Mod Sun – Internet Killed The Rockstar

Da geht ja was! In den 2000ern meinten viele wirklich, HipHop hätte Rock endgültig erledigt. Doch in den 2010ern gab es sowas wie eine Rolle rückwärts, die nun ausgerechnet von Rappern ausgelöst wurde. Emo-Trap (z.B. LIL PEEP) und Punkrap (z.B. YUNGBLUD) hießen die Stichworte. Und nun gibt es tatsächlich Rapper wie MOD SUN alias DEREK RYAN SMITH, die schon früher in Punkbands spielten, dann als Rapper tätig waren und jetzt zum Punk zurückkehren. Smith war in den 2000ern u.a. Drummer bei den Post-Hardcore-Punkern FOUR LETTER LIE, seit 2015 Solorapper und veröffentlicht nun ein eigenes Poppunk-Album, das sich gewaschen hat. Als Vorbild hierfür scheint ihm MACHINE GUN KELLY zu dienen, mit dem er im vergangenen Jahr bereits die Single „Stay Away“ einspielte – Ja, genau der Rapper, der HipHop-Legende EMINEM herausgefordert und sich nun dem Punkpunk zugewendet hat. Mit ihm zusammen hat er im Januar den Musikfilm Downfalls High veröffentlicht. Hier gaben sich zahlreiche Rapper und Sänger die Klinke in die Hand. Und der neue Co-Produzent des Albums ist JOHN FELDMANN von GOLDFINGER.

Das Album startet mit „Karma“ und klingt verdammt vertraut nach dem Skatepunk der Jahrtausendwende. Mod Sun hat gut hörbar Fun dabei – auch sichtbar im Video, das natürlich von Machine Gun Kelly produziert wurde. Er hat eine ordentliche Stimme, die mehr kann als rappen. Es folgt mit „Bones“ ein melodiöser Crossover-Song, der mehr rockt als das gesamte letzte Album von BLINK-182. Wow! Aber zumindest war ihr Klassiker „Rollercoaster“ geiler als Mod Sun’s Trappopper selben Namens und „The Party Song“ lustiger als „Pornstar“.

Und noch eine Überraschung hat Smith in petto, die er seinen Fans schon im Januar unterbreitete: Der Poprocker „Flames“ featured AVRIL LAVIGNE – Ja, genau die Popsängerin, die der Punk-Szene immer ein Wenig peinlich war und trotzdem dazu gehören wollte. Von der Community will sich Mod Sun auch nicht mehr ausschließen lassen, wie er im Titelstück betont. Musiker und Musikfans hören schließlich dank Internet tausende Songs und kennen keine Grenzen mehr („I had the whole world in my head“).

Inhaltlich drehen sich die Lyrics hauptsächlich um den Abschied von der großen Jugendliebe, die einen dennoch durch das Leben trägt („Betterman“) und zu der man doch jederzeit zurückkehren würde, wenn es die Umstände erlauben würden („Smith“). Seine Gesangsstimme setzt Smith bei „Prayer“ am Schönsten ein.

Er probiert auch zahlreiche Stile aus. Dass HipHop allein auf Dauer nicht rockt, ist jetzt klar. Vielleicht ist der Traum der einstigen Crossover-Bewegung von der friedlichen Koexistenz schon längst Realität. Eminem oder auch dessen alten Todfeind EVERLAST müsste das eigentlich freuen.

 

Mod Sun
Internet Killed The Rockstar
(Big Noise Music Group)
VÖ: 12.02.2021

www.modsunmusic.com

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