Schöner leiden mit MOI CAPRICE.
Die dänische Band mit dem französischen Namen „Moi Caprice“ ist bei uns noch relativ unbekannt, in Dänemark aber haben sie bereits Popgeschichte geschrieben. Mit ihrem Song ‚The Sun & The Silence‘ kamen sie bis auf die vorderen Plätze der Alternative-Charts – und das ohne einen Plattenvertrag zu haben. Das hat vor ihnen noch keiner geschafft und katapultierte sie Ende der Neunziger in die obere Liga der dänischen Indiemusik. Zwei Alben, viel Kritikerlob und einige Preisnominierungen folgten.
Nun ist ihr drittes Album The Art Of Kissing Properly draußen und hat wieder die gleichen Eigenschaften, die die vorherigen Alben auszeichneten: intelligente Lyrics treffen auf Popmelodien mit einem doch recht melancholischen Touch. Sänger und Texter Michael Møller packt in seine Stimme so viel Sehnsucht, Weltschmerz und Leiden, dass es manchmal fast schon wehtut und man ihn einfach nur in den Arm nehmen und sagen möchte: Es wird alles gut. Die süß-lieblichen Melodien mildern und verstärken diesen Effekt zugleich, wie man auch bei vergleichbaren Bands wie zum Beispiel den Shout Out Louds, The Thrills oder Delays feststellen kann.
Wäre diese Band nicht in Nordeuropa, sondern in Seattle oder Nordkalifornien beheimatet, würden sie garantiert die Herzen einer ganzen Generation von Heranwachsenden brechen. Ihre immer haarscharf an der Kitschgrenze vorbeischrammenden Lieder über die Liebe und das Leben wären der perfekte Soundtrack für Dawson’s Creek, Gilmore Girls, O.C. California und Konsorten. Man könnte sich aber auch vorstellen, dass sich einige intelligentere Filmemacher wie zum Beispiel Zach Braff den Exklusivvertrag mit den Dänen für Garden State 2 unter den Nagel reißen würde und Natalie Portmann in der Endszene zum Sound von ‚Drama Queen‘ im alten Ford Mustang die endlose Straße entlang gen Sonnenuntergang fährt.
Derartige Spekulationen außen vor gelassen, ist The Art Of Kissing Properly ein schönes, angenehm unaufdringliches Indiepopalbum. Man würde sich zuweilen wünschen, dass mal ein bisschen weniger Synthigeklimper und ein bisschen mehr Gitarre zu hören wäre und der Sound insgesamt nicht so perfekt abgemischt klänge. Aber wenn man keine Berührungsängste mit Gefühlsduselei, Harmonie und Pathos hat, hüllt einen dieses Album ein wie eine warme, tröstende Kuscheldecke.
MOI CAPRICE
The Art Of Kissing Properly
(Divine Records/ Cargo)
VÖ: 25.01.2008
www.moicaprice.com
www.myspace.com/moicaprice
Autor: [EMAIL=sandra.wickert@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Sandra Wickert[/EMAIL]