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Ein feucht-fröhliches Festivalwochenende auf dem alten Flugplatzgelände und jede Menge gute Laune![/b]
Freitag, 12.08.2005
Der Weg zum M’era Luna wäre um ein Haar schon wieder der Heimweg vom M’era Luna geworden. Es schüttete wie aus Kannen und eigentlich wartete man nur auf eine Absage des Festivals auf Grund des Unwetters. Schon das Wacken Open Air eine gute Woche zuvor wurde die reinste Schlammschlacht und dem M’era Luna schien ähnliches bevorzustehen.
Doch pünktlich um 16 Uhr dort angekommen, tummelten sich schon hunderte schwarz-bunte Festivalbesucher unter Regenschirmen an der Bändchenausgabe und auf dem erst wenige Minuten geöffneten Campinggelände. Und als hätte jemand Mitleid mit den armen, regengeplagten Musikfans gehabt, hörte der Regen plötzlich auf und man hatte die Chance, seine kleine Bleibe für die kommenden Nächte halbwegs trocken aufzubauen.
Bereits dabei war die gute Stimmung und merkliche Vorfreude auf die bevorstehenden Auftritte deutlich spürbar und gern half man seinem neuen Nachbarn mit Hammer oder Hering oder sogar beim gesamten Aufbau des Zeltes aus. ;)
Nach ca. 2 Stunden war der Campingplatz in Sichtweite gut gefüllt und es herrschte reges Treiben.
Wenn man dann nach getaner Arbeit Hunger verspürte, lockten bereits erste Grill- und Bratstände vor dem eigentlichen, noch abgesperrten Festivalgelände mit Leckereien.
Wie jedes Jahr öffnete der Hangar um 22 Uhr seine Pforten und man konnte seinen Abend auf der Indie-Party mit namhaften DJs der Szene verbringen. Dieses Partyspektakel liessen sich auch viele Besucher nicht entgehen und so wurde es eigentlich die gesamte Nacht über nicht still auf dem Campinggelände. Aber wer erwartet das auf einem Festival auch schon. ;)
Samstag, 13.08.2005
Der erste „offizielle“ Festivaltag versprach schon vom Morgen an ein ereignisreicher Tag zu werden. Trotz des verhältnismäßig guten Wetters sahen das die meisten Besucher wohl anders und kamen nicht richtig aus den Federn, respektive Schlafsack. So blieb das Festivalgelände bis ca. 12 Uhr Mittags weitgehend leer, und auch die Merchandise- sowie Klamottenläden, welche rund um das Festivalgelände aufgebaut waren, gähnten vor Leere.
Selbst die erste Band des Tages IN MITRA MEDUSA INRI konnte nur wenige Zuschauer anlocken. Bei einer Netto-Spielzeit von nur 20 Minuten wohl auch kein Wunder, dass sich die Wenigsten um diese Uhrzeit zum Main Stage quälen. Schade eigentlich, denn trotz der verhältnismäßig frühen Stunde und der geringen Spielzeit konnten die Mönchengladbacher ihre (wenigen) Zuschauer durch fetzigen Goth-Rock mit einem Hauch von Romantik auf die Festivaltage einstimmen. Bei der dargebotenen Leistung und der Tatsache, dass diese Band schon seit 1992 existiert, ist es fast eine Schande sie um 11 Uhr und dann auch nur 20 Minuten spielen zu lassen.
Die folgenden OSIRIS TAURUS durften 10 Minuten länger der langsam wachsenden Zuschauerzahl einheizen und brachten einen zwar abwechslungsreichen Shamanic-Pop (Eigenbetitelung), der aber nicht wirklich überzeugen konnte, wie man an großen Teilen des Publikums festmachen konnte.
Schon vor der Anmoderation für LIMBOGOTT fanden sich die ersten tanzbegeisterten Besucher vor der Bühne zusammen, um sich zu stampfenden EBM-Beats in reger Bewegung zu üben und Stimmung zu verbreiten. Hier und da fielen zwar ein paar Tropfen vom Himmel, aber insgesamt blieb Petrus gnädig. Die Zuschauer dankten es mit guter Laune und ausgelassener Stimmung.
Mit den amerikanischen CRÜXSHADOWS stand dann auch zum ersten Mal an diesem Tage ein international bekannter Top-Act auf der Main Stage. Das Festivalgelände war nun gut gefüllt, wenn nicht sogar fast überfüllt. Kein Wunder, denn die CRÜXSHADOWS rund um ihren charismatischen Sänger ROGUE haben sich über die Jahre hinweg eine redliche Fangemeinde erspielt, zu der nach jedem Festival sicherlich neue hinzukommen. Schon nach dem ersten Lied hatte Frontmann ROGUE das Publikum fest in seinem Bann und erheiterte es durch seine frech-lockeren Sprüche zwischen den Songs. Wie immer liess es sich ROGUE nicht nehmen, auf das Bühnengeländer zu klettern, um dann knapp unterm Bühnendach mit ihrem Tanzflächenfüller ‚Deception‘ das Stimmungsfass endgültig zum Überlauf zu bringen. Die CRÜXSHADOWS sind ein Garant für eine stimmungsgeladene Show und immer wieder gern gesehen auf einem Festival, selbst wenn ROGUEs waghalsige Kletteraktionen dem Veranstalter sicherlich die ein oder andere Schweissperle auf die Stirn treiben mögen.
