POPULAR DAMAGE – Berliner Act des Monats Februar 2008


Rhythm Is A Dancer…



UPDATE: POPULAR DAMAGE am Freitag, den 27.02.09 live im Roten Salon (Party 2 Jahre popmonitor.berlin.live, w/ JEANS TEAM + MY SISTER GRENADINE)

Was hat die Musik von POPULAR DAMAGE mit der Reise nach Jerusalem zu tun? Welcher Film wäre die Band, wäre sie im falschen Körper geboren? Und wofür interessiert sich das Trio außer Musik noch? Das und mehr im Interview mit unserem Act des Monats Februar 2008.

Es gibt Bands, deren Musik man durchaus bewundert, die sich aber im Interview langweilig und unsympathisch präsentieren. Andere Musiker wiederum sind so nett, dass man ihnen allen Erfolg der Welt wünscht, obwohl man sie musikalisch völlig uninteressant findet. Und dann gibt es da von Zeit zu Zeit Bands, die nicht nur sympathisch sind, sondern auch noch verdammt gute Musik machen. Zu letzteren gehört das Berliner Elektropop-Trio POPULAR DAMAGE, das mit seinen knarzenden Synthietönen, eingängigen Pop-Melodien und einer charmanten Sängerin die ganze Weite des unendlichen Dancfloors zwischen Justice und Madonna abdeckt.

Die Bandgeschichte ist genau so jung wie vielversprechend: Stephan und Fabian zeichneten vormals für Bass und Schlagzeug bei der Indie-/ Glamrockband LAST CALL FOR DISCO verantwortlich, Nadine sang bei den Elektro-/ Postrockern von LUX. Der gegenseitige Kontakt bestand, seit Fabian einmal bei LUX als Schlagzeuger vorgespielt hatte und intensivierte sich nach dem Auseinanderbrechen der jeweiligen Projekte im Sommer 2007. „Es haben sich einfach die richtigen Bands zur richtigen Zeit aufgelöst,“ sagt Fabian, als wir die drei in einem Café im Prenzlauer Berg zum Interview treffen.

popmonitor.berlin: Zunächst zur aktuellen Bandbesetzung: Ihr habt als Quartett begonnen und seid nun zum Trio geschrumpft. Was war der Grund dafür und gab es die Überlegung, sich wieder jemanden dazuzuholen?

Fabian: Alessandro, der am Anfang bei POPULAR DAMAGE dabei war, stand als Electro-DJ und Designer irgendwann vor einem Zeitproblem und der Entscheidung: Entweder richtig oder gar nicht. Nach seinem Ausstieg ist er aber weiterhin als inoffizielles Mitglied dabei und erstellt für uns Layouts, Designs und Ähnliches. Ein Ersatz stand eigentlich nie wirklich zur Debatte. Eine Band ist ja ein total fragiles Gebilde und zwischen uns stimmt es einfach genau.

popmonitor.berlin: Fabian und Stephan, ihr kommt ja eher aus der klassischen Rockbandbesetzung, wie entstand die Idee, ins elektronische Fach zu wechseln?

Stephan: Ich habe zwar in letzter Zeit immer mehr elektronische Musik gehört, hatte aber selbst noch nichts in dieser Richtung gemacht. Nach LAST CALL FOR DISCO kam für uns aber gleich die Frage auf, was möchten wir jetzt machen? Fabian war da im Grunde der Initiator, der sofort Bock hatte, Musik zu machen.
Fabian: Wir hatten zwar Lust auf „Alarm“, ich kann aber kein bisschen Gitarre spielen. Und da ich mir gerade einen Synthesizer gekauft hatte, nahm die Idee dann langsam Formen an.



popmonitor.berlin: Nadine, du machst ja schon länger Elektromusik, was ist für dich neu an der Zusammenarbeit mit den beiden?

