Englische Teenies läuten den Post-New Rave ein.
Wenn eine blutjunge Band durch den Soundtrack für eine Modenschau auf sich aufmerksam macht und dazu mit dem Song ‚Elvis‘ eine – wenngleich fabelhafte – so doch überaus radiotaugliche und gängige Hörgewohnheiten bedienende Single vorausschickt, dann kann einen schon mal die leise Vorahnung beschleichen, es hier wieder mit einem dieser überhypten, letztlich aber viel zu gewöhnlichen nächsten großen Dinger zu tun zu haben. Einer solchen Erwartungshaltung wird Beat Pyramid, das Debütalbum von THESE NEW PURITANS, jedoch nicht im Mindesten gerecht.
So wie der Puritanismus die Abkehr von allem Weltlichen proklamiert, scheren sich die Teenies aus dem englischen Südosten einen Teufel um moderne Hörmuster oder charttaugliche Songstrukturen. Stattdessen diktieren stakkatoartige Schlagzeug- und Gitarrensalven und düstere Basssequenzen, verschwören sich Lärmfetzen und Störgeräusche, Soundfragmente und Dissonanzen, um ästhetische Anbiederung und zeitgenössischen Manierismus zum Schafott zu führen. Verstörung und der Widerspruch in sich selbst werden zum Leitprinzip und die Repetitivität einzelner Aphorismen dabei so unerbittlich auf die Spitze getrieben, als wolle Sänger Jack Barnett sie dem Hörer mit Gewalt ins Gehirn meißeln. Das Detail ist hier wichtiger als das Ergebnis, der Augenblick überwiegt die Gesamtheit, und doch fügt sich alles zu einem einheitlichen Ganzen zusammen wie bei einem Konzeptalbum. Zwischendurch ergreift aber immer wieder die Melodie das Zepter im Instrumentenstaat und arrangiert eingängige Gesangsharmonien über Wavegitarren und treibenden Off-Beat, wie um zu zeigen, dass man gekonnt hätte, hätte man denn nur gewollt.
Beinahe dadaistisch im Spiel mit den Formen und der Ablehnung jeglicher Konvention, hat Beat Pyramid letztlich mehr mit Sonic Youth gemein als mit den Klaxons, mehr mit Gang Of Four als den Foals, mehr mit Post Rock als mit New Rave – und das ist auch gut so. Wenn das alles auch nicht immer ganz leicht verdaulich und beizeiten vielleicht eine Spur zu schlaumeierisch daherkommt, gelingt THESE NEW PURITANS ein erstaunliches Debutalbum, das nicht hält, was es verspricht und gerade dadurch die Erwartungen übertrifft. Wie wusste schon Oberpuritaner Oliver Cromwell: „Niemand steigt so hoch und gelangt so weit wie der, der nicht weiß, wohin er geht.“ Tja, so sind sie, diese neuen Puritaner.
THESE NEW PURITANS
Beat Pyramid
(Domino / Indigo)
VÖ: 08.02.2007
THESE NEW PURITANS am 08.05. live in Berlin/ Magnet Club
www.thesenewpuritans.com
www.myspace.com/thesenewpuritans
www.dominorecordco.com
Autor: [EMAIL=arne.wellding@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Arne Wellding[/EMAIL]