenden Runden im nahegelegenen See setzte die Vorfreude auf das Kommende bei noch etwas höheren Temperaturen als am Vortag schnell wieder ungeahnte Kräfte frei.

Und schon fand man sich nachmittags zu den als Gewinnern eines Nachwuchswettbewerbs im Coca-Cola Tent auftretenden Berlinern von LEASH wieder, die jedoch leider nur einer Handvoll, zu allem Übel auch noch leicht desinteressiert bzw. träge vor sich hindämmernder Übernächtigter ihren zweifellos druckvollen, wavelastigen Indierock kredenzten. Ziemlich undankbar zu dieser Zeit, abends bzw. nachts hätten sie das Zelt spielend zum Kochen gebracht, was später dann POLARKREIS 18, THE HORRORS, SHITDISCO oder auch den zu morgendlicher Stunde munter performenden australischen THE PRESETS vorbehalten sein sollte.

Switchen wir wieder auf die Mainstage, auf der sich nachmittags als erste WALTER SCHREIFELS und VIRGINIA JETZT! vor den nach und nach eintrudelnden ersten Besuchern redlich bemühten und Letztere mit ihrem live bekanntermaßen rockigeren Sound auch so langsam wieder Festival-Feeling heraufbeschworen.



Shout Out Louds

Von den schwedischen SHOUT OUT LOUDS hatte man sich eigentlich etwas mehr versprochen, viel zu brav mit unverständlich zahmem Sound konnten sie die Stimmung gegen 19 Uhr im mittlerweile schon wieder sehr gut gefüllten Arreal nur bedingt anheizen, was auch meine Kollegin Verena so sah:

„Hätten die SHOUT OUT LOUDS am zweiten Tag des MELT!-Festivals mal besser ihrem Namen alle Ehre gemacht, so hätten sie zumindest mir eine herbe Live-Enttäuschung ersparen können. Während der sonst so übermäßige beeindruckende Sound der Nokia Mainstage bei dem Gig der Schweden schon schwächelte, fand die Stimme ADAM OLENIUS‘ einfach zu selten, dafür aber dünn und krächzend den Weg ins Mikro. Kurzum, der Mit-SingSang des Publikums hatte weitaus mehr Qualität, als die Töne, die man von der Bühne her vernahm. Schade!“ [V.Zistler]

Dass das auch anders geht, stellten dann die knuffigen britischen THE RIFLES unter Beweis, die nach anfänglichen Problemen infolge eines nicht funktionierenden bzw. angeschlossenen Gitarrenamps schließlich mit einem gewohnt funkensprühenden Feuerwerk an schmissigen Indiepop-Hits zu diversen Tanztrauben animierten und auch wieder mit dem an beiden Festivaltagen überwiegend stets fantastischen (und extrem lauten) Sound aufwarteten.
HOT CHIP im Anschluss zählten im Nachhinein ja für viele zu den Gewinnern des diesjährigen MELT!, zum entspannten Mitwippen und Kopfnicken taugte ihr modernst ausstaffierter Pop-Entwurf natürlich auch allemal.

Und auch der Auftritt der Hamburger Indie-Veteranen TOCOTRONIC zählte für viele zu einem ihrer stärksten seit Jahren und gehörte für ebenso viele nicht ganz überraschend zu einem der Festival-Höhepunkte. Dass da naturgemäß dennoch nicht alle einer Meinung sind und das „Thema“ TOCOTRONIC natürlich auch durchaus kontrovers verhandelt werden kann, zeigen die folgenden unterschiedlichen Sichtweisen von Herrn Eckstein und Frau Zistler:

„Ein paar Tage kreiste das neue Album [i]Kapitulation[/i] nun schon in der heimischen Musikanlage auf und ab, die neuen Songs sind vertraut und teilweise schon ans Herz gewachsen. Nun also live.
Das Coverbild prangte riesig auf der Bühnenleinwand, die Größe der Bühne schien TOCOTRONIC allerdings zu missfallen. Die Monitorboxen trennten der Band einen Bereich ab, der in etwa einer kleinen Clubbühne entspricht. Nah beieinander wollten die vier also offensichtlich stehen. Ganz so wie das Publikum, dass spürbar zahlreich zu diesem Konzert gen Hauptbühne geströmt war.

