Bild: Friedrich Reip
Das NOORDERZON ist ein Traditionsfestival im hübschen Groningen. Wir waren zwei lange Abende lang dort unterwegs…
POPTRAVEL. Unter diesem Namen berichten wir – in Verbindung mit dem Cultural Traveler Blog NEVERLEAVETHECLOUDS – in unregelmäßigen Abständen vermehrt von außerhalb Berlins, ja: außerhalb Deutschlands. Porträts, Interviews, Konzert- und Festivalberichte im berühmten Blick über den Tellerrand. Nach Besuchen in Amsterdam und Rotterdam zieht es POPTRAVEL nun bereits zum dritten Mal in die Niederlande…
Diesmal ist unsere Wahl auf Groningen gefallen, bekannt für seine studentische Partyszene und nicht zuletzt für das branchenintern bedeutende Newcomer-Festival Eurosonic, das jedes Jahr im Januar Tausende Besucher aus dem Musikbiz begrüßt.
Anlass für unseren Trip in den Nordosten der Niederlande ist jedoch ein Stadt-Festival, das vor allem bei den Einheimischen und den Deutschen jenseits der unfernen Grenze beliebt ist: das NOORDERZON. Knapp zwei Wochen lang (für Kurzentschlossene: in diesem Jahr noch bis zum 31. August) sind dann zahlreiche Performances, Theateraufführungen und nicht zuletzt allabendlich Live-Konzerte zu sehen. Wir haben uns für das erste Wochenende entschieden und damit für Auftritte von u.a. JAGWAR MA, der niederländischen Newcomerin KOVACS und SUN KIL MOON. Doch dazu später mehr – zunächst gilt es, in bester POPTRAVEL-Manier ein bisschen durch die Straßen der Stadt zu ziehen…
Bild: Friedrich Reip
…das heißt: wenn man durchkommt! Überaschend gutes Wetter treibt an diesem Wochenende jeden ins Stadtzentrum, die Liebe der Holländer zu ihrer „terras“ ist bekannt. Verstärkt wird der Eindruck noch durch das herrlich chaotische (und durch eine bumsvolle Kirmes endgültig aus den Angeln gehobene) Straßensystem in Groningen, das den unbedarften Besucher förmlich zum Verlaufen verführt, dafür aber auch mit einigen entrückend schönen Aussichten auch außerhalb der quirligen Altstadt belohnt. Die ist indes vor allem als Partyhochburg bekannt: Fast 200 Bars, Kneipen und Restaurants tummeln sich auf dem zentralen Quadratkilometer, einen Platz flankiert gar ein Irrgarten aus fünf Bars mit insgesamt mehr als zwanzig (!) Theken. Die Partys hier sind nicht jedermanns Sache, doch wer sich ein wenig umsieht, der findet Alternativen: In der halbschicken Bar Warhol etwa läuft in dieser Nacht lärmiger Spätneunziger-Indie, im Pand48 lupenreiner Techno, beides bei freiem Eintritt.
Eine ganz eigene Nummer ist hingegen der legendäre Nachtclub Vera. Aus einer Studentenvereinigung gestartet, ist der Laden seit Jahrzehnten eine der feinsten Adressen im internationalen Tourzirkus. U2 etwa haben hier gespielt, noch ehe ihr (aus Produktionsgründen nach hinten geschobenes) Debütalbum erschien, erzählt Booker Peter Weening, der seit 1980 das Programm für den als Kulturinstitution staatlich subventionierten Club macht. Die Simple Minds haben hier ebenso gespielt wie Slayer, die White Stripes und Nirvana. Gefragt nach einer Episode, die ihn nach all den Jahren immer noch schmunzeln lässt, von Nick Cave, der hier einem Mädchen in der ersten Reihe vors Gesicht getreten und das Ganze lakonisch mit den Worten kommentiert haben soll, seine Shows seien eben nichts für Schwächlinge. Rock’n’Roll als Mutprobe.
So weit zum allnächtlichen Wahnsinn Downtown. Doch wie war es auf dem NOORDERZON? Hier geht’s zum zweiten Teil der POPTRAVEL-Reportage…