‚WTF‘?
Ein Einfaches ist es, jeglichen Text über diese Band mit der ewig gleichen Geschichte zu beginnen – denn alle haben wir’s doch damals gesehen. Ob nun beim einschlägigen Musiksender unserer Wahl, Youtube oder auch gerne in der Adaption durch die Simpsons, es war schlicht (und im wahrsten Sinne des Wortes) nicht zu umgehen: mit ‚Here It Goes Again‘ und dem dazu abgedrehten Video haben OK GO Geschichte geschrieben. Vier – man muss es so sagen, wie’s ist – eher geschmacklos gekleidete Herren „tanzen“ (respektive eher „bewegen“) sich da in einer ausgereiften Choreografie auf, über und unter Laufbändern durch den Song, und mehr als einmal fragt man sich, wie oft sie dabei wohl auf die Schnauze geflogen sind und/oder sich irgendwas geklemmt haben, bis alles so im Kasten war.
Warum fängt also nun auch diese Rezension genauso wie die meisten anderen an? Ganz einfach: In Anbetracht der neuen Platte Of The Blue Colour Of The Sky ist die Überlegung bezüglich vorangegangener Quetschungen nämlich wieder relativ schnell präsent, sind Damian Kulashs Vocals doch ab und an hart an der Grenze zum Kastrat. Andererseits haben Herren wie beispielsweise Moneybrother damit großen Erfolg, warum also nicht auch Kulash und Co. Trotzdem, irgendwie tut’s manchmal schon ein wenig weh, wenn er sich wie in ‚Skyscrapers‘ (man wittert irgendwie einen Bezug zwischen Titel und Stimme) in Stimmetagen hochquietscht, die man vermutlich nicht mal als (Durchschnitts-) Frau erreicht.
Ihn oder gar die komplette restliche Band aber allein darauf festzunageln wäre mehr als ungerecht, denn mit der musikalischen Akrobatik außenrum geschieht so viel mehr, was Aufmerksamkeit verdient, denn so ganz eingängig ist es nicht unbedingt. Ganz abgesehen davon kann Kulash auch durchaus anders, was er unter anderem in dem beschaulich-melancholischen Stück ‚Last Leaf‘ beweist, das nicht dadurch besticht, dass man dazu – Verzeihung – über ein Laufband springen könnte, sondern die andere, ruhige Seite von OK GO zeigt, die sich auch in den darauf folgenden Liedern fortsetzt und schließlich im fast schon sphärischen ‚In The Glass‘ verliert.
Klar, man hätte den Artikel also umstrukturieren oder sogar komplett auf die Video-Geschichte verzichten können – aber wieso? Davon abgesehen, dass es nun mal ein (nicht ganz unwichtiger) Teil der Bandlaufbahn war, hat es sicherlich für den ein oder anderen Lacher weltweit gesorgt, und spätestens nach Ablauf der knappen Stunde Of The Blue Colour Of The Sky ist es doch eh fast schon bedeutungslos, wie begonnen wurde, denn es zählt das Hier und Jetzt.
OK GO
Of The Blue Colour Of The Sky
(Capitol / EMI)
VÖ: 19.02.2010
http://www.okgo.net
http://www.myspace.com/okgo
Autor: [EMAIL=verena.gistl@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Verena Gistl[/EMAIL]