Mit ‚Mein Ruin‘ begann das Set, und der Sound war gewaltig. Viel wurde schon über die Vorzüge eines zweiten Gitarristen in der Band geschrieben, live war RICK McPHAIL ja aber schon länger dabei. TOCOTRONIC werden also bewusst rockiger. Die Leinwand zeigte während des Konzerts neben dem bereits erwähnten Bild auch Schriftzüge á la „KAPITULATION“ oder kleine Filmchen. Neben einigen neuen Songs gesellten sich auch Klassiker wie ‚Sie wollen uns erzählen‘ oder, ganz zum Schluss, ‚Freiburg‘ dazu.
Gewöhnungsbedürftig waren, wie sollte es anders sein, die Ansagen von DIRK VON LOWTZOW bzw. JAN MÜLLER. Letzterer philosophierte vor der Zugabe „Wenn in einer Gesellschaft wie dieser Liebe möglich wäre, würden wir euch lieben“ ins Mikro – nun gut.
Als Abschluss eines absolut überzeugenden Konzertes gibt es noch eine schöne Rückkopplungsorgie unterstützt von DIRKs ins Mikro gejauchtztem „Music is the healing force of the universe“. So enden Tocotronic-Konzerte derzeit übrigens immer. Nicht fehlen darf, nach Verlassen der Bühne, natürlich auch ‚Die großen weißen Vögel‘ von Ingrid Caven schön laut über die PA gejagt.“ [A.Eckstein]



Tocotronic

„Nachdem ich wochenlang mit der „Kapitulation“ im Radio zu kämpfen hatte, aufgrund meines persönlichen Gefühlszustand aber unterlag, entschied ich, dass das MELT! eine neue Chance für TOCOTRONIC und mich bieten könnte. Auch wenn ich diversen Songs der Vergangenheit eine gewisse Bedeutung beimesse, befinde ich mich heute mit dieser Band auf Kriegsfuß. Also, auf in den Pulk vor der Mainstage und nicht zu kleinkariert denken, die ersten beiden Songs zählen einfach nicht. Als TOCO ‚Sie wollen uns erzählen‘ anstimmten, erhellte sich mein Gesicht und kurzzeitig konnte ich die Bewunderung des Publikums akzeptieren. Doch dann ging nichts mehr, und ich unterlag TOCOTRONIC mit einem großen Unverständnis zum zweiten Mal in diesen Wochen. Da war die letzte Zugabe ‚Freiburg‘ nur noch ein zischender Tropfen auf den heißen Stein. Ergo: Die Empfindlichkeiten dieses – mittlerweile – Quartetts sind mir einfach egal, ohne aber!“ [V.Zistler]



Black Rebel Motorcycle Club

Gute 20 Minuten später setzten die für ihre mitreißenden Live-Shows bekannten BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB in gewohnt lässiger Manier mit massiv drückendem, dabei stets beeindruckend differenziertem Sound zur extrem coolen Rock-Ekstase an. Teilweise von einem zweiten Gitarristen unterstützt, spielten sie sich durch ein fesselndes Best Of-Set ihrer bisherigen vier Alben, hatten natürlich diverse neue Songs ihres im April erschienenen aktuellen Albums Baby 81 sowie mit dem Set-Opener ‚Love Burns‘, ‚Whatever Happend To My Rock’n’Roll‘ oder ‚Spread Your Love‘ auch einige Songs ihres starken Debütalbums von 2002 im Gepäck. Die vehement geforderte, aber scheinbar aus Zeitgründen verwehrte Zugabe war der einzige Wermutstropfen eines wie immer mehr als mitreißenden Auftritts der Band aus Los Angeles.



Unkle

Gespannt war man natürlich auch auf den Live-Auftritt der ursprünglich mal von Elektronik-Mastermind JAMES LAVELLE als reines Studioprojekt konzipierten UNKLE, die in kompletter Bandbesetzung und einigen Sängern dann zwar der Entstehung des aktuellen Albums War Stories Rechnung trugen, aber etwas zu betont mit teils unangemessenem, zu dick aufgetragenem Sound auf Rockband machten, auch wenn der Auftritt zu später bzw. früher Stunde gegen 02:00 Uhr auf der Gemini-Stage auf jeden Fall durchaus auch seine Momente hatte.
Doch als die Vocals von beispielsweise Thom Yorke (‚Rabbit In Your Headlight‘) oder Ian Astbury (von der aktuellen Single ‚Burn My Shadow‘) zu der Live-Performance eingespielt wurden, mutete das Ganze schon etwas seltsam, zumindest aber anorganisch an, was meine tapfer ihre Müdigkeit bekämpfende Begleiterin Verena, die sich den Abend über meiner ausgiebigst artikulierten Vorfreude nur bedingt anschließen konnte (hatte sie doch fälschlicherweise stets etwas von einer Band bzw. Sängerin namens „Anke“ vernommen), offensichtlich keineswegs störte:

