„A Beatle, a Wing, a poet, an artist, a humanitarian, a living legend – Sir PAUL McCARTNEY!“
Es wird ja gerade richtig viel schmutzige Wäsche gewaschen im Hause McCARTNEY. Kein Tag vergeht, an dem nicht neue Details aus dem öffentlichen Rosenkrieg zwischem dem Ex-Beatle und dem Ex-Model Heather Mills bekannt werden. Doch wisst Ihr was?: Es interessiert mich nicht die Bohne! Denn PAUL McCARTNEY hat mir mit seinem Konzertfilm The Space Within US einen der schönsten DVD-Abende seit langem beschert.
Dass der 1942 in Liverpool geborene PAUL McCARTNEY einer der erfolgreichsten und begabtesten Popmusiker aller Zeiten ist, dass der Siegeszug der Fab Four in den Sechzigern quasi heute noch anhält – darüber gibt es keine Diskussion. PAUL McCARTNEY ist ein Phänomen, eine lebende Legende. The Space Within US umspannt dann auch folgerichtig ca. 46 Jahre Musikgeschichte. Allein diese Zahl macht deutlich, wie viele Menschen mit den Beatles, den Wings und McCARTNEY solo aufgewachsen sind, musikalisch sozialisiert und geprägt wurden. (Irgendwann werde auch ich gemeinsam mit meinem Vater zu einem PAUL McCARTNEY-Konzert gehen. Versprochen!)
The Space Within US hat viele spektakuläre Höhepunkte. Der im wahrsten Sinne des Wortes kosmischste ist, als 17.000 Menschen ein kräftiges „Good Morning“ anstimmen, um die zwei Astronauten an Bord der Raumstation ISS in Echtzeit zu begrüßen. PAUL McCARTNEY hatte während seines Konzertes im kalifornischen Anaheim im vergangenen Jahr eine Live-Verbindung zur Discovery-Besatzung herstellen lassen und spielte für die Astronauten den Beatles-Klassiker ‚Good Day Sunshine‘ (Revolver, 1966) und den Song ‚English Tea‘ vom 2005er Studioalbum Chaos And Creation In The Backyard.
Das Repertoire auf seiner US-Tour, dass hier übrigens nicht nur „United States“ sondern vielmehr „Wir“ als Menschen bedeutet, reicht von legendären Beatles-Songs wie ‚Magical Mystery Tour‘ (1967), ‚Drive My Car‘ (1965), ‚Eleanor Rigby‘ (1966), ‚Penny Lane‘ (1967) und natürlich das fast unvermeidliche ‚Yesterday‘ (1965) über einige Hits der mit seiner verstorbenen ersten Frau Linda 1971 gegründeten Band Wings wie ‚Too Many People‘ (1971) oder ‚Let Me Roll It‘ (1973) bis hin zu seinem ersten Solo-Hit ‚Maybe I’m Amazed‘ vom selbstbetiteltem Debut 1970, der faktisch das Ende der Fab Four besiegelte. Zwischen den 26 Live-Songs kommen Crewmitglieder, prominente (Eddie Vedder, Bill Clinton, Chris Tucker, Paul Stanley u.a.) und ganz normale Fans zu Wort, so dass The Space Within US im Ergebnis weit mehr ist als ein Konzertfilm, sondern vielmehr eine interessante und vorallem kurzweilige Dokumentation der US-Tour im Jahr 2005. Hinzu kommt umfangreiches Zusatzmaterial wie z.B. ein etwa 10-minütiger Vorfilm mit biografischen Impressionen von PAUL McCARTNEY, weitere Interviews und einige Soundcheck-Mitschnitte.
The Space Within US hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Bilder von ergriffenen, nahezu überwältigten Konzertbesuchern aller Altersstufen bringen das Phänomen McCARTNEY in wohl beeindruckendster Weise näher. Doch auch PAUL McCARTNEY selbst zeigt sich mit seinem damals 63 Jahren als hochenergetischer Künstler und absolut agiler und zugleich sympathischer Performer. Manchmal trägt die DVD einen Tick zu dick auf, wenn die allzu pathetisch wirkenden Bilder in Tränen aufgelöster Endfünfziger bei ‚Helter Skelter‘ kein Ende nehmen wollen. Oder man sich so sehr auf ‚Hey Jude‘ gefreut hat, jedoch nur die letzten Takte zu vernehmen sind, weil die Interviewten zum wiederholten Male betonen müssen, was für ein toller, ehrbarer, bescheidener Mensch PAUL McCARTNEY doch sei.
Diese kleine Überdosis an Huldigungen an den Ex-Beatle mag einerseits etwas störend wirken, andererseits gibt es wohl keinen andere Persönlichkeit im Popbusiness, bei der sie berechtigter wäre.
PAUL McCARTNEY
The Space Within US (DVD)
(Warner Music)
VÖ: 10.11.2006
Fotos: © PAUL MC CARTNEY
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]