Wow, was für ein irres Jahr! Seitdem NINA CHUBA im vorletzten März ihr Debüt Glas veröffentlichte, hat sich ihre Welt auf den Kopf gestellt bzw. ins Unermessliche geweitet: „Seit dem, was im letzten Jahr war, weiß ich ganz genau, was gemeint ist, wenn jemand von Panik spricht“, erklärt sie in „Fliegen“, das sich auf ihrer neuen EP befindet. Der Stress hat ihr das Lachen aus dem Gesicht gewaschen. Ihr HipHop-Pop ist einem gehetzten Pop gewichen.
Im Titelstück „Farbenblind“ berichtet sie über den Schock des plötzlichen Fames, den sie als gruseliges Paradies beschreibt: „Jeden Traum erfüllt – wie soll ich träumen ohne Schlaf?“ Hier klingt ihre Jugendstimme schlapp, fast rau. Der hintergründige Beat erinnert an BILLY EILISH-Produktionen in billiger deutscher Machart (zu viele Streicher).
Das, was Nina davor rettet, durchzudrehen, ist natürlich die Liebe, wie sie etwa in „Fliegen“ betont. Hier zitiert sie übrigens wörtlich Sänger EDWIN ROSEN: „Ich kriege Vertigo.“ („Vertigo“) Der Keyboard-Song „10 Sekunden Blickkontakt“ erinnert an „Crash“ von CLUESO. So allein und kühl ist der neue Vibe. Genau wie im letzten Feature „Liebe“ bei UFO361 hat Nina ihre düstere Seite entdeckt.
Und dann der durchdachte neue Hit: „Fata Morgana“ beruht auf E-Gitarre mit harten Drums. Hier reiht sie sich melodiös und ästhetisch ins sogenannten Y2K-Revival der 2000er ein, das CHARLI XCX mit „1999“ ausgerufen hat:
Erstens verbeugt sich Chuba mit Song und Video vor TOKIO HOTEL’s Überhit „Durch Den Monsun“. Im Remix singt BILL KAULITZ sogar selbst mit.
Und zweitens führt sie ihre Fans mit der Message vor, dass diese genauso Fans ihrer Kindheit sind wie sie selbst. Da sind Die Wilden Kerle-Referenzen im Trailer zu „Fata Morgana“. Und dann fragen die Fans, wo denn das versprochene Musikvideo mit Hotel, Palmen und Motorrädern sei. Nicht da, denn das eigentliche Musikvideo zeigt Nina im Dunkeln und der Trailer ist nur AI-produziert. „Ein bisschen zu kalt und zu schön für die Wahrheit. Du bist eine Lüge!“ machte Nina doch klar. Sie selbst war als Kind in den 2000ern Teil der Popkultur, nämlich als Nina Flynn in der 3. Pfefferkörner-Generation, in der 5. und 6. Staffel. Und selbst diese Rolle wird jetzt vom Rapper BOOZ aufgegriffen („Räuber Und Gangster“).
Vielleicht hat sie diese Hintergründigkeit und Ehrlichkeit ja wirklich von Ufo gelernt. Sie macht jedenfalls gespannt auf das neue Album.
Nina Chuba
Farbenblind EP
(Jive/Sony)
VÖ: 06.12.2024
Live
24.10.25, Erfurt, Messehalle
25.10.25, Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherungen
27.10.25, Stuttgart, Schleyer-Halle
29.10.25, München, Olympiahalle
30.10.25, Leipzig, Quarterback Immobilien Arena
01.11.25, Bremen, ÖVB Arena
02.11.25, Hannover, ZAG Arena
03.11.25, Dortmund, Westfalenhalle
05.11.25, Frankfurt, Festhalle
06.11.25, Köln, Lanxess Arena
07.11.25, Hamburg, Barclays Arena
09.11.25, Berlin, Uber Arena