Metoo vs. Black Music und Combs-Clan

Mitte September vergangenen Jahres erschien The Love Album: Off the Grid, das fünfte Studioalbum von (P.) DIDDY aka SEAN JOHN COMBS. Dutzende Produzenten und Feature-Gäste u.a. JUSTIN BIEBER haben daran mitgewirkt. Zwei Monate später reichte DIDDYs Ex-Freundin, die Sängerin CASSIE, eine Klage wegen sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt ein. Bis heute folgten weitere Klagen von rund 120 Opfern. Der Weltstar soll Frauen und Mädchen meist betäubt und vergewaltigt haben, darunter 25 Minderjährige und z.T. auf Partys vor den Augen weiterer Prominenter. Er steht vor Gericht und könnte enden wie R. KELLY.

Nun ist die Feindschaft zwischen 50 CENT und DIDDY kein Geheimnis, wirft dieser ihm doch vor, für den Mord an TUPAC verantwortlich zu sein. Nun kam heraus, dass Diddy womöglich eine Frau aus Rache dafür vergewaltigt hat, weil auch diese an diesen angeblichen Auftragsmord glaubte. Doch dass 50 Cent nun mit Netflix eine Dokumentation ähnlich wie Surviving RKelly (2019) plant, sollte ihn nicht zum Verbündeten der #Metoo-Bewegung machen. Der geschäftstüchtige 50 Cent versucht hier, auch die Black Music vor dem Urteil zu retten, nichts als Rape-Culture zu sein. Das ist insofern unglaubwürdig, dass ja Dutzenden Rappern und R’n’B-Sängern weltweit sexualisierte Gewalt vorgeworfen wird, beispielsweise CHRIS BROWN – auf Diddys Jacht. Doch auch 50 Cent bediente in früheren Songs jahrelang das Klischee des Zuhälters und sexistischen Gangsters („P.I.M.P.“).

Neben 50 Cent müssen weitere falsche Freundinnen der Bewegung in all jenen Queerfeministinnen und Postkolonialistinnen weltweit gesehen werden, die Gruppenvergewaltigungen von Flüchtlingen oder die Massenvergewaltigungen der Hamas ab dem 7. Oktober 2023 leugneten, verharmlosten oder gar als „Widerstand“ feierten. Wer zwischen „guten, echten“ Opfern und Weißen/Israelitinnen/Jüdinnen unterscheidet, verteidigt keine Frauenrechte. Oder anders gesagt: Ein männlicher Täter bleibt ein männlicher Täter, auch wenn er Geflüchteter, Muslim oder Palästinenser ist. Diese simple Wahrheit nicht anzuerkennen, zeigt wie sehr die postmodernen Theorien zu Ideologien geworden sind.

In der Familie von Diddy darf die Bewegung übrigens ähnliche Feinde erblicken wie in der von MICHAEL JACKSON. Statt sich mit den möglichen Opfern ihres Vaters zu solidarisieren, schlossen sich sechs der sieben Kinder von Diddy zu einem gemeinsamen Statement zusammen. Etwa einen Monat nach seiner Inhaftierung wegen organisiertem Sexhandel im September 2024 stellten sie sich voll hinter Diddy. Diese antihumanistische Vaterliebe ist allerdings typisch für Täterfamilien, bedroht doch die Anklage eigene Gelder und Karrieren.

Dass übrigens auch der Rockbereich kein „Safe Space“ ist, unterstrich DERYCK WHIBLEY (SUM41) jetzt in seiner neuen Autobiografie Walking Disaster: My Life Through Heaven and Hell. Sein Förderer und Produzent GREIG NORI (TREBLE CHARGER) habe ihn sexuell belästigt – im Zusammenhang mit Drogen.

Ein weiteres Missbrauchssystem wurde inzwischen im Kindersender Nickelodeon ausgemacht. In der Doku Quiet on Set: The Dark Side of Kids TV (2024) sprach der TV-Star und Poprock-Sänger DRAKE BELL (Hör mal, wer da hämmert, Seinfeld, Drake & Josh, Cosmo & Wanda) erstmalig über den sexuellen Missbrauch durch Brian Peck, Dialog-Coach am Set von The Amanda Show (1999-2002).

 

Deryck Whibley
Walking Disaster: My Life Through Heaven and Hell
(Gallery Books)
VÖ: 08.10.2024

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