MOBY – Wait For Me


(Re)Play, die Zweite?



MOBY bleibt unberechbenbar: Punk wie Technohead, Nerd wie Popstar und definitv einer von den Guten. Exakt zehn Jahre nach dem Millionenseller Play, mit dem von Melancholie durchtränkten Megahit ‚Why Does My Heart Feel So Bad‘, schließt Richard Melville Hall aka MOBY zumindestens vorerst den Kreis, der nie wirklich rund war. Vermutlich nicht zum letzten Mal vollzieht MOBY einen (mehr oder weniger) radikalen musikalischen Stilwechsel. Auf Animal Rights (1996) greift er nach drei elektronischen Trance-/Techno-Alben (Moby, 1992, Ambient, 1993, Everything Is Wrong, 1995) auf seine Punkrock- und Hardcore-Vergangenheit zurück und liefert ein Album mit harten, Fans wie Kritiker gleichermaßen verstörenden Gitarrensounds ab. 1999 folgt dann Play, voller zukunftsweisender Folk-Electronica, die ihre Fortsetzung in 18 (2002) und Hotel (2005) findet. 2008 erscheint dann Last Night (2008), eine Art Konzeptplatte, die der Dramaturgie einer New Yorker Partynacht folgt und dabei mehrere Dekaden Disco-Sound durchstreift.

Nun also Wait For Me – das Ergebnis einer Erleuchtung; die Erleuchtung selbst, die MOBY offensichtlich mit der Schlagkraft der Rute eines Zenmeisters traf. Es war Anfang 2008, als David Lynch während einer Rede bei den BAFTA-Awards über die grundsätzliche Schönheit von Kreativität sinnierte und MOBY die Entscheidung traf, in Zukunft viel persönlichere Platten zu machen. Kommerziell gesehen ging das mit Animal Rights bereits einmal gründlich in die Hose; das Album blieb, wie auch sein letztes, bleiartig in den Regalen liegen. Dennoch warf MOBY potenzielle Verkaufsaussichten und ausgeklügelte Marketingpläne über Bord und kehrte für Wait For Me in sein Heimstudio zurück, um dort in Do-it-Yourself-Manier (inklusive selbstgezeichnetem Plattencover) und ohne Erwartungsdruck das gesamte Album einzuspielen.

Da überrascht es dann doch, dass MOBY angesichts der geäußerten Absage an den Kommerz mit Wait For Me mehr als offensichtlich an den Stil seiner größten Erfolge anknüpft. Mehr noch: dieses Album ist behaglich-sentimental, warm, weich und kuschelig, Melancholie durchtränkt mit Wattebausch-Hits de luxe. Und nun greifen wir uns alle mal ehrlich ans Herz und fragen: Ist das schlimm? Nein, so die unumwundene Antwort: Denn so lange MOBY solch grandiosen Popperlen wie ‚Pale Horses‘ und ‚Mistake‘ oder solch steinerweichende Stücke wie ‚Walk With Me‘ und ‚Jltf‘ aus dem Ärmel zaubert, kann das nur recht und gut sein. Ist es auch und daher hat MOBY mit Wait For Me ein in sich geschlossenes, fast stromlinienförmiges, nichtsdestotrotz brillantes Pop-Album geschaffen, das Herz und Sinne berührt. Nicht mehr, nicht weniger.

MOBY
Wait For Me
(Ministry Of Sound / Edel)
VÖ: 26.06.2009

www.moby.com
www.myspace.com/moby

Autor: [EMAIL=jana.schuricht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]

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