Keine Angst vor Popsongs.
Man kennt ja diese Binsenwahrheiten: Die Ehe fürchtet das verflixte siebte Jahr, für den Bundesliga-Aufsteiger gilt es in der verflixten zweiten Saison aufzupassen und für eine aufstrebende Band ist das verflixte dritte Album immer so eine Sache. Kann man noch zulegen oder bleibt man für immer ein Abklatsch seiner selbst und letztlich nicht mehr als ein viel versprechender Versuch? Und wenn man sich weiter entwickelt, wie tut man das ohne die eigene Fangemeinde zu verunsichern? Und will man nicht endlich auch mal unter dem Strich etwas übrig behalten und diesen nervigen Nebenjob loswerden? Wie man es auch macht, eins bleibt gewiss: Man kann es nicht allen recht machen.
Um die mit ihrem 2005er Überraschungserfolg The Repulsion Box selbst hochgelegte Messlatte nicht zu reißen, holten sich SONS & DAUGHTERS für den Nachfolger Bernard Butler ins Studio. Als Gitarrist der Britpop-Band Suede stand dieser für eher geradlinige Popromantik und musste nach eigener Aussage den Schotten erst einmal die Angst nehmen, Popsongs zu schreiben. Dieser Einfluss ist auf This Gift dann auch nicht zu überhören. Die Harmoniestrukturen sind unmittelbarer, die Gitarren schrammeliger und das Songgefüge greifbarer definiert, was den Songs Gefälligkeit verleiht, ohne dabei jedoch Lageweile aufkommen zu lassen. Dazu trägt die bandtypische Düsterkeit bei, die als Wiedererkennungswert vor allem in den Gesangslinien Adele Bethels erhalten bleibt und den Unterschied zum Konsens-Mainstream ausmacht. Die Söhne und Töchter vereinbaren Nick Caves makabre Romantik mit Franz Ferdinands eingängigem Indiepop, als seien das ihre unehelichen Eltern. Nicht weiter verwunderlich also, dass das Quartett aus Glasgow ebendiese zu seinen größten Fans zählen kann.
Der Rest von This Gift bewegt sich irgendwo zwischen 60s Beat a la Jefferson Airplane (‚Rebel with a Ghost‘, ‚Darling‘) und 90er Rockbands wie Elastica (‚Split Lips‘) oder den Cranberries (‚Iodine‘). Und wenn SONS & DAUGHTERS wie bei der Single ‚Gilt Complex‘ zwischendurch immer wieder aufblitzen lassen, dass die alten Kanten noch nicht ganz abgeschliffen sind und es zum Ende des Albums noch einmal richtig krachen lassen, dann machen sie es doch allen wieder irgendwie recht und bescheren uns mit ihrem verflixten dritten Album, das was draufsteht: This Gift. Dankeschön.
SONS & DAUGHTERS
This Gift
(Domino/ Indigo)
VÖ: 01.02.2008
www.sonsanddaughtersloveyou.com
www.myspace.com/sonsanddaughters
www.dominorecordco.com
Autor: [EMAIL=arne.wellding@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Arne Wellding[/EMAIL]