MORTIIS – The Grudge

Goblins sind musikalisch! ;-)

Wenn der Kenner eine CD des Labels Earache in den Fingern hält und ihn dazu vier lederjackige, böse guckende Typen vom Promo-Poster aus anstarren, deren Frontmann sich auch noch in ein Zombiegoblin-artiges Kostüm samt authentischer Maske gezwängt hat, dann erwartet er automatisch, dass gleich übelster Death-Grind-Core-Metal die heimischen Brüllwürfel ans Dezibellimit und die Nachbarn zum Polizeinotruf treiben wird.

Bei MORTIIS jedoch weit gefehlt: Das norwegische Quartett um Mastermind MORTIIS, der sich nie ohne das erwähnte Kostüm zeigt, schlägt musikalisch eine eher ungewöhnliche Richtung für besagtes Label ein.
Synthetische Electro-Flächen paaren sich mit fetten, melodischen Gitarrenriffs, dazu eine Stimme, die mal kreischend, mal ruhig und melodiös doch ein breiteres Spektrum darbietet, als das die meisten anderen Earache-Acts tun. >;-)

Meine persönliche „MORTIIS & Ich“ – Geschichte:

Phase 1 – Ablehnung: „MORTIIS? Das ist doch dieser Masken-Knilch , der irgendwelchen unspektakulären Dark Electro macht.“

Phase 2 – Interesse: “ – ‚Era3‘ – Aha, angeblich neuer Stil, viel besser, viel toller, na schaumer mal.“

Phase 3 (1. Hören) – Anerkennung: „Tatsächlich, scheint ja recht netter Elektrorock zu sein!“

Phase 4 (2. Hören) – Überraschung: „Hey, dat groovt ja doch ganz schön!“ -Kopfwipp-Reflex stellt sich ein.

Phase 5 (3. Hören, immer noch anhaltend) – Begeisterung: “ ‚Era3‘ ist MEINE Ära!“ – Kopfwipp-Reflex wird um Wohnzimmer-Spring-Syndrom erweitert, mitsingen natürlich inklusive.

Man merkt es schon: The Grudge ist kein Album, das sich gleich beim ersten Hören erschließt: Treibende Beats, die durch abrupte Breaks von ruhigen Balladenstücken unterbrochen werden, sowie urplötzliche Gesangsstilwechsel sind nur ein Bruchteil der musikalischen Unregelmäßigkeiten, die The Grudge so interessant machen.
Wer also ein Album sucht, dass sich durch geradlinigen 1-2-3-4-Takt anbiedert (so wie ein Teil des früheren MORTIIS-Schaffens), der wird bei der aktuellen Scheibe definitiv nicht (mehr) fündig werden.

Als ein deutlich hör- und spürbarer musikalischer Einfluss müssen hier meine heißgeliebten NINE INCH NAILS genannt werden. Aber auch norwegische Landsleute aus der düstern Elektrorockecke wie GOTHMINISTER oder auch ZEROMANCER können bedingt mit zum Vergleich herangezogen werden.

Die Lyrics besingen genreüblich düster (zwischen-)menschliche und seelische Abgründe: Titel wie ‚Twist The Knife‘ , ‚Broken Skin‘ oder ‚The Loneliest Thing‘ sprechen wohl für sich.

Ich könnte jetzt noch viel mehr über das künstlerische und musikalische Konzept von MORTIIS schwafeln, womit ich aber den Rahmen einer Rezension und die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne meiner Leser definitiv überstrapazieren würde.
Interessierte surfen einfach gen unten genannter Website.

Fazit: NINE INCH NAILS – Liebhaber, so wie ich, versüßen sich mit The Grudge die Wartezeit bis zum heiß ersehnten neuen NIN-Album.
Alle anderen Elektrorocker geben dem exzentrischen Düsterbarden zumindest eine Chance.

Aber WEHE, jemand nennt MORTIIS einen Bergtroll! Dann wird er nämlich böse.
Warum, kann man auf der Website unter der Rubrik „Truth & Untruth“ nachlesen.



MORTIIS
The Grudge
(Earache / SPV)
VÖ: 20.09.04


PS: Meine Promoversion wurde übrigens von einem beinharten Kopierschutz okkupiert, der sämtliche meiner CD-Laufwerke in die Grätsche trieb, außerdem war nicht einmal der sonst übliche Player enthalten, der zumindest das Abspielen am Rechner ermöglicht.
Es bleibt sehr zu hoffen, dass solche Haudrauf-Mentalität, die Computerbesitzer pauschal als Raubkopierer abstempelt, in der Endproduktion vermieden wird.


http://www.mortiis.com
http://www.earache.com

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