„Was zum Teufel hat er bloß mit dieser Anke?“ Eine Frage, die mich immer wieder beim oftmals kurzzeitigen Versuch – wir waren dem Bier- und Hitzewahn erlegen – einen Zeitplan der bevorzugten Acts zu erstellen, beschäftigte. Unser Herr Chefredakteur verwies nämlich immer wieder auf Anke, die er unbedingt live erleben wollte.
Ich hatte von Anke noch nie gehört und konnte sie auch an jenen Tagen nicht im Programmheft ausfindig machen. Umso erstaunter war ich als sich „Anke“ als ein musikalisch sehr interessantes Projekt aus England mit dem Namen UNKLE entpuppte. Während ich dennoch nicht den Gedanken an eine blond-gelockte Anke mit rosa Westerngitarre in Corsage und Minirock verwerfen konnte, bot sich mir ein faszinierender Ohrenschmauß. In einen voluminösen Sound verpackt, fanden sich elektronische und alternative Musik in einer wunderbar anmutenden Symbiose wieder.“ [V.Zistler]



Foto: Nils Wiere

Mittlerweile war es bereits gegen 4 Uhr morgens, kurz zuvor gab es ein dem zehnten MELT! Festival absolut angemessenes, imposantes Feuerwerk, und langsam begann man infolge (nicht nur) des Schlafmangels doch ein wenig zu schwächeln. JAN DELAY hörte und hörte nicht auf, nasal zu nölen, und dann nötigte einen Herr Eckstein auch noch freundlich, aber bestimmt, sich doch bitte auch noch den Klamauk-Königen von DEICHKIND unvoreingenommen zu nähern. Nun gut, wir haben’s versucht, mussten nach ca. 20 Minuten recht hanebüchenden Irrsinns aber kapitulieren und den wohlverdienten Rückzug antreten, dennoch sollen Euch die Eindrücke von dieser „Performance“ keineswegs vorenthalten bleiben:

„Das Phänomen DEICHKIND lässt sich Uneingeweihten – also Leuten, die noch nie einem DEICHKIND-Konzert beiwohnen durften – nur schwer erklären. Also immer nur die Bitte: „Wartet ab, haltet durch“. Nach dem nicht enden wollenden Konzert JAN DELAYs war es dann endlich so weit – hell übrigens auch. JAN DELAY kam dennoch nach der Umbaupause nochmal auf die Bühne und erzählte, wie er eben erzählt. Von DEICHKIND, SNAP und den Helden seiner Jugend: FRAKTUS. Bitte wer? Die Aufklärung sollte nach und nach folgen. STUDIO BRAUN drehten einen Film über die fiktive Band FRAKTUS, die den Techno erfanden, um im Alter gewöhnungsbedürftig bis furchtbar zu sein. Gewisse Ähnlichkeiten… und so weiter.
Der DEICHKIND-Auftritt beim MELT! wurde schließlich genutzt, um Live-Sequenzen des Films aufzunehmen. So mussten sich die auch zu dieser Uhrzeit noch immer in Massen vor der Bühne ausharrenden Besucher also noch ein gewollt schreckliches Stück Minimal-Electro anhören.



Deichkind

Zurück zu den Uneingeweihten. Die verstanden in diesem Moment natürlich die Welt nicht mehr. Das soll das große Ding sein? Die ultimative Party? Man konnte nur weiter vertrösten. Nach dem ersten FRAKTUS-Song richtete auch noch DAS BO ein paar Worte und Anweisungen in Sachen FRAKTUS an die Zuschauer. Dann endlich kamen DEICHKIND – aber auch nur schleppend. Die große Party startete nicht bei Null, sie brauchte Zeit. Außerdem war es diesmal, anders als beim Legende gewordenen Auftritt beim MELT! 2006 kein versprengtes Grüppchen, das dem aufziehenden Sonnenschein und den eigentlich längst verschwundenen Kräften trotzte und feierte, bis nichts mehr geht, sondern es war rammelvoll vor der riesigen Mainstage. Zu voll.

Die Uneingeweihten gaben irgendwann auf, und auch DEICHKIND-Veteranen mussten kämpfen. Nach dem zweiten FRAKTUS-Break stieg die Stimmung mit ‚Remmidemmi‘ und ‚Prost‘ zwar deutlich, bis zum Special Guest SNAP hielt ich dann aber nicht mehr durch. Im letzten Jahr konnte ich nicht weg, dieses Jahr nicht bleiben. Ergo: Messlatte nicht erreicht. Die hing aber auch verdammt hoch.“ [A.Eckstein]

Fazit vom MELT! 2007: Unsere aus MELT!-Debütanten und (einem) -Veteranen bestehende kleine BiB-Reisegruppe kam ziemlich geflasht von einer sagenhaften Atmosphäre, einer mehr als imposanten Location und natürlich von einem erstklassigen Line-up zurück nach Berlin. Viel mehr geht eigentlich nicht, höchstens beim MELT! 2008. Wir sehen uns!

Fotos © meltfestival.de

www.meltfestival.de
www.intro.de
www.ferropolis.de

Autoren: [EMAIL=thomas.stern@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL], [EMAIL=alexander.eckstein@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Alexander Eckstein [/EMAIL], [EMAIL=verena.zistler@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Verena Zistler [/EMAIL]

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