SOPHIA – Technology Won’t Save Us

[b]
„We can’t change the pace the world spins around us“. Glücklich geht anders, schön genau so.



Der Titel sagt es sofort: ROBIN PROPER-SHEPPARD, alias SOPHIA, sieht die Dinge auch 2006 nicht positiver als er es mit seinen früheren Veröffentlichungen vermittelt hat. Die Frage, wovor uns die Technologie weswegen nicht schützen wird, findet auf dem Album jedoch keine Antwort. Das Statement bezieht sich vielmehr auf die wahre Geschichte eines Vaters und seines neunjährigen Sohnes, die vor der britischen Küste schiffbrüchig wurden, via Mobiltelefon mit den Rettungskräften in Kontakt standen, den Kampf gegen die gewaltigen Wellen letztlich aber trotzdem verloren. Eine tragische Geschichte, die wohl genau deswegen in den Fokus PROPER-SHEPPARDS geriet.

Er schrieb einen Song zu diesem Thema, verwarf die Idee, diesen mit einem Text zu versehen und so hat das Album nun einen bombastischen Instrumentalopener. Das Titelstück ist gleichzeitig das teuerste Stück Musik, das er laut eigenem Bekunden jemals aufgenommen hat – ein achtköpfiges Streicherensemble will schließlich bezahlt werden. Gelohnt hat sich der orchestrale Aufwand in jedem Fall. Selten gelang die Einstimmung auf ein Album so gut.
Harmlos beginnt es mit etwas Gezupfe, dann steigen die Holzbläser und schließlich auch die Streicher ein – das Gefühl des drohenden Unheils verstärkt sich. Spätestens beim Einsatz von Klavier und Pauke hat man Muffensausen und wie die letzte Minute elektronisch verstärkten Crescendos zeigt: völlig zu Recht.
Schon nach vier Minuten Spielzeit ist man dem Album als Hörer vollkommen ausgeliefert und PROPER-SHEPPARD kann mit einem machen was er will.
Er entscheidet sich für ‚Pace‘, das lockerste und munterste Stück auf [i]Technology Won’t Save Us[/i] – wobei er auch hier textlich nicht gerade optimistisch wird. Vielmehr handelt ‚Pace‘ davon, dass es bestimmte Dinge gibt, die wir, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen oder uns davor verstecken, einfach nicht aufhalten oder gar ändern können. Zur Musik kann man aber trotzdem lächeln.

Danach wird es auch musikalisch schwermütig. ‚Where Are You Now‘ ist die verkaterte Abrechnung mit einer gerade in die Brüche gegangenen Beziehung, und ‚Big City Rot‘ handelt vom Blues der Stadt und klingt auch so. Etwas lockerer, aber nicht minder ernst, kommen ‚Birds‘ und das wavige ‚Lost (She Believed In Angels)‘, in dem er die letzten Momente des Lebens seiner Mutter, die ihm im Krankenhaus gesagt hat, er solle diese Erfahrung künstlerisch verwenden, verarbeitet. Das Resultat ist, das sagt PROPER-SHEPPARD selbst, der einzig positive Song den er jemals geschrieben hat. In der Tat hat ‚Lost (She Believed In Angels)‘ mit seiner einprägsamen und poppigen Melodie und seinem optimistischen Text eine sehr aufbauende Wirkung.
‚Weightless‘ zieht die Stimmung wieder zurück in trübere Gefilde, bevor ‚P.1/P.2 (Cherry Trees And Debt Collectors)‘ und vor allem der instrumentale Schlusspunkt ‚Theme For The May Queen No. 3‘, das „klingt, als würde dir der Kopf mit einer Kettensäge abgetrennt“ (ROBIN PROPER-SHEPPARD), nochmal den Rock ins Boot holen. ‚Theme For The May Queen No. 3‘ ist im Übrigen eine Anspielung an THE MAY QUEENS, ein rockendes Nebenprojekt PROPER-SHEPPARDs, auf deren bisher einziger Veröffentlichung die Teile 1 und 2 zu finden sind.

[i]Technology Won’t Save Us[/i] knüpft wunderbar an den viel gelobten Vorgänger [i]People Are Like Seasons[/i] an. Eines der Alben des Jahres!

SOPHIA
[i]Technology Won’t Save Us[/i]
(City Slang/ Rough Trade)
VÖ: 27.10.2006

www.sophiamusic.net
www.cityslang.com

Autor: [EMAIL=alexander.eckstein@b-i-b.de?Subject=Kontakt von der Website]Alexander Eckstein [/EMAIL]

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