Knapp fünf Jahre nach dem teilweise recht frostigen Album The King Of Limbs veröffentlichen die vom eigenen Anspruch verfolgten RADIOHEAD das neue A Moon Shaped Pool natürlich online. Mit Unmengen Piano-, Streicher- und sogar Akustikgitarreneinsatz wie bei „Present Tense“ machen sie ihre Ausflüge in Lofi-Jazz und Neue Musik bekömmlicher. Auf Poppigkeit setzen sie mit Recht nicht.
Der Einstieg „Burn The Witch“ erfolgt ein wenig vorwitzig mit Horrorfilm-Geigen, die sich um den vorwärts gehenden Song wickeln, bis sie ihm dissonant die Kehle zudrücken. Das dazugehörige vorerst unschuldige Puppenvideo zitiert den Film The Lottery, wie es schon MARILYN MANSON mit „Man That You Fear“ vorgemacht hat und den die Band bei South Park („Britney’s New Look“) kennen gelernt haben dürfte.
Es folgt der versponnene Ambient-Track „Daydreaming“, bei dem mal wieder das herrschende Unbewusste herausgestellt wird, in das sich derjenige zurückzieht, der sich von sozialer Diskriminierung verfolgt fühlt („Identikit“). Auch düsterer Artrock („Ful Stop“) und selbst das uralte „True Love Waits“ werden vorgeführt.
Diese Selbstreferenzen ziehen THOM YORK und die seinen inzwischen gerne heran. Man schaut auf das eigene Werk offenbar gelassener als bisher zurück: Seht, was wir möglich gemacht haben. Verdient statt verbittert – so gefallen die Herren der Traurigkeit auch heute: „As my world comes crashing down, I’ll be dancing.“
RADIOHEAD
A Moon Shaped Pool
(XL Recordings)
VÖ: 08.05.2016