PORTUGAL. THE MAN am 17.10.2006 im Magnet Club


Leicht verschroben, aber genial: Die Band aus Alaska wusste auch live absolut zu überzeugen.



PORTUGAL.THE MAN stammen ursprünglich aus Alaska und haben im Juli dieses Jahres ihr in Portland, Oregon aufgenommenes, allerorten hochgelobtes Debütalbum Waiter: You Vultures! (u.a. Album des Monats in der Visions) veröffentlicht, auf dem sie auf ziemlich verwegene, aber gekonnte Weise Indie-, Progrock und Hardcore-Ansätze vereinen und dieser fesselnden Mixtur zudem noch mit unwiderstehlichen Melodien die ganz besondere Würze verleihen.

Auf die Live-Umsetzung des Albums konnte man also definitiv gespannt sein, und von Beginn an vermittelten die vier PORTUGALS bei aller Ernsthaftigkeit und dem musikalischen Können auch einen ja eigentlich fast erwarteten, vielleicht der Herkunft geschuldeten sympathisch-verschrobenen Weirdo-Faktor, insbesondere Frontmann JOHN BALDWIN GOURLEY sang mit charakteristisch hoher Stimme fast durchgehend kapuzenbedeckt in sein zwischen Schulter- und Hüfthöhe viel zu niedrig platziertes Mikro, in gutgelaunter Interaktion mit Drummer JASON WADE SECHRIST auch des Öfteren mit dem Rücken zum Publikum im bestens gefüllten Magnet Club.

Nicht nur angesichts des minutenlangen straight auf den Punkt gewuchteten Intros vorm eigentlichen Opener ‚How The Leopard Got Its Spots‘ wurde live wesentlich stärker noch als auf dem Album deutlich, dass die Band zum Teil aus einer (Post-) Hardcore Band (ANATOMY OF A GHOST) hervorgegangen ist, denn auch im weiteren Verlauf sollten sie zwischendurch immer wieder wesentlich ruppiger und härter als auf dem Album zur Sache gehen, einem Ansatz, dem besonders Bassist ZACHERY SCOTT CAROTHERS als leidenschaftlich bewegungsfreudiger Irrwisch an den entsprechenden Stellen im Gegensatz zum eher verhalten agierenden JOHN GOURLEY auch visuell Ausdruck verlieh.

Dennoch darf man sich den Auftritt jetzt natürlich keinesfalls als stupides Hardcore-Gemetzel vorstellen, ganz im Gegenteil hatten die Songs natürlich auch live die vom Album bekannten großartigen, ja magischen Momente mit diesen angedeuteten Wahnsinnsmelodien und der stets durchschimmernden Genialität, denen neben einer insgesamt etwas derberen Gangart auch andere Variationen in Form von abweichender Instrumentierung oder ausgedehnten, improvisiert anmutenden Einschüben mit Jamming-Touch („That’s what music is about, isn’t it…“) einen dezent anderen Charakter verliehen, minutenlange Instrumentalpassagen erinnerten da schon mal frappierend an Mars Volta oder mittels vehementer Percussion-Unterstützung vom hauptamtlichen Keyboarder WESLEY JAMES HUBBARD gar an Santana (!). Dazu passte dann beispielsweise auch, dass als vorletztes Stück das fantastische ‚Gold Fronts‘ wiederum fast akustisch als einschmeichelndes Folkstück mit mehrstimmigem Gesang präsentiert wurde, bevor mit dem zwischen wunderbar melodiös-verhalten sowie noisig-ausbrechend pendelnden ‚Stables And Chairs‘ noch ein gewaltiger Schlusspunkt gesetzt wurde.

PORTUGAL.THE MAN präsentierten sich an diesem Abend im Magnet Club als absolut sympathische und unterhaltsame Band, die sich und das Business insgesamt nicht allzu ernst zu nehmen schien, gleichwohl aber die musikalische Klasse ihres fantastischen Debütalbums abweichend von einem sonst ja immer gerne befolgten Schema F auch in teilweise abgewandelten Versionen konzentriert und durchaus ambitioniert auf die Bühne brachte, was den Gig zu einer besonders kurzweiligen Angelegenheit werden ließ. Auch dafür gebührt ihnen uneingeschränkter Respekt.

www.portugaltheman.net

Autor: [EMAIL=thomas.stern@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Thomas Stern[/EMAIL]

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