Pierre Labret – Ars Goetia

Ein Konzeptalbum für das vielleicht wichtigste okkulte Werk des 17. Jahrhunderts? Woran sich sonst nur Black Metal-Bands versuchen, hat nun DJ PIERRE LABRET aus Frankreich fulminant umgesetzt, das heißt, 73 Tracks für 72 Dämonen an 72 Tagen aufgenommen. Vorhang auf für eines der gewagtesten Elektro-Alben des Jahres!

Die Ars Goetia ist ein Grimoire, das eine riesige Liste von Hölleninsassen aufführt, mitsamt ihren Eigenschaften, Siegeln und Beschwörungen. Dämonologen des Mittelalters schrieben dieses „Wissen“ immer wieder neu ab. Die hier versammelten 72 Dämonen soll der biblische König David selbst beschworen haben. Labret widmet nun jedem von ihnen einen Track (außer Dantalion, der zwei bekommt). Dabei changiert er zwischen Techno, Gothic, Dungeon Synth und Elektroexperimenten.

In wenigen Tracks rezipiert er tatsächlich die Inhalte des Zauberbuchs: So ist in Track 2 für den Großherzog der östlichen Unterwelt, „Agares“, tatsächlich der Schrei seines Sperbers zu hören. Am Ende des dreiminütigen Dungeon Synth-Titels hört man ihn darüber schluchzen, dass er aus der Engelshierarchie der Tugenden gefallen ist. Wer wissen will, in welcher Form dieser und andere Dämonen erscheinen sollen, der bekommt ein Poster mitgeliefert, das die berühmten Darstellungen von Louis Breton zeigt. Eine Besonderheit ist „Guison“: Das Frauengestöhne zu Synthieflächen klingt nach dem anrüchigen Porno-Projekt WASTED DESIRE.

Die Musik wechselt von bedrohlicher („Samigina“) oder feierlicher („Barbatos“) Synth-Atmosphäre zur Mehrheit der reinen Elektro-Tracks wie etwa „Eligos“. Während etwa „Sitri“ etwas von KRAFTWERK hat, klingt z.B. „Bathin“ nach handelsüblichen Dark Wave und „Oriax“ ist ein klassischer Technotrack. Zu dieser Kultplatte kann man also auch tanzen.

Zwischendurch überrascht Labret den Hörer auch mal mit Dark Ambient-Gedröhn (z.B. „Gremory“) oder gar Grunge Rock („Sabnock“). Er liefert einen Einblick in die Elektro-Hölle und dürfte jede Gothic Party in einen Hexensabbath verwandeln.

 

Pierre Labret
Ars Goetia
(Abstract Reality)
VÖ: 20.06.2020

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