SOAP&SKIN – Lovetune For Vacuum


Anja und der Wolf.



„Als ich ein Kind war, tötete ich Schnecken, ich bohrte mit einem Ast in ihrem Luftloch“. Das findet ihr verstörend? Es geht gerade erst los.

SOAP&SKIN ist zur Zeit der ungeheimste Geheimtipp der Musikszene. Keine Musikzeitung darf es sich erlauben, ohne einen Artikel über dieses österreichische Projekt auszukommen. Sogar Tageszeitungen möchten nicht hinten anstehen, wenn es um Anja Plaschg geht. Aber was macht SOAP&SKIN so interessant, dass sich alle Kritiker wie die Hyänen auf die junge Wienerin stürzen?

Mit noch nicht einmal 19 Jahren bringt Anja Plaschg, die sich hinter dem Pseudonym SOAP&SKIN verbirgt, ihr erstes Album Lovetune For Vacuum heraus. Mit sieben Jahren begann die Wienerin das Klavierspielen, mit 14 schrieb sie ihre ersten eigenen Kompositionen. Nachdem sie die Schule abbrach, wurde Anja Plaschg im Alter von 16 Jahren an der Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen. Als das Label Shitkatapult vor zweieinhalb Jahren das erste Stück von SOAP&SKIN veröffentlichte, war das der Beginn einer nicht abreißen wollenden Begeisterung, die Anja seitdem entgegen schwappt.

Die Faszination für diese Musikerin liegt darin begründet, dass Anja Plaschg alle ihre Abgründe offenlegt und doch unnahbar erscheint. Sie schreit nach Hilfe, im nächsten Moment flüstert sie fast. Nicht ohne Grund taucht in Artikeln über sie vermehrt das Adjektiv „björkisch“ auf. Björk bringt hier vielleicht am ehesten eine Vergleichsmöglichkeit. Noch passender wäre allerdings, an dieser Stelle Andy Warhol-Muse und The Velvet Underground-Weggefährtin Nico als Referenz anzuführen. Ähnlich wie diese besitzt Anja Plaschg das Talent, selbst schöne Sätze wie „You make me smile with my heart“ unglaublich traurig klingen zu lassen.

Ihre eher tiefe Stimme klingt, als würde sie vom Grunde eines Sees kommen. Wir hören Klaviere, aber auch Geigen und ein Akkordeon. Auch wenn die Musik ausbricht und laut wird, man traut sich fast gar nicht zu reden, wenn Frau Plaschg in ihrem tranceartigen Zustand ihrem Klavier und sich selbst die Töne entlockt. Manchmal kommt sie wie aus einem Märchen daher, erzählt von ihrer Kindheit oder aus ihrem Schlaf und scheint selbst vollkommen ruhelos zu sein.

Doch nicht nur Instrumente werden auf Lovetune For Vacuum Geräuschkulisse. Man hört Babys schreien und manchmal klingt es, als würde eine Photokamera in regelmäßigen Abständen Bilder schießen. Das Debütalbum endet mit Stille, in der nur ein paar Vögel zwitschern.

Zart und zerbrechlich wirkt Anja Plaschg, trotzdem möchte man ihr nicht zu Nahe kommen, denn sie scheint ein Geheimnis zu haben. In Interviews redet sie so gut wie nicht, auch live besticht sie durch Unnahbarkeit. Dennoch sind die Einblicke, die Anja mit ihren Songs gewährt, sehr intim. Das Phänomen SOAP&SKIN ist bedrückend. Manche Kritiker streiten noch, ob Lovetune For Vacuum nicht doch eher Pubertät statt große Kunst sei. Aber es gibt keinen Zweifel: Anja Plaschg ist talentiert.

SOAP&SKIN schwebt zwischen Verzweiflung und Gänsehaut. Wer Musik für Ausbrüche sucht, dem sei Lovetune For Vacuum empfohlen.

SOAP&SKIN am 26.03.09 live in Berlin // Festsaal Kreuzberg

SOAP&SKIN
Lovetune For Vacuum
(PIAS Recordings/ Rough Trade)
VÖ: 13.03.2009

www.soapandskin.com
www.myspace.com/soapandskin

Autor: [EMAIL=melanie.gollin@popmonitor.de?Subject=Kontakt von der Website]Melanie Gollin[/EMAIL]

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