Eine spannende Symbiose aus experimenteller Küche und Operngesang…
Musik und Essen bilden seit Jahrtausenden eine im besten Wortsinn harmonische Gemeinschaft, schon in der Antike wurden Festmahle musikalisch begleitet. In der Berliner Kulturlandschaft existierte das Phänomen bislang überwiegend in Club-/Restaurant-Kombinationen wie dem Spindler & Klatt oder dem Cookies: Wer nach dem Dinner noch gepflegt eine Runde unter der Discokugel drehen will, hat es nicht weit.
Bini Lee und José Miranda Morillo gehen die Sache anders an. Am ersten Donnerstagabend eines jeden Monats lädt das Paar zum SINGMAHL in sein koreanisch-spanisches Fusion-Restaurant KOCHU KARU in der Eberswalder Straße, nur wenige Schritte vom Mauerpark entfernt. Dafür gestalten die beiden ein Programm, in dem die fantasievollen Menü-Gänge von Koch Morillo und klassisches Liedgut, von der ausgebildeten Opernsängerin Lee interpretiert, ein inspirierendes Wechselspiel eingehen.
„Blüten“ war das Thema beim Debüt der Reihe Anfang Juni. Während noch der Aperitif, eine mit Veilchenblüten gesüßte Margerita auf Basis des koreanischen Soju-Schnaps, im Mund verklingt, gibt Lee den „Blumenstrauß“ von Mendelsohn. Einem auf Soja servierten Capuccino vom Weizengras mit gegrilltem Wildspargel und Aioli mit gerösteten Algen folgt Brahms’ „Meine Liebe ist so grün“. Zur mit Süßkartoffel servierten Lotuswurzel hat Lee natürlich die „Die Lotusblume“ von Schumann ausgesucht. Ihre Stimme ist so leicht und souverän wie Morillos Kreationen, für die ausschließlich Zutaten aus biologischem Anbau verwendet werden, und der erste Eindruck von Dramatik, der jeder opernhaften Interpretation anhaftet und unter den bunt gemischten Gästen anfangs für verhohlenes Kichern sorgt, löst sich bald in Wohlklang auf. Überhaupt ist das Ganze bei allem Genuss und aller Güte keineswegs eine steife Angelegenheit.
„Koreanische Lieder haben oft keinen komplizierten Text, sie malen meist die wenigen Zeilen in immer neuen Farben“, erzählt Lee zum Dessert: weißem Schokoladenkuchen mit Holunderblütensorbet, zu dem sie das Stück „Blumen in den Bergen“ singt. Gern hätte man noch mehr Musik aus Lees Heimat gehört. Vielleicht ja beim nächsten Mal: Mit „Auf dem Wasser zu singen“ (4. Juli), „Wein“ (1. August) und „Ernte“ (5. September) stehen die Themen für den verbleibenden Sommer und den Herbstanfang bereits fest. Zum Wasser-Thema haben sich Lee und Morillo auch schon etwas überlegt: Auf der Speisekarte stehen dann unter anderem Müritz-Aal mit Wasserkastanie und Vongole-Muschel mit Wasserspinat, das musikalische Programm stammt im wesentlichen aus der Feder von Franz Schubert, so auch das eröffnende Lied, das dem Abend seinen Namen gibt. Man darf gespannt sein!
Übrigens: Soeben wurde das KOCHU KARU von den „Berliner Meisterköchen“ als „Berliner Szenerestaurant 2013“ nominiert.
Kochu Karu
Eberswalder Str. 35
10437 Berlin
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11:30 bis 16 Uhr und 18 bis 22:30 Uhr; Sa & So: 14 bis 22:30 Uhr
Tel.: 030 / 80 93 81 91
E-Mail: info@kochukaru.de
http://www.kochukaru.de
Autor: [EMAIL=friedrich.reip@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Friedrich Reip[/EMAIL]