Rock at Sage × Popmonitor | Max Buskohl | 16.05. | Berlin
An diesem Donnerstag (16.05.) steigt wieder Rock at Sage × Popmonitor bei unseren Freunden vom Berliner Sage Club (wie immer bei freiem Eintritt, wenn man pünktlich vor 22 Uhr anklopft). Diesmal live auf den Brettern, die die Welt bedeuten: Singer-Songwriter, Rock’n’Roll-Superstar und überhaupt Tausendsassa MAX BUSKOHL! Wir haben dem Mann, der uns schon Ende 2017 dieses Track-By-Track zu seiner letzten EP Me And Maar Guitar geschrieben hat, vorab ein paar Fragen gestellt …
Seit 5. April hast du eine neue Single draußen. Was müssen wir unbedingt über „Mein Ausgleich“ wissen?
„Mein Ausgleich“ ist ein ziemlich ungewöhnlicher Song, sowohl strukturel als auch soundmäßig. Das Intro alleine ist schon 30 Sekunden lang und bereitet einen gut vor auf die Stimmung – passend zum Text. Der Text ist brutal ehrlich. Es geht darum, seinen Bedürfnissen nachgehen zu müssen, und dabei jemanden weh zu tun. Ein dunkles Kapitel.
Du singst zum ersten Mal auf deutsch. Warum das denn?
Es war anfangs sehr ungewohnt. Ich hatte es immer wieder probiert, aber die Texte klangen alle so banal. Die letzten sechs Jahre habe ich viel auf der Straße gespielt und in diversen Wohnzimmern dieser Republik. Stefan Stoppok, ein genialer Musiker und Freund, war es dann, der mich, vor drei, vier Jahren davon überzeugte, mich mehr mit deutschen Texten auseinander zu setzen. Das Ergebnis war ein stiller Raum mit gespannten Zuhörern. Ein solches Publikum ist mir sehr lieb. Ich werde trotzdem in meiner Stiefmuttersprache Englisch Songs schreiben. So wie noch letzte Woche. Außer, dass diese jetzt erst mal kein Tageslicht erblicken werden.
Unser Klassiker: Erzähl mal, wie deine Musik klingt, aber verzichte dabei auf Genre-Begriffe und solchem Quatsch!
Unsere Musik wird oftmals mit „Selig von früher“ verglichen, generell hat sie viele Neunziger-Einflüsse. Was ich sehr mag. Der Grund für die Grunge-Explosion waren die quietschenden Achtziger: wo die Ehrlichkeit fehlte, und nur noch schreckliche Dauerwellenmusik gehört wurde und fast alle guten Bands aus den Siebzigern ihre schlimmsten Alben aufnahmen. Ich hoffe, dass jetzt genau so ein Moment ist. Aber ansonsten wird mir der junge Herbert Grönemeyer vorgeworfen. Wir bedienen uns an diversen Schubladen der Kommode namens Rock und vielleicht finden wir im Prozess unsere eigene Schublade. Aber noch ist der rote Faden nicht lang genug, um zu wissen wo die Reise hingeht.
Du bist Berliner. Macht dir die Stadt gerade noch Spaß?
Die Stadt Berlin bebt und lebt wie keine zweite in Deutschland. Menschen, die sich unverstanden fühlen, finden hier Verständnis und sogar Anklang. Aber mir fehlt der Rock’n’Roll ein wenig. Der geht in diesem Avantgarde-Wahn ganz schön unter. Der findet in Hamburg noch stärker statt. Und es scheint mir, dass die Stadt Berlin in Sachen Kultur immer heftiger eingreift wenn’s ums Lärmschutz bezüglich Theatern, Clubs, Bars, und Straßenmusiker geht. Institutionen schließen, schlechte Burgerläden öffnen sich. Die Stadt zieht zu viele Businesses an momentan und die ganzen geldgeilen Frankfurter-Börse-Menschen, die genau da leben wollen, wo die Künstler alle weg müssen. Langsam aber sicher muss man sich alternative Gedanken machen. Aber noch liebe ich unser hässlich-schönes Berlin.
Wo und mit hängst du gern ab?
Liebend gern, wenn ich mal einen Abend in Berlin bin, trinke ich in der 8mm bar. Da sind Menschen drin, mit denen du dich unterhalten möchtest. Es wird strange bis hervorragende Rock/Wave/Punk-Musik geboten. Auch wenn Mal nichts los ist – selten! – werden diverse Kunstfilme kontinuierlich an die Wand projektiert.
Geschichten ohne Ende: Du hast schon zig Mal in Berlin gespielt. Ein paar deiner wildesten, blumigsten Erinnerungen an die eine oder andere Show, bitteschön!
Eines der krassesten Konzerte war sicherlich das am Brandenburger Tor am 31. Dezember 2007. Vor ungefähr einer Million Menschen. Das kann man mal so machen. Ansonsten habe ich vor ein paar Jahren spontan ein Open-Air-Picnic-Konzert organisiert – mit zwei Tagen Vorlauf. Ich habe diverse Musiker angefragt, ob sie Bock hätten, mit mir am Schlachtensee ein paar Lieder zu spielen. Es ging primär einfach darum, am See zu liegen, am ersten heißen Tag des Jahres. Am Morgen wurde das Open Air Picnic sogar bei diversen Radiosendern angekündigt. Da hatte ich richtig Schiss, dass viel zu viele kommen. Am Ende waren an die 150 Menschen dort. Berge haben gespielt, Ran Nir, Nader Rahy sowie diverse Straßenmusiker, darunter The Neighkid Horse. und zu Gast waren Alexander Knappe, Falk und viele mehr. Alle hatten Essen und Trinken dabei, ich hatte natürlich auch die entsprechenden Müllsäcke verteilt, und alle haben geholfen, den Platz sauber zu hinterlassen. Es stellte sich am nächsten Tag heraus, dass Menschen sich darüber beschwert hätten, in die Irre geführt worden zu sein, da sie vergeblich nach einer Openair-Bühne samt Menschenmassen gesucht hätten. Uns war es Recht.
Auf für einen Abend darf sich die Crowd im Sage einstellen?
Es wird ein intensiver Abend. Es ist unsere erste Tour, und wir sind sowas von aufgeregt. Wir sprühen vor Enthusiasmus und wollen diesen übertragen. Ich freue mich auf alte Gesichter und bin auf die neuen gespannt.
Und danach, was geht danach: Wie sehen deine Pläne für 2019 und darüber hinaus aus?
Wir wollen bis Ende des Jahres mindestens alle anderthalb Monate einen Song samt Video releasen. Und das weiterhin in Eigenregie, aber gern mit so toller Unterstützung wie bisher. 2019 soll die Vorlage werden für ein noch hervorragenderes 2020.