MORTON VALENCE – The Day I Went To Bed For 10 Years


Schlafwandelnd.



MORTON VALENCE sind eine siebenköpfige Band um die Londoner Musiker Anne Gilpin und Robert „Hacker“ Jessett alias Morton Junior, die sich bereits mit ihrer vorigen Band Florida großer Beliebtheit in ihrer Heimat erfreuten. Ihr jetziges Projekt haben sie nach dem Ort benannt, an dem die ersten neuen Songs entstanden sind: MORTON VALENCE – 40.000 Schafe, eine Kneipe – verschlafen nennt man das! Das erste Album der Band ist jetzt bei 25 records erschienen.

So kann das losgehen: Die synthiepop-triefende Seefahrerhymne ‚Sailors‘ lockt auf die Tanzfläche, stampft euphorisierend geradeaus und fordert Revolution und Freiheit – „We use the albatrosses to guide us“. Dann wird es schlagartig ruhiger. Schon die zweite Nummer und erste Single ‚Man On The Corner‘ baut sich erst spät zum kleinen Indie-Rockhit auf. Was folgt sind ruhige, häufig folkige Songs, die Grandezza und eine gehörige Portion Charme aus ihrer sensiblen Instrumentierung ziehen, in der sich elektronische Elemente und Handgemachtes zu einem hübschen, entspannten Gesamtbild vereinen.

Irgendwann fällt es einem dann wieder ein… Richtig: The Day I Went To Bed For 10 Years steht als Titel über dieser Liedsammlung. Überaus treffend – und das ist als großes Kompliment gemeint. Schläfrigkeit und Verträumtheit in Songs zu fassen, ist ein Anliegen, dass ohnehin viel mehr Bands verfolgen sollten! Vor allem, wenn dabei der Humor nicht verloren geht und Lieder ‚Requiem For A Hells Angel‘ heißen. Großartig auch, wie sich im naiven ‚Girl On The Escalator‘ Junge und Mädchen auf der Rolltreppe verlieben, während er hinab und sie an ihm vorbei nach oben fährt – „Sometimes love can last forever – sometimes just a second or two“ gestehen sie sich wechselseitig ein.

Überhaupt gefällt das Zusammenspiel der Stimmen von Anne Gilpin Robert „Hacker“ Jessett, die ihre Texte so eindringlich und emotional – manchmal verschleppt und brüchig – vortragen, dass man immer wieder hellhörig wird. Es gibt Weckrufe – „Forget about that tattoo and the bruises on your arm / paint a pretty picture full of wonder and charme“ – die Musik türmt sich, getragen von Gitarre und Keyboard, plötzlich zu ggroßartigem Pop auf und der Chor weiß: „It’s time to go / It’s getting late / This song won’t cure your bellyache“. Fantastische Momente, die das Potential und den Variantenreichtum dieser Band nur andeuten und neugierig machen auf mehr.

Das spiel mit dem Thema Schlaf treibt am Ende bunte Blüten: Zu Xylophon und einem Keyboardkreiseln heißt es „Don’t say good night“, bevor nach einer kurzen Pause, als Hiddentrack, das Titelstück beginnt – eine Art melodische Spoken-Word-Moritat über Drogen und die Härten eines gelebten Lebens. Gegen Ende des Stücks singt Robert Jessett:: „I don’t want to put a moral on this tale“ und Anne Gilpin antwortet launisch: „You just did“. Traumhaft!

MORTON VALENCE am Freitag, 23.04.10 live im NBI/Kulturbrauerei (Popmonitor Party, w/ BEASTS feat. Ed East/Chikinki)

MORTON VALENCE
The Day I Went To Bed For 10 Years
(25 records)

www.myspace.com/mortonvalence
www.mortonvalence.com
www.25records.de

Autor: [EMAIL=heiko.bartels@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Heiko Bartels[/EMAIL]

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