No need to ask…
Das Londoner Quartett SADE um die mittlerweile 51-jährige Sängerin und Frontfrau Helen Folasade Adu hat es in den 25 Jahren seines Bestehens auf gerade einmal fünf Studioalben gebracht. Die letzte Veröffentlichung Lover’s Rock ist nun auch schon 10 Jahre her, und so wagte man auf ein sechstes Album kaum noch zu hoffen. Dass mit Soldier Of Love nun doch ein neuer Longplayer in den Regalen steht, steigert die Freude über das unvorhersehbare Ereignis enorm. Von einem Comeback zu sprechen, ist allerdings Unsinn. SADE haben sich nie irgendwelchem Veröffentlichungsdruck gebeugt und machen nur dann eine Platte, wenn sie etwas zu sagen haben. Rein rechnerisch macht sich Sade Adu dann also mit 60 an das nächste Album; in der Zwischenzeit wird sie sich wie eh und jeh und völlig skandalfrei mit ihrem Lebenspartner und ihrer Tochter in ihr Haus in einem englischen Dorf zurückziehen und das Leben genießen. Und vielleicht ist ja genau das das Erfolgsrezept: Natürlich ist Sade Adu unglaublich schön, aber sie ist eben auch schweigsam wie ein Buch mit sieben Siegeln, unnahbar und geheimnisvoll. Vor allem aber ist SADE eine Band, deren Songs im wunderbar abgehangenen Stil und mit im Zeitlupentempo gehaltenen Grooves ein wenig die Hektik und Schnelllebigkeit des Alltags nehmen und die auch heute noch die Fans vom Küchentisch bis ins Schlafzimmer begleiten. Und daran wird auch Soldier Of Love zum Glück nichts ändern.
Zehn neue Songs sind auf der CD, eingespielt mit Sades alten Weggefährten Stuart Matthewman (Gitarre, Saxophon), Paul Spencer Denman (Bass) und Andrew Hale (Keyboard). Ihre samtig-dunkle Stimme wird abermals mit zeitlosem Jazz, Pop und Soul untermalt. Und dennoch betreten SADE auf Soldier Of Love auch durchaus neues musikalisches Terrain. Schon im großartigen Titelstück, zugleich erste Single des Albums, ertönen deutlich aggressivere Riffs und wuchtigere Beats als gewohnt. Ein leiser Hauch Rauheit hat sich eingeschlichen; geblieben sind tiefgründige Liebeslieder mit wunderbaren Texten. Der Großteil der neuen Songs wiederum hat genau diesen unnachahmlichen Late-Night-Groove, den man spätestens seit dem leicht überstrapazierten ‚Smooth Operator‘ (1984, Diamond Life) nicht mehr missen möchte. Wenn etwas stilvoll und geschmackvoll genannt werden darf, dann diese brillante Verschmelzung von Stimme und Instrumenten: Hier der gezupfte Bass, da die eleganten Klaviertupfer, dort das einlullende Saxophonspiel… Von mir aus kann es stundenlang so weitergehen.
SADE
Soldier Of Love
(Sony Music)
VÖ: 05.02.2010
www.sade.com
www.myspace.com/sade
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]