Sleep Token – Even In Arcadia

Vor zwei Jahren erreichten SLEEP TOKEN einen erstaunlichen Hype. Ihr Album Take Me Back To Eden erreichte Platz 5 in Deutschland und in Großbritannien gar Platz 3 der Charts. Dabei war ihre Post-Metal-Artrock-Mischung nicht gerade frisch und ihre nahtlose Vermischung mit Indie, R’n’B und Pop künstlerisch nicht wirklich sinnvoll. Vielmehr drückte sich hier der Zeitgeist durch, dem Genregrenzen ebenso egal sind wie ein stimmiges Albumkonzept: Alles darf in die selbe Playlist. Und so ist es nicht überraschend, dass die Band dieses Durcheinander fortführt.

Episch baut sich der fast achtminütige Opener „Look To Windward“ auf. VESSEL intoniert: „Will you halt this eclipse in me?“ Nach über drei Minuten rast dann der Metal los. Nach einer Minute wird er von Elektrobeats abgelöst. „Emergence“ ist noch vertrackter: Zwischen Rapparts und runtergepitchten Vocals tauchen wieder kurz Metal-Gitarren auf, jedoch nicht im üblichen NuMetal-Stil, sondern viel klassischer, bevor am Ende ein Jazzsaxophon das Ganze auffängt. Warum das alles? ‚Nun, warum nicht?‘, denken sich wohl die Briten.

Dadurch, dass die Stilmittel etwas reduzierter und behutsamer gewechselt werden, klingt Even In Arcadia tatsächlich etwas runder als sein Vorgänger. Da steht schon mal ein reiner HipHop-Track wie „Past Self“ neben dem pianogetragenen Titelstück. In „Caramel“ muss sich der Sänger gar eine Träne aus dem Auge wischen: „This stage is a prison (Too young to get bitter over it all), a beautiful nightmare.“ Ja, schwer hat es der geprüfte Künstler. Dass er umwerfend singen kann, wird ihm jedoch keiner absprechen. Doch der Ärmste leidet in „Gethsemane“ wie Jesus am Kreuz unter seiner privaten Beziehung: „Do you wanna hurt me? ‚Cause nobody hurts me better.“

Wer hört eigentlich wann Sleep Token? Papas beim Autofahren und ihre Söhne beim Zocken. Die Songs fließen vorbei und halten doch konzentriert durch die plötzlichen Stilwechsel. Zuhören muss man nicht. Dass aus Metal mal beruhigende Hintergrundbeschallung für jeden wird, hätten sich ihre Begründer wohl kaum vorstellen können. Oder dass Metal einfach mit Pop und Elektro verbunden werden kann, die Metal einst bekämpfte. Jede Revolution wird irgendwann konsumierbar. Was DREAM THEATER in den 90ern noch nicht schafften, schaffen sie und Sleep Token eben heute.

 

Sleep Token
Even In Arcadia
(RCA Records)
VÖ: 09.05.2025

www.sleep-token.com

Live

06.-08.25, Nürnberg, Rock im Park Festival
06.-08.25, Nürberg, Rock am Ring Festival

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