Beim letzten Output vor zwei Jahren bewiesen NATION OF LANGUAGE, dass sie nicht nur den Synthiepop der 80er kopieren, sondern auch weiterdenken können. Diesen Anspruch zu halten, dürfte das Ziel des vorliegenden Albums gewesen sein.
Ein eigenartiges Cover ziert Strange Disciple: Der Klosternovize trägt eine Frauenmaske, während er betet. Ist sein Spiegelbild am Boden gar sein Idol? Die brennende Kerze am hellichten Tage erinnert an die neunte Tarotkarte, den Eremiten. Das Kunstwerk gibt also den Hinweis, wie die Songs zu verstehen sind: IAN RICHARD DEVANEY singt betrübt davon, sich in der Liebe zu sich selbst zu üben, was eben bedeuten kann, sich vom anderen zu trennen: „Just a reminder I’m in love, weak in your light, and I can’t seem to wash it off.“ („Weak In Your Light“) Er erklärt sein Ziel: „Slowly reframing our roles: Empty idol, strange disciple.“ („Sole Obsession“) In „A New Goodbye“ hofft er auf „A soft sacrifice: A new goodbye.“ Doch muss er sich schließlich eingestehen: „Illuminate that I will never, I will never learn.“ („I Will Never learn“)
Musikalisch beruhen die Tracks zumeist auf einer klaren Beat-Struktur und Bass-Line. Diese können wie im Refrain von „Surely I Can’t Wait“ noch von Synthies unterstützt werden. Wer die tickenden Tanzsongs vermisst, bekommt „Too Much, Enough“ geboten.
Das verhallte „Swimming in the Shallow Sea“ und „Stumbling Still“ beruhen eher auf E-Gitarren wie in einem langsamen Surfpop-Song von PALACE. „Sightseer“ verfolgt dagegen eher den Post-Punk-Ansatz. Trotz dieser Variationen klingt das Album wie aus einem Guss und setzt die Qualität der Bandproduktionen fort.
Nation Of Language
Strange Disciple
(PIAS)
VÖ: 15.09.2023
Live
19.08.24, Dortmund, Junkyard
20.08.24, Frankfurt, Palmengarten
21.08.24, Hamburg, Draußen im Grünen