Das Seltsame am aktuellen Synthiewave ist die fast schon zwanghafte Fixierung auf die 80er-Jahre-Sounds. Das, was so cyber-futuristisch daherkommt, ist völlig Retro, post-future sozusagen. Bands wie NEW ARCADES stecken fest in ihrem Konzept, wenn sie auf Platten wie In The Deepest Of Dreams vor zwei Jahren immer nur das selbe versuchen. Das letztjährige Best-of Until Now konnte das auch bezeugen. Auf Leave Something Behind ist es ADAM SULLIVAN, der sowohl produziert, wie auch abmischt. Vielleicht würde es dem Sound guttun, wenn er mal jemand anderen an die Regler ließe?
Hits kommen dabei nicht rum, auch wenn man noch so sehr sich in die Nähe historischer Hits spielt. „Believe“ bietet altbekannte Synthieflächen und einen optimistischen Text: „Now I know I don’t need to be afraid. Together now and with you I believe!“ Auch mit viel Gefühl kommt doch nur immer wieder Kitsch heraus.
Das Feature „Severed“ mit DROID BISHOP soll eine Cyber-Athmosphäre verbreiten, setzt sogar mal ein E-Gitarren-Solo ein, klingt aber erneut wie aus dem Computer. Überhaupt fragt man sich, was an Stücken wie „Brighter Days“ nicht von der Künstlichen Intelligenz in Sekunden erstellt wurde: Synthies? Sinnloser Text? Gesang? Coverartwork? Mit diesen Gedanken könnte die Band beispielsweise ironisch spielen und den Hörer einmal Musik anbieten, mit der er überfordert wäre. Allein dazu fehlt der Wille.
„Tell Me It’s Over“ ist da wieder so eine Trennungsballade, die Kinofilm-Memes und Animes auf TikTok untermalen kann, aber sicherlich von niemanden so „gefühlt“ wird. RACHEL JANE zeigt den New Arcades dann mit „One More Day“, wie aktueller Elektropop klingen kann: süß und dynamisch. Die weiteren Songs der Band allein zerfließen wieder mal zu einer untrennbaren klebrigen Soße.
New Arcades
Leave Something Behind
(TimeSlave Recordings)
VÖ: 01.09.2023