Populario Festival am 17. und 18. August 2007 bei Hoyerswerda

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Auch in der sechsten Auflage noch frisch und unverbraucht. Weiter so!



Mit einer kleinen Enttäuschung begann die heiße Phase des Festivals. MONTA und SHITDISCO mussten ihre Auftritte wenige Stunden vor Festivalbeginn leider absagen. Allerdings wurde dafür in TIMID TIGER und KISSOGRAM zügig Ersatz gefunden. Doch bevor TIMID TIGER auf den kurzfristig von ANAJO geliehenen Instrumenten spielten, waren BODI BILL an der Reihe. Die Berliner, die im Frühjahr mit [i]No More Wars[/i] ihr hochgelobtes Debüt veröffentlicht haben, untermauerten die Lorbeeren auch beim Populario. Optisch in chicen Pastellfarben eine Wonne und musikalisch vollends überzeugend. Manch einer hatte schon zu Beginn des Festivals sein persönliches Highlight gefunden.

Zwar ohne eigene Instrumente, Puppen und den gewohnten Tamtam, dafür aber mit ihrem stets mitreißenden Indiepop im Gepäck, spielten sich auch TIMID TIGER in die Herzen der Festivalbesucher und erwiesen sich als würdiger MONTA-Ersatz.

POLARKREIS 18 zählen zu den Durchstartern der letzten Monate und sind in diesem Sommer beinahe auf jedem Festival präsent. Manchmal – so auch an diesem Tag – spielen sie sogar zwei Festivals binnen weniger Stunden. So blieben den Dresdner gerade einmal vier Stunden Zeit, um bei Erfurt von der Highfield-Bühne zu gehen, nach Hoyerswerda zu fahren und wieder frisch und munter am Start zu sein. Während dies der Band sogar gelungen ist, machte die Technik aber schlapp. So konnten POLARKREIS 18 erst mit reichlich Verspätung beginnen und hatten dann nur noch Zeit für sechs Songs. Die waren aber wieder derart grandios, dass auch dieses kurze Konzert zu den absoluten Highlights des diesjährigen Populario Festivals zählte. Das Publikum sah das ziemlich geschlossen genauso und versuchte noch einige Minuten lang das Unmögliche, eine Zugabe, zu erjubeln – vergeblich, leider.

Nach einem typischen MIA.-Konzert oblag der MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER der Abschluss des Freitags. Zuletzt buhlten die Beiden manchmal etwas hilflos auf der Bühne um die Unterstützung der Massen, beim POPULARIO ging es aber mal wieder so richtig ab. Stimmung und Sound waren spitze, die Party also garantiert.

Der nächste Tag begann mit Sonnenschein und dem Bolzen-Festival-Cup. Als einer der ersten Musiker fand sich dann Stefan Michme alias MICHME auf der Bühne ein. Der ehemalige SCYCS-Sänger, der beim RBB gerade die halbjährige Zwangspause einlegen muss, nutzt diese Zeit um mal wieder etwas Musik zu machen. Naja, kurzum: sollte er besser lassen.

Viel erfreulicher war da schon das Konzert von KISSOGRAM. Kurzfristig eingesprungen, Tageslicht – alles keine so guten Startbedingungen für das Berliner Duo. Sie machten aber das beste daraus und sorgten für entspannte Tanzminuten – zwar ohne die Clubekstase, aber dennoch schön.

Den Festivalrekord in der Disziplin Wummern stellten die drei Britinnen von CLIENT auf. Der Flugplatz Nardt bebte, und das ist weder Übertreibung noch Symbol – die Bässe brachten tatsächlich die Erde zum vibrieren. Das angesichts dieser Wucht natürlich auch die Körper in Bewegung waren, sollte klar sein.

Reichlich Bewegung war auch während des Konzerts von FOTOS vor der Bühne zu erleben. Die Hamburg-Köln-Wuppertal-Verbindung scheint momentan genau den Indie-Nerv zu treffen. Alle, denen die SPORTFREUNDE STILLER dann doch zu dümmlich geworden sind, feiern jetzt zu der Band, die auch BROKEN-SOCIAL-SCENE-Sänger KEVIN DREW beim letztjährigen Immergut hörbar imponiert hatte. Zum Abschluss coverten FOTOS noch DEICHKINDs ‚Remmidemmi‘ – und zwar wirklich gelungen.

Nach einer etwas längeren Umbaupause war es dann soweit. ELEMENT OF CRIME, die Autoritäten zwischen all den jungen Hüpfern auf der Bühne. Und dieser Rolle wurden sie dann auch gerecht und vom Publikum in eben dieser Form angenommen. Während es bei den meisten anderen Bands um Spaß, Hüpfen und Feiern ging, stand nun mit SVEN REGENER jemand am Mikro, der zwei- bis dreimal soviel Lebenserfahrung wie der durchschnittliche Festivalbesucher mit sich herum trägt. Dies und auch die Tatsache, dass die meisten der Besucher wohl nicht zu einem reinen ELEMENT OF CRIME-Konzert gehen würden, schien der Band auch bewusst zu sein, denn das Konzert war anders als sonst. Es fehlte dieses „Wir-sind -eine-große-Familie-Gefühl“, das sonst häufig vorherrscht. Stattdessen wirkte es gelegentlich wie eine Einführungsstunde in die Realität. So wirkte dann auch die Verabschiedung – eigentlich waren es zugabenbedingt mehrere – wie die des Lieblingslehrers vor den Sommerferien. Und hoffentlich kommen alle wieder.

Den Festivalabschluss bereitete dann MONEYBROTHER mit viel Show aber gelegentlich zu wenig Faden. Schade!
Trüben konnte das ein wieder mal schönes Populario, das mittlerweile eindeutig in der Indielandschaft etabliert ist, aber nicht.

www.populario.de

Autor: [EMAIL=alexander.eckstein@bands-in-berlin.com?Subject=Kontakt von der Website]Alexander Eckstein [/EMAIL]

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