PERE UBU am 13.09.2005 im Quasimodo


Wer nicht will, der hat schon … verpasst. Selber schuld!



Alles fing damit an, dass mich sage und schreibe drei Leute am Abend des 13.09. versetzten und auf den extra Gästelistenplatz verzichteten, den ich noch zu bieten hatte. Dabei ging es doch gar nicht um irgend so eine „Hutzel Futzel Nachwuchscombo“, es ging doch um eine Legende in einer Legende. Denn an diesem Abend spielten PERE UBU im Quasimodo. Wie gesagt, selber schuld.

PERE UBU in Persona DAVID THOMAS sollten sich nach Jahren wieder einmal ins schöne Berlin verirren, um sich im weltberühmten Jazzclub Quasimodo am Kudamm ein Stelldichein zu geben. So begab es sich, dass ich mit meinen 28 Jahren zu den jüngeren Besuchern des Quasimodo zählte, was nicht verwunderlich ist, da PERE UBU schon seit 1978 an der musikalischen Innovationsschraube drehen und inzwischen unzählige Alben herausgebracht haben.

Auf diese zurückgreifend ging es dann auf jegliche Vorband verzichtend um 22.00 Uhr auf die Bühne des schwer gefüllten Kellerclubs mit extrem angenehmem Ambiente. Leider ließ die Deckenhöhe aufgrund der Architektur zu wünschen übrig, und David Thomas wirkte mit seinen fulminanten körperlichen Ausmaßen etwas eingeklemmt.

Nun folgte, immer getragen von der leidenden, jammernden Stimme von DAVID THOMAS, ein Gig der sich so schnell nicht einordnen lässt und wahrscheinlich schon in der Vergangenheit nie hatte einordnen lassen. Die Band bestand aus Gitarrist, Bassistin und einem hervorragenden Drummer, die allesamt aus Altersgründen mit Sicherheit nicht der Originalbestezung angehören, einzig der Mann hinter dem schwer analog wirkenden, resonanzerzeugenden Synthesizer wirkte, als hätte er von Anfang an mit am PERE UBU-Schräubchen gedreht. Mr. THOMAS präsentierte nun viele Songs über Pennsylvania, einen über Tennesse, widmete einen Sharon Stone, den anderen Wayne Kramer von MC5, weil er ihn mal für diese geschrieben hatte, führte Songs auf, die man angeblich seit 17 Jahren nicht mehr gespielt hatte und pendelte zwischen flächigen Indie-Epen und dem einen oder anderen Punk-Kracher hin und her. Das Witzige war, dass man DAVID THOMAS, wenn er sang, besser verstand, als wenn er seine Zwischenmonologe nuschelte.

Nichtsdestotrotz hing das ganze Publikum an den Lippen des in die Jahre gekommenen Schwergewichts, der wirkte wie die weniger verzweifelte, aber um so mehr verlebte Variante eines Daniel Johnston. Was soll ich sagen: Auf einzelne Songs einzugehen ist schwierig bei solch einem homogenen Set, das nur kurz von Schlagzeugschwierigkeiten unterbrochen wurde. Man verlor sich einfach in der Masse der Songs und im Universum der progressiven Traditionalisten, und ehe man sich versah, standen PERE UBU ein zweites Mal auf der Bühne, um ihre Zugabe mit einem von den Beastie Boys gesampelten Song zu beginnen und drei Songs später wieder zu beenden.

Ich fühle mich immer noch leicht hypnotisiert und bin sogar ein bisschen froh, den Moment nicht mit jemand geteilt haben zu müssen. So gehört er ganz allein mir.

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Autor: [EMAIL=mirco.erbe@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Mirco Erbe[/EMAIL]

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