Fear and loathing in the South…
Für die meisten Menschen bedeutet ein alternatives Festival in erster Linie einen Haufen guter Bands und Musik, Musik, Musik, für mich hieß das Hauptmotto des diesjährigen SOUTHSIDE Festivals in erster Linie Alkohol und Drogen. Das wäre ja nur halb so schlimm, wenn man nicht akkreditiert wäre und eine gewisse Pflicht zu erfüllen hätte, aber da es nach unserer Ankunft kein VIP sondern „nur“ ein normales Besucherbändelchen gab, hält sich mein schlechtes Gewissen, was das Verhalten als Normalbesucher angeht, auch in Grenzen … (Hehe, man findet immer einen Grund).
Bei der Ankunft am Freitag um ca. 16.00 Uhr in Neuhausen war eins gleich klar, der Puff ist voll – und zwar so voll wie noch nie in seiner Geschichte. Hinterher sollten wir erfahren, dass mit 40 000 Besuchern das SOUTHSIDE in diesem Jahr zum ersten Mal ausverkauft war. Wie’s halt so ist, nachdem man sich mit den grundgestressten Parkeinweisern auseinandergesetzt hat, gibt’s erst mal ein „wir sind da – bier“ und noch eins, und noch eins, und noch bevor man das Zelt aufgebaut hat, wird einem klar, dass das mit den Bands am heutigen Abend schwierig wird. Motto des Freitags war „jetzt mach hier mal keinen Stress“, was dazu führte, dass wir weder CYPRESS HILL, DIE FANTASTISCHEN VIER oder eventl. BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB zu sehen bekamen. Als wir in kompletter Montur und ohne eine Ahnung, wer das erste Viertelfinale gewonnen hatte, am nächsten Tag aufwachten, ließen wir uns allerdings von unabhängigen Quellen bestätigen, nichts verpasst zu haben, da die FANTAS und verkifften Hügelbewohner echt schlecht gewesen sein sollen. Na Gott sei dank!
Samstag, reiss dich zusammen, Konterbier, ok. So müssen sich Alkoholiker fühlen. Mit dem latenten Kopfweh arrangiert,ging es dann zu McLUSKY und unserem ersten Treffen mit einer richtigen Band auf diesem Festival. Für diese Leistung wurden wir dann auch gleich belohnt, und die Trauer über die diesjährige Abwesenheit der QUEENS OF THE STONE AGE und TURBONEGRO wurde mit diesem Gig voll und ganz wettgemacht. Hervorragend. Ok. Das Team braucht Bier – ab zum Zelt, um die Anzahl der Psychopaten, die man auf so einem Festival trifft, quantitativ neu zu strukturieren. Mein absoluter Favorit an diesem Tag war der braungebrannte Modeltyp, der, wahrscheinlich hervorgerufen durch falsche Drogen, uns ohne jegliches Dazutun anflehte, ihn doch nicht zu verprügeln … häääää … ich glaub, ich bin zu alt für sowas … erst mal ein Bier auf den Schock.
Wie, was … du willst zu DIE HAPPY … bist du verrückt? Diese unsäglichen GUANO APES MONKEYS … VERBOTEN. So oder so ähnlich trieb ich meinem Zelt-Mitbewohner die Idee aus, sich um 17.40 Uhr diesen unsäglichen Scheiß anzusehen. Zur Selbstdemontage der PIXIES haben wir’s dann allerdings geschafft, nachdem klar war, dass DAVID BOWIE sich am Vorabend auf’m HURRICANE (die hatten dafür scheiß Wetter – ganz im Gegensatz zu uns) so verausgabt haben muss, dass er uns nicht beehren würde. Da stand dann also ein besonders fetter FRANK BLACK und seine noch fettere Putzfrau KIM DEAL statisch auf der Bühne rum, und unsere Befürchtungen verwandelten sich in Realität – Death to the Pixies. Die zum Headliner aufgestiegenen PLACEBO lieferten, soviel ich noch realieseren konnte, einen guten Gig ab für alle Frauen und gleichgeschlechtlich orientierten Besucher … für uns alte Machos war das allerdings mal wieder nichts … ab ins Bett … ich glaub ich bin zu alt für sowas.
Was, schon Sonntag? Und das einzige, was gut geschlafen haben dürfte, war wohl die trächtige Katze, die es sich in der Nacht mit ihrem Geschlechtsteil auf meinem Gesicht gemütlich gemacht hatte. Sei’s drum, erst mal kein Bier fürs Team und auf zu DANKO JONES, welche um 12.50 Uhr nicht mehr Stimmung hätten erzeugen können, als sie es im Endeffekt auch taten. The fucking crowd sweat blood. Und weil man schon so schön gemütlich am DRUM Stand rumlümmelte, zog sich das Team auch gleich die Formation um unseren liebsten Politkasper DENIS LYXEN rein, um mit der INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY ein weiteres reaktionäres Highlight erlebt zu haben … Ok. Bier is aus … ab zum Auto, Nachschub holen … Regen … Scheiße … den Securitys den Sonnenschirm geklaut und ab zum Zelt.
MONSTER MAGNET rockten ganz und gar ohne uns, aber bei PJ HARVEY waren die Herren wieder an Ort und Stelle, um die Königin des Independent beim Abspacken zu beobachten. Auch wenn der junge Mann neben mir meinte „… die macht mich einfach nicht geil!“ (ich glaube nicht, dass das ihre Intention war), war der Gig alles andere als „ungeil“, sondern musikalisch bis dato das Beste, was ich auf’m SOUTHSIDE 04 gesehen habe. Die HIVES, die direkt danach auf der Second Stage (diese gab sich ganz nebenbei keinerlei Blöße gegenüber der Mainstage) herumposten, waren bei weitem nicht so fresh, wie man sie sich gewünscht hätte, und das Selbstvertrauen des Frontfuzzies Pelle Almquist ging einem über weite Strecken einfach nur auf die Nüsse.
Was gab’s noch? Anstatt sich den dicken SMITH von THE CURE und das schwule Rumgedümpel, in pinkes und hellblaues Licht (ansonsten war gaaar nichts zu erkennen) gehüllt, von AIR anzutun, zog das Team lieber los, um unbescholtenen Bürgern auf charmante Art und Weise ihre gerade gekauften Speisen abzuschwatzen. Satt wie selten ging es dann ins Bett, um wie jedes Jahr von den an Beharrlichkeit nicht zu überbietenden Dixietrommlern wachgehalten zu werden.
Montag: Deep down and dirrrrty … nichts wie weg hier … scheißen … duschen … Bett … Was vom Tage übrig blieb: Wetter … Wahnsinn, Organisation … relaxed (respekt), Security … wie immer irgendwelche hirnamputierten Metzger mit Wochenendkurs (aber man ist ja versiert genug, den Eiweißhamstern inzwischen aus dem Weg zu gehen), Spirit Area … mit Erfolg ignoriert, Billing … gut, aber im Großen und Ganzen zu wenig harte Bands, Essen … gibt’s genug im Müll, Dixies