OASIS – Don’t Believe The Truth

Abgespeckt, rumpelig, effektiv: OASIS mit soliden und zeitweise überraschenden Songs.



Zwei weitgehend enttäuschende Vorgängeralben, eine nur bedingt radiotaugliche Vorab-Single (‚Lyla‘), kaum noch Grabenkämpfe der Gebrüder Gallagher – man darf sich fragen, warum OASIS überhaupt noch interessant sein sollten. Dabei hat Don’t Believe The Truth durchaus einige positive Überaschungen zu bieten.

Los geht es aber klassisch: Mit dem Opener ‚Turn Up The Sun‘ kommt der vielleicht am prototypischsten nach den „alten“ OASIS klingende Song aus der Feder des Bassisten ANDY BELL. Das war’s dann aber vorerst mit heimeliger Vertrautheit. NOEL GALLAGHER kontert mit ‚Mucky Fingers‘, einem Geschrammel, das irgendwie gar nicht loszugehen scheint, nur den Ansatz eines Refrains besitzt und dann auch schon wieder zu Ende ist. Ein ähnlicher Fall ist das bereits angesprochene ‚Lyla‘. Nach GALLAGHER-Aussage an The Soundtrack Of Our Lives orientiert, ist die Melodieführung ähnlich durchschaubar, aber auch genauso catchy.
‚Love Like A Bomb‘ erinnert stark an ‚Songbird‘ vom letzten Album. Das kann daran liegen, dass sich bei beiden LIAM als Songschreiber probierte, dass beide eigentlich nur aus einer sich wiederholenden Strophe bestehen oder dass ein wunderschön perlendes Piano wie aus dem Nichts auf und wieder abtaucht.

Mit ‚The Importance Of Being Idle‘ klingt NOEL nun -nach all den meist unbegründeten Beatles-Vergleichen der Vergangenheit- erstmals wirklich wie ein Kind der 60er. LIAMS ‚The Meaning Of Soul‘ und ‚Guess God Thinks I’m Abel‘ sind verzichtbar und hätten auch als B-Seite erscheinen können. Nicht so NOELS ‚Part Of The Queue‘: dessen Strophe ist unüberhörbar an ‚Golden Brown‘ von den Stranglers entlehnt – eine Frechheit, die die Ohrwurmqualitäten des Songs natürlich erhöht.

Zwei weitere eher durchschnittliche Songs folgen mit ANDY BELLS ‚Keep The Dream Alive‘ und GEMS ‚A Bell Will Ring‘, bevor NOEL mit ‚Let There Be Love‘ einen finalen Kübel Kitsch auskippt. Dessen Refrain musste er zur Strafe auch selbst singen.

Die Produktion von Don’t Believe The Truth ist zeitgemäß und angenehm transparent ausgefallen. Breitwandgitarren und übereinandergeschichteter Bombast scheinen bei OASIS der Vergangenheit anzugehören. Zum bewusst abgespeckten und oftmals rauen Klangbild trägt maßgeblich Drummer ZAK STARKEY bei, der auf fast allen Songs zu hören ist. In seiner minimalistischen Effektivität, aber auch einer gewissen Rumpeligkeit steht er seinem berühmten Vater Ringo kaum nach. Ein bisschen geht damit zwar der Wiedererkennungswert des OASIS-Sounds verloren, für das Endprodukt war dies aber mehr als lohnend.

Unter einem Gesichtspunkt aber nähert sich Don’t Believe The Truth letztlich doch wieder ein wenig den großen Zeiten von Morning Glory und auch Be Here Now an. Erstaunlicherweise funktioniert dieses Album als Gesamtwerk besser als seine einzelnen Stücke, von denen wohl nur zwei oder drei die nächsten Jahre überdauern dürften.

OASIS
Don’t Believe The Truth
(Sony BMG)
VÖ: 30.05.2005

www.oasisinet.com

Autor: [EMAIL=sebastian.frindte@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Sebastian Frindte[/EMAIL]

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