Nadine: LUX ist ja eher in eine Postrockrichtung gegangen. Und auch wenn das für mich eine sehr schöne Zeit war, war die Musik doch oft anstrengend – für das Publikum, wie auch für die Band selber. Für mich war es ein Anreiz, etwas zu machen, wo der Funke direkter überspringt – gerade auch live – wo Leute sich nicht erst lange reinhören müssen.

popmonitor.berlin: Jetzt, gerade einmal ein halbes Jahr nach Bandgründung, stehen bereits einige Konzerte, unter anderem als Vorband von THE RAKES zu Buche. Dazu erscheint nach Live Against Logic und V.2.0 nun schon die dritte EP V.2.1. Ohne langes Suchen kann man sich im Web außerdem neun oder zehn Lieder von Euch herunterladen. Andere Bands brauchen für so ein Pensum Jahre, wie macht Ihr das?

Nadine: Ich glaube, wir arbeiten vor allem darum so zügig, weil wir den Kopf freibekommen wollen für andere Songs, darum schließen wir die Lieder einfach nach einer gewissen Zeit ab.
Fabian: Manchmal merken wir, wir haben noch Luft nach oben, aber bevor wir uns ein halbes Jahr an einem Song aufhalten, machen wir in der Zeit lieber neue Songs.
Stephan: Uns hilft da wahrscheinlich auch die musikalische Erfahrung aus unseren anderen Bands. Es gibt eine klarere Linie und man kann besser beurteilen, ob etwas gut oder schlecht ist.

popmonitor.berlin: Ihr habt sogar ein Video zu ‚Easy Money‘ gedreht, das man auf eurer MySpace-Seite ansehen kann und das mich von Stil und Ästhetik ein wenig an Fat Boy Slims ‚Praise You‘ erinnert. Wer hatte die Idee dazu?

Stephan: Ich wollte gerne ein Video machen, und da die anderen damals keine Zeit hatten, hab ich das dann mit Freunden gemacht, die semiprofessionelle Tänzer sind. Die besondere Bildästhetik kam dann mehr zufällig zustande, weil wir außer einer qualitativ guten Kamera auch noch so ein Uralt-Teil hatten, das sich zudem noch als defekt herausgestellt hat. Hinterher haben wir dann die funktionierende Kamera nur noch dem Bild der anderen etwas angeglichen und heraus kam diese ganz spezielle Optik.
Fabian: Das ist auch ein gutes Beispiel, wie wir dieses hohes Arbeitstempo erreichen. Wenn jemand eine Idee hat, dann setzt er das einfach um. Nadine hatte auch vor kurzem gleich drei neue Songs im Gepäck, ohne dass jemand darum gebeten hat. So spornen wir uns gegenseitig an.

popmonitor.berlin: Hat sich inzwischen eine bestimmte Rollenverteilung bei der Entstehung der Songs eingespielt?

Fabian: Also zu Beginn war das alles noch etwas improvisiert. Wir haben zu Hause an ein paar Elektrosachen herumgebastelt, die wir Nadine gegeben haben. Sie hat dann alles voll gesungen und fertig war das. So ist z.B. der Song ‚Connected‘ entstanden. Das war aber vor allem, um am Anfang in den Tritt zu kommen. Inzwischen sind wir da eingespielter und sitzen in der Regel alle drei zusammen an den Songs.

popmonitor.berlin: Stichwort Gesang. Nadine, deine Texte wirken oft sehr persönlich. Wie kommen die Texte, welche Themen sind für dich wichtig?

Nadine: Meistens ist das sehr spontan und die Worte kommen einfach so, wie sie kommen. Erst hinterher ergibt sich dann für mich häufig eine Bedeutung aus einzelnen Sätzen und Passagen. Zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Songtexte kann ich also gar nicht so viel sagen, jeder hat da seine eigene Vorstellung.

popmonitor.berlin: Ihr habt mit ‚Easy Money‘ und ‚Smash Cash‘ gleich zwei Lieder, die sich offensichtlich auf Geld beziehen. Bereits beim LAST CALL FOR DISCO-Interview (

popmonitor.berlin: Um euch etwas besser kennen zu lernen nun ein paar kurze Fragen. Bitte antwortet spontan! POPULAR DAMAGE ist ein guter Bandname, weil:…

