Isländischer Charme und magische Momente.
Im Foyer der Volksbühne ist einiges los – in Berlin scheinen die isländische Band MÚM und ihre Landsleute von SEABEAR ziemlich beliebt zu sein. Halt, so stimmt das nicht ganz, denn das Publikum ist ziemlich international. Skandinavische, spanische, italienische und englische Wortfetzen schallen durch den Raum. Vor den Kartenschaltern bilden sich lange Schlangen und manch Abendkassenkarten-Anwärter muss enttäuscht nach Hause gehen, da das Konzert zu guter letzt ausverkauft ist. Dann geht es los.
Die Vorband SEABEAR tritt auf und holt sich für ihren ersten Song die Besetzung von MÚM auf die Bühne, um gleich mit einem Dutzend spiel- und singfreudiger Musiker loszulegen. Nur schade, dass der Tontechniker hinter dem Mischpult seine liebe Not hat, den Sound richtig abzumischen, in regelmäßigen Abständen schleicht sich ein Knarrzen, Knacken oder Pfeifen ein.
Die sieben bunt gekleideten Jungs und Mädels der Band lässt das glücklicherweise kalt – sie spielen ganz lässig alle nur erdenklichen Instrumente und spinnen daraus feine Melodien, über denen die herrlich-fluffige Stimme von Sänger und Gitarrist Sindri Már Sigfússon schwebt. Teils melancholischer, teils fröhlicher, in jedem Fall aber unheimlich facettenreicher und liebevoll instrumentierter folkig-angehauchter Kammerpop hüllt im Nu den ganzen Saal ein und zaubert einem Gros des Publikums ein Lächeln aufs Gesicht. Es fühlt sich an, als würde man in einer kuscheligen Holzhütte einer Gruppe Waldorfschüler lauschen, die in vollendeter Perfektion ihre Abschlussprüfung in experimenteller Harmonielehre absolviert und ganz nebenbei unaufgeregte, aber dennoch aufregende Musik kreiert.
Nach dieser kurzweiligen Darbietung und einer halben Stunde pausenfüllender Dub-Dauerschleife eröffnet der Hauptact mit einem schlichten „Hi, we’re Múm“ das Konzert.
Die Musik von MÚM ist Kunst, keine Frage – instrumental und elektronisch werden Töne fabriziert, die tatsächlich Melodien ergeben. Es ist schon beachtlich, mit welcher Hingabe und Selbstverständlichkeit die Bandmitglieder mehrere Instrumente locker aus dem Handgelenk spielen, von Cello über Violine bis hin zur Melodika. MÚMs Urgesteine Örvan und Gunnar pendeln derweil zwischen Gitarre, Synthesizer und Laptop fröhlich hin und her, und nach jedem Song bedankt sich die Band charmant beim Publikum. Die Stücke von ihrem neuen Album Go Go Smear The Poison Ivy (