MONO + SEIDENMATT am 06.05.2005 im Knaack

[b]
Ohne Worte von Stille zu Lärm. Ein beeindruckender Konzertabend zweier Postrockbands.



Das ist kein entspannter Konzertabend, keine Spaßbands, kein Springen oder Tanzen – Das sind zwei Bands, bei denen man sich konzentrieren, bei denen man mitfühlen muss und dennoch ein wahres Hochgefühl, ja absolute Euphorie empfinden wird.

MONO aus Japan, die spätestens seit ihrem letzten Album [i]Walking cloud and deep red sky, Flag fluttered and the sun shined[/i] zur internationalen Instrumental-Elite zählen, machen auf ihrer Europatournee in Berlin halt.
Unterstützt werden sie dabei von der wohl besten deutschen Band in diesen musikalischen Gefilden, von SEIDENMATT.

Zu zwei Dritteln ist das Knaack gefüllt und relativ pünktlich betreten SEIDENMATT die Bühne. Momentan sind die vier Berliner eigentlich mit den Arbeiten an ihrem im September erscheinenden Album beschäftigt; um für MONO den Support zu machen, verlassen sie aber gern und nach eigenem Bekunden sehr geehrt das Studio.
SEIDENMATT zaubern auch an diesem Abend wieder mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und Sampler, setzen Soundfetzen und Harmoniefrakturen so zusammen, dass ein Klangwall den Konzertsaal mit Bildern füllt. Mal laut, mal leise wird die Songstruktur permanent zerbrochen, um die Dramaturgie bis kurz vor der Überreizung zu steigern und schließlich aufzulösen. Dem Großteil des Publikums scheint der Gig von SEIDENMATT zu gefallen und sie sind in der Tat eine wunderbare Einstimmung auf TAMAKI und ihre drei Mitstreiter TAKAAKIRA, YASUNORI TAKADA „Taka“ GOTO und YODA.

Wie MONOs aktuelles Album beginnt auch das Konzert mit dem Song ’16:12′ und dessen mehrminütigem Intro, bei dem alle Protagonisten sitzen und die einzigen Töne durch mal laut, mal leise gedrehtes, Gitarrenzupfen und -ausklingen entstehen. Irgendwann ist aber jedes Intro mal zu Ende und dann zeigen MONO ihre andere Seite. Neben der melancholischen Ruhe und der fast endlosen Geduld im Songaufbau haben MONO nämlich noch eine andere Stärke: die Erzeugung von unglaublichem Lärm. Später wird es einen Besucher zu der Aussage hinreißen, dass seine Nase vom Schalldruck frei gepustet worden sei – was nicht einmal auszuschließen ist.
Nicht wenige Zuhörer halten sich an den extrem ausschweifenden Stellen bei ‚halcyon (beatiful days)‘ oder ‚lost snow‘ zum Schutz die Ohren zu. Wer es nicht tut, wird die Verzerrung der Gitarren und die krachenden Becken, auf ein Fiepen reduziert, noch Stunden später im Ohr haben.

Aber auch das andere Extrem ist zur Genüge vorhanden. Stellenweise ist es während der Songs so ruhig, dass man sogar das flüstern einiger Konzertbesucher hören kann. Dass sie flüstern und nicht schreien, verdeutlicht aber auch den Respekt vor der Darbietung und der Konzentration der vielen, mit geschlossenen Augen mitwippenden, Zuhörer. Auf der Bühne wird passend zu den beeindruckenden musikalischen Kontrasten mal gesessen und mal gemosht, aber nie gesprochen – Mikros wurden erst gar nicht aufgebaut. Aber eben das macht den Zauber dieser Band aus: ohne ein Wort zu sagen, trotz Penetrierungen mit Lärm und Geduldsproben mit Stille, ziehen sie einen in ihren Bann und lassen einfach nicht mehr los. Nie mehr.

www.mono-44.com
www.seidenmatt.de
www.sinnbus.de
www.2fortheroad.de
www.knaack-berlin.de

Autor: [EMAIL=alexander.eckstein@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Alexander Eckstein [/EMAIL]

Foto ©MONO

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