Stephan: …er ambivalent, aber zugleich eingängig ist. Jeder hat da andere Vorstellungen und Assoziationen, wie „Pop“ oder eben „Damage“.
Fabian: Damit ist Nadine aufgekommen, unsere offizielle Lyrics- und Bandnamenbeauftragte.
Nadine: Wir hatten eine Liste und irgendwann war dann POPULAR DAMAGE übrig. Das ist mit dem Bandnamen ähnlich wie mit den Songtexten, alles ergibt sich irgendwie.

popmonitor.berlin: Was ist besser: ‚Easy Money‘ oder ehrlich erarbeitetes Geld?

Stephan: Easy Money natürlich.
Nadine: Auf jeden Fall.

popmonitor.berlin: Euer Lieblingslied von POPULAR DAMAGE?

Stephan: ‚Don’t Get Mad Get Even‘.
Nadine: Hmm. Zurzeit ‚Let Me In The Flat Pat‘.
Fabian: Schwierig. Ich hab ja gar keine Ahnung von unserer Musik (lacht). Also wenn ich Leuten etwas vorspiele, dann zuerst ‚Connected‘.

popmonitor.berlin: Ein Lied, das Ihr selber gerne geschrieben hättet?

Nadine: ‚Rhythm Is A Dancer‘ (lacht). Das können wir auch spielen.

popmonitor.berlin: Eine Berliner Band, die man unbedingt kennen lernen sollte?

Stephan: Ich hab gerade FUGALO beim popmonitor.berlin:live gesehen, die fand ich super. Ansonsten vielleicht ENDLOS ENDLOS.
Nadine: Das sind unsere Proberaumnachbarn.

popmonitor.berlin: Gutes Stichwort: Was haltet ihr von der Berliner Musikszene?

Stephan: Ich glaube, es gibt viele gute Bands in Berlin. Mit einigen sind wir ja auch befreundet. Was mir manchmal ein bisschen fehlt, ist eine Szene von Bands, die zwar noch eckig und spannend ist, aber dazu auch poppig genug, damit Leute damit etwas anfangen können.

popmonitor.berlin: Was hat Eure Musik mit der „Reise nach Jerusalem“ zu tun?

Nadine: (lacht) Das ist ein Spiel, das ich als „Musical Chairs“ kennengelernt habe und auf der MySpace-Seite meines Soloprojektes WHO STOLE THE KITTENS unter der Rubrik „Klingt wie“ erklärt habe. Das war aber eher ein Gag und hat keine tiefere Bedeutung.

popmonitor.berlin: Wenn Popular Damage ein Film wäre, welcher?

Fabian: Hmm. Vielleicht „Brazil“.
Nadine: Das ist gut! (lacht)

popmonitor.berlin: Welche Dinge sind euch wichtig außer Musik?

Fabian: Musik!
Nadine: Musik!
Stephan: Musik! Also zuerst einmal interessieren wir uns unsere eigene Musik, dann für die Musik anderer und dann kommt alles andere.



popmonitor.berlin: Wir haben zurückgeblickt auf 6 Monate POPULAR DAMAGE, nehmt doch mal einen Ausblick auf die nächsten 6-12 Monate vor!

Stephan: Also bisher haben wir ja schon ein paar Konzerte gespielt, wo wir uns klar werden konnten, wo wir stehen, wo wir hin wollen und was wir verbessern können. 2008 würden wir gerne noch mehr spielen, auch außerhalb von Berlin. Da sind gerade Planungen im Gange – kann sein, dass sich dort bald etwas tut. Mitte Februar spielen wir jetzt erstmal im Grünen Salon und im April steht dann der popmonitor.berlin.live-Termin im NBI auf dem Programm. Da freuen wir uns schon sehr drauf!

www.myspace.com/populardamage

Fotos: © POPULAR DAMAGE
Autor: [EMAIL=arne.wellding@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Arne Wellding[/EMAIL]

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