Nach einer Verzögerung in der Umbaupause war es dann so weit. THE 69 EYES aus Finnland betraten, gewohnt in schwarzer Lederkluft und Sonnenbrillen, die Bühne und legten schon mit dem Eröffnungssong ein fulminantes und energiegeladenes Set hin, welches von den Zuschauern mit rythmischem Mitklatschen quittiert wurde. Frontmann und Frauenschwarm JYRKI liess sich die Rockstarmanieren nicht nehmen und warf imponierend gelassen mit dem Mikroständer durch die Gegend und agierte (trotz Sonnenbrille!) mit dem Publikum. Die Stille, die nach Ende des Sets einkehrte, zeigte wieder einmal, dass die 69 EYES mittlerweile zu den Großen im Rockstarstaate zählen und auch durchaus mehr Spielzeit verdient hätten, denn eine Stunde Rock-Energie ist definitiv zu wenig.
Das konnten die Jungs und Mädels von SCHANDMAUL aber mit ihrem folkloristischen Rock sehr gut ausgleichen und gaben dem Publikum keine ruhige Minute. Wer SCHANDMAUL einmal live erlebt hat, der weiß, wie professionell und dennoch kumpelhaft Sänger THOMAS mit dem Publikum umzugehen weiß und es immer wieder dazu bringt, lautstark einzelne Passagen mitzusingen oder auch mitzutanzen, was nahezu einem kleinen Kunststück gleicht. Unter starkem Applaus ließ man die Truppe dann nach einer Stunde ziehen.
Wenn man dachte, dass dies der letzte Publikumsliebling war, der lag gehörig falsch, denn um kurz nach neun machte sich das irisch/englische Duo VNV NATION an die Arbeit und heizte den Besuchern mit einer gelungenen Mixtur aus gewohnt tanzbaren, aber dennoch anspruchsvollen Liedern und einer ausgewogen schrillen Lichtshow gehörig ein. Leider konnten bekannte Kracher wie ‚Electronaut‘ und ‚Epicentre‘ auch nicht über den schlechten, sehr blechern klingenden Sound hinwegtäuschen, die tanzende Menge brachte dies jedoch nicht aus dem Takt.
Der Headliner am Samstag waren die legendären SKINNY PUPPY, die jedoch ein gespaltenes Publikum erzeugten. Keine Frage gehören SKINNY PUPPY mit zu den besten Electro-Live-Acts der Szene und wissen auch, mit ihrer provokanten Show zu unterhalten, jedoch sind sie mehr aufs ältere Publikum zugeschnitten. Der jüngere Teil des Publikums spaltete sich ab und war mehr bei den mexikanischen HOCICO, welche im Hangar stampfende Beats erzeugten oder beim (mehr oder weniger) legendären NOCTULUS, der seinen Weg nach Hildesheim gefunden hat, zu finden. Für einen Headliner natürlich keine schöne Situation, aber SKINNY PUPPY liessen sich nichts anmerken und bewiesen wieder einmal, dass sie live einfach eine super Show abliefern.
Sonntag, 14.08.2005
Auch der Sonntag wurde durch SCREAM SILENCE mit einer melodischen Gothic Rock-Band eingeleitet, denen man gern noch etwas länger gelauscht hätte. Doch THE VISION BLEAK standen bereits in den Startlöchern, wo sie allerdings auch besser hätten bleiben sollen, denn ihr musikalischer Mix aus Black Metal und gefühlvollem Gesang klang wie melodieloser Grunzbrei mit wenigen Lichtmomenten. Der schlechte Sound tat dann an dieser Stelle seinen Rest und irgendwie konnte man die nächste Band eigentlich kaum erwarten.
Es folgten FAUN und GÂTE, zwei Bands, die mittelalterliche Melodien verstehend gekonnt unters Volk zu bringen. Leider regnete es in Strömen, was zwar die Besucher nicht abhielt, das Festivalgelände feucht-fröhlich zu stürmen, doch in einem Meer aus Regenschirmen ist die Bewegungsfreiheit eher eingeschränkter Natur.
Langsam aber sicher verwandelte sich das Gelände in einen einzigen Matschbrei, aus dem kein Stiefel mehr trocken oder gar sauber entkam.
Die heissersehnten Kanadier THE BIRTHDAY MASSACRE betraten pünktlich um 14.10 Uhr die Main Stage, allerdings konnten sie live weniger überzeugen und so quietschte sich Sängerin CHIBI (gab es nicht auch so ein Pokémon?) von Song zu Song, bis sie endlich SVEN FRIEDRICH das Mikrofon in die Hand drückte und ZERAPHINE mit dem passenden ‚Be my Rain‘ das Publikum verzauberten. Als besonderes Sahnestück zum Abschluss beglückten sie die Fans mit dem selten live gespielten Track ‚In der Tiefe‘ und bedankten sich für das tapfere Durchhalten trotz des Unwetters.
Wahrhaftig wurde auch dem M’era Luna kein sonniges Sommerwetter gegönnt, jedoch umso erfreulicher war festzustellen, dass weder Stimmung noch Festivalfeeling bei den Besuchern darunter litt und so wurde allen doch ein schönes M’era Luna 2005 beschert.
Autoren & Fotos: [Email=michal.gralak@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Michal Gralak [/Email] und [Email=maria.broberg@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Maria Broberg [/Email]