Nicht Fisch. Nicht Fleisch.
Mit Rock’n’Roll Shanties veröffentlicht das 2004 in Berlin gegründete Quartett sein Debut in Form einer 6-Track EP. Und die kann sich, wie der Titel schon fast suggerieren mag, nicht wirklich entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Seemannslieder gibt es hier jedenfalls nicht zu hören, auch wenn man auf eingängige Melodien und catchy Hooklines setzt. Was aber unter gar keinen Umständen zutrifft, ist – wie die Bandinfo behauptet – dass auf Rock’n’Roll Shanties eine frische Brise Britpop weht.
Das Debut eröffnet mit dem stampfenden, rauen ‚Call Me‘, einem soliden Rocksong der klassischen Art mit etwaigen The Who-Anleihen. Allerdings werden Sebastian Piepers (voc., git.) gesangliche Schwächen schon hier zum tragenden Teil des Songs. So verlieren im Ansatz gute Lieder an Ausstrahlungskraft. Richtig weh tut es bei der Midtempo-Rocknummer ‚Life Goes On‘, wo ein fast unerträglicher deutscher Akzent im Englischen hinzukommt. Leider können SEAPORT diese Schwäche auch nicht durch besonders gelungenes Songwriting und dessen musikalische Umsetzung wettmachen. Sound- und produktionstechnisch etwas verwaschen, groovemäßig wenig auf den Punkt und etwas saft- und kraftlos stolpert Rock’n’Roll Shanties durch seine reichlich 20 Minuten.
Mit der Lockerheit und Eleganz von Britpop hat das Debut wirklich nichts zu tun. Was SEAPORT auf Rock’n’Roll Shanties präsentieren ist pure (und eben machmal schwer verdauliche) Hausmannskost in Sachen Rockmusik. Einzig ‚The City‘ und der Abschlusstrack ‚Surprises‘, wenn auch Mainstream-Rock amerikanischer Prägung irgendwo zwischen Staind und Live, können den zwielichten Eindruck der EP etwas erhellen. Eingängig, dennoch versehen mit einer gesunden Portion trotziger Melancholie, schauen SEAPORT hier endlich mal über den eigenen Tellerrand und lassen das Potenzial erkennen, was man sich nach dem Lesen der Presseinformation erhofft hatte.
SEAPORT
Rock’n’Roll Shanties
(Interlink/SX Distribution)
VÖ: 25.08.2006
www.interlink-audio.net/seaport
SEAPORT spielen live am 30. September 2006 im Piratecove (Stagebar).
Autor: [EMAIL=jana.schuricht@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Jana Schuricht[/EMAIL]