SERO.OVERDOSE – Berliner Act des Monats November 2005


Der Monat November steht deutlich im Zeichen einer Überdosis an Serotonin.



So lässt es zumindest der Name des aktuellen Berliner Acts des Monats SERO.OVERDOSE vermuten. Serotonin ist eines der vielen netten Hormone, die so durch unseren Körper fleuchen und unser Leben entscheidend mit beeinflussen. So steuert es unter anderem den Gemütszustand, wirkt aufmunternd und unterstützt positives Denken. Soweit ich mich an meinen Biounterricht erinnern kann, wird die Konzentration dieses Stoffes in unserem Gehirn unter anderem durch Östrogene und Ecstasy gesteigert… hmmm dann lieber Frauen… aber dass kann sicherlich jeder Hausarzt besser erklären als ich.



Mit gleich mehreren Veröffentlichungen versuchen SERO.OVERDOSE, am 4.11.05 uns diese Überdosis zu verpassen.



Für all die Enttäuschten, die das Debütalbum mit dem passenden Titel serotonin nicht käuflich erwerben konnten, gibt es einen Re-Release. Gerade die limitierte Ausgabe beinhaltet einige nette Überraschungen. Neben den für SERO.OVERDOSE typischen Remixen finden sich nämlich hier auch Titel, die es trauriger Weise nicht auf das Debüt geschafft haben. Zu den Künstlern, die sich diesmal an SERO.OVERDOSE Titeln versuchen, gehört so ziemlich das ‚who is who‘ der Berliner Electro- und Synth-Szene von SOUND TESSELATED über FLYING 55 und DISTORTED REALITY bis hin zu DUST OF BASEMENT. Nicht zu Unrecht ist Frontmann ANDRÉ besonders stolz auf seinen serus2-Remix des Songs ‚Greed‘, der angeblich an einem altersschwachen Pentium 3 entstanden ist.



Mit Reflected erscheint am selben Tag auch eine neue EP. Bereits der erste Titel ‚Risk‘ zeigt deutlich klangliche Veränderungen, eine Entwicklung hin zu einem eigenständigeren Klangbild mit klarem Bezug zu den elektronischen Wurzeln der Jungs. Diese liegen wohl, was elektronische Musik angeht, irgendwo zwischen Front242, Skinny Puppy und Nine Inch Nails. Neben ‚Risk‘ zeigen auch die anderen Titel wie z.B. ‚The One‘ eindeutige Clubhit-Qualitäten. Die markante Stimme von ANDRÉ brilliert nach wie vor, und auch lyrisch haben die Berliner einen eindeutigen Schritt nach vorn gemacht. Inhaltlich wird es kritischer und auch tiefer als auf alten Veröffentlichungen. Reflected ist somit eindeutig ein Schritt weg vom Mainstream Electro-/Future-Pop und ein klareres Bekenntnis zu sich selbst und einer eigenen stilistischen Linie.



Dies ist also einer der Gründe dafür sich mit dieser Friedrichshain-Spandau-Mischung zu beschäftigen und SERO.OVERDOSE etwas näher zu betrachten. Vor uns haben wir MIKE JOHNSON, verantwortlich für Komposition, Programmierung, Produktion und Mastering, und OLLIVER SENGER, verantwortlich für Komposition, Programmierung und Texte. Die beiden dürften Anhängern elektronischer Musik bereits durch Projekte wie INFEKKTION und AGONOIZE bekannt sein. Darüber hinaus macht MIKE, der auf Grund seiner vielseitigen Talente auch liebevoll TÄTOO-MIKE genannt wird, mit dem Projekt VIRTUAL EMBRACE gerade im Englisch sprachigen Raum auf sich aufmerksam.



Die Stimme ist ANDRÉ HARTUNG, ein sympathischer Querkopf aus Friedrichshain, der zuvor eigentlich auch im Feld des alternativen Gitarrenrock beheimatet war. Seit dem Debüt von SERO.OVERDOSE im Jahr 2002 hat sich seine Rolle jedoch etwas verändert. Seit dem zweiten Album wird er in immer stärkerem Maße in das Songwriting einbezogen und kann insbesondere seine lyrischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.



Anlässlich der anstehenden Veröffentlichungen bot sich uns die Möglichkeit ANDRÉ am 08.10. auf eine Release-Party nach Leipzig zu begleiten und dort auch seine DJ-Fähigkeiten zu bewundern. Ziel des Ausflugs war der Szeneclub Darkflower. Für ANDRÉ nicht ganz so stressfrei, da SERO.OVERDOSE gerade erst ein paar Tage aus dem kalten Schweden zurück waren, wo sie in Karlstad ein paar kühle Gemüter aufheizten und sich selbst für den persönlichen Genuss eine Erkältung importierten. Also.. vorsorglich zusätzliche Taschentücher eingepackt und die zwei Stundenfahrt genüsslich die Autobahn runtergehustet.



In der Sachsenmetropole gelandet, blieb uns nicht wirklich viel Zeit für Sightseeing, da noch ein Besuch bei Frank Glassl, alias BiB-Frank und Bandmitglied von Cybozz, auf dem Programm stand. Nach Austausch der üblichen Begrüßungsformalitäten und kurzem Sinnieren über den heutigen musikalischen Zeitgeist, das natürlich wieder einmal nur unbefriedigende Ergebnisse hervorbrachte, ging es ab ins Darkflower.



Auch wenn die musikalische Auswahl, die das Repertoir der beheimateten Stamm-DJs hergab, als nicht ausreichend bewertet wurde, gelang es ANDRÉ doch die Tanzfläche zu füllen und die Stimmung im Darkflower zum Kochen zu bringen. Klar wurden hauptsächlich SERO.OVERDOSE-Titel durch die Anlage gejagt und deren Erfolg stand für sich.



Gegen 4 Uhr morgens war dann auch dieser unterhaltsame Abend beendet und mit der Erkenntnis, dass ANDRÉ auch als DJ keine Niete ist, ging es dem Schlafsack entgegen. Am Sonntag hieß es dann schnell in Richtung Berlin, da schon wieder neue Arbeit wartete. Zwischen Touristen und anderen zwielichtigen Gestalten, genossen wir auf einem Autobahnrasthof zum Abschied ein „gemütliches“ Katerfrühstück: Eisbein mit Sauerkraut.



Über Knochen und Kraut stand ANDRÉ mir Rede und Antwort.
[B]BiB[/B]: Wie würdest Du den gestrigen Abend subsumieren und welchen Eindruck hattest Du von Szene und Stadt?
[B]ANDRÉ[/B]: Stadt und Menschenschlag scheinen doch recht ähnlich zu sein, aber der Musikgeschmack ist doch unterschiedlich. Der gemeine Leipziger scheint musikalisch eher festgefahren im Vergleich zum Berliner, aber die Leute sind echt nett und ich hatte viel Spaß.
[B]BiB[/B]: Wo wir gerade bei Klischees und Vorurteilen sind: Wie ist die Zusammenarbeit mit Spandauer Musikern (*schmunzel*)?
[B]ANDRÉ[/B]: Musiker sind irgendwie alle gleich. Unterschiede sind eher Klischees, die man sucht und findet. Musiker sind ein eigenes Völkchen, die das alles und sich selbst etwas globaler betrachten.



[B]BiB[/B]: Wie fühlt man sich bei solchen Ereignissen, wie dem Gastauftritt im Darkflower?
[B]ANDRÉ[/B]: Es freut mich, dass sich das Interesse für SERO.OVERDOSE vergößert.
[B]BiB[/B]: Welche Erwartungen stellst Du an die anstehenden Veröffentlichungen?
[B]ANDRÉ[/B]: Die neue EP ist quasi ein Vorbote fürs kommende Album. Im Dezember soll’s ab ins Studio gehen, um dies endlich zu produzieren. Aber Reflected ist nicht nur als Bonus für unsere Fans zu sehen, so steht die EP quasi auch für den Abschluss eines Lebensabschnitts. So bezieht sich ‚The One‘ klar auf die Erfahrungen, die wir mit unserem ersten Label gewonnen haben – und dem an Grenzen stoßen.



[B]BiB[/B]: Wenn Du diesen Bruch so betonst: Was hat sich verändert?
[B]ANDRÉ[/B]: Vieles bleibt gleich, aber das was sich verändert hat, wird wohl Thema des 4. Albums werden.
[B]BiB[/B]: Wie und wo siehst Du die Zukunft von SERO.OVERDOSE?
[B]ANDRÉ[/B]: Musikalisch wird es wohl mehr in Richtung Elektro gehen, aber das bleibt abzuwarten. In erster Linie freue ich mich auf die Live-Präsentation der neuen Songs.
[B]BiB[/B]: Uns Berlinern gebt ihr ja das nächste Mal am 21.01.2006 zusammen mit Melotron die Ehre.

[B]BiB[/B]: Bevor wir uns verabschieden: Welche SERO.OVERDOSE Titel gehören zu Deinen Favoriten und warum?
[B]ANDRÉ[/B]: Zum einen ‚Never‘, da er sehr persönlich ist und quasi die Flucht vor der Weiblichkeit verkörpert. Aber am emotionalsten ist wohl ‚Hoffnung‘. Auch wenn der Text von MIKE ist, hatte ich echte Probleme den Einzusingen… Wie das halt so ist, wenn man direkt in der Situation drin steckt.




[B]BiB[/B]: Noch ein paar Zeilen zum Schluss?
[B]ANDRÉ[/B]: SERO.OVERDOSE setzt an den selben Rezeptoren an wie…

SERO.OVERDOSE
Reflected
(Alfa Matrix)
VÖ: 04.11.2005

[B]SERO.OVERDOSE live am 21.01.2006 im Kesselhaus.[/B]

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[URL“>http://www.maomusic.de
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[URL“>http://www.hellcity.de
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Foto 1, 3, 4: © www.serooverdose.de
Foto 2, 5 bis 14: © Christoph Albrecht
Autor: [EMAIL=christoph.albrecht@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Christoph Albrecht[/EMAIL]

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