Ijdelheid – Alas, I Am Morbid!

Nicht einmal ein Jahr nach der EP Stealing the Fire From Heaven ist IJDELHEID schon wieder mit einer LP dabei. Alas, I Am Morbid! schreibt die Todessehnsucht der Vorgänger weiter und erreicht eine neue Qualität von Neofolk. Die schwermütige Dame auf dem Cover ist übrigens die Countess of Castiglione (1837-1899), Virginia Oldoini, eine Mätresse Napoléons III. und Model des 19. Jahrhunderts.

Der Utrechter RUBEN WIJLACKER ist auch kein Kind von Fröhlichkeit und so kommen die depressiven Schatten als Gitarrenwände und Drones im Openertrack „Shadows Stretching Out“ auf den Hörer zu. Mit hoher Stimme und Chor singt er: „I can’t hide!“ Dann fällt der dunkle Schatten als ruhiger Folk in sich zusammen, um sich sodann wieder aufzurichten.

„I Have Summoned Rain Clouds“ ist komplexer Neofolk, doch noch interessanter ist das Gothic-Stück „Look At All We Lost!“ Während andere Sänger wie etwa WILLIAM FITZSIMMONS fast jeden ihrer Songs in der selben Stimmlage angehen, experimentiert Wijacker nicht nur mit der Gitarre, sondern singt hier tenorisch im Chor mit sich selbst.

Der Gedanke an eine Untergangssekte aus Unholy bleibt bestehen. Diese entpuppt sich in „Witches‘ Flight“ als Hexenzirkel. Gegen Ende stapeln sich hier Ambient-Geräusche zur schwarzen Magie, die die Hexen in die Lüfte hebt – die Präsenz des Teufels. Doch ist Wijacker dem Bösen zugetan? Im Neoklassik-Stück „The Addict“ möchte er sich irgendjemanden unterwerfen, der ihn als wärmendes Licht aus der Dunkelheit führt. Er gesteht, keine wahre Liebe, nur leere Lust zu kennen. Doch vielleicht kann Gott ihn retten? Im hellen Folkstück „Light and Warmth“ findet er ihn „somewhere between the wise and the weak.“ Vielleicht macht der elitäre Dünkel der Avantgarde blind für das, was wirklich zählt? Doch Nein, als Teil einer „Ultimate Nocturnal Cathedral“ hofft er nach dem Tod wie Gott selbst zu werden. Dass es etwas Übernatürliches gibt, glaubt er allerdings schon („Consciousness Reimagined“).

Diese Texte werden mit wenigen, bedeutungsvollen Worten vorgetragen, während die Musik mit Eleganz ausgearbeitet ist – zwischen zartem Neofolk und Gothic. Wieder ein exzellenter Beitrag.

 

Ijdelheid
Alas, I Am Morbid!
(Onism Productions)
VÖ: 01.09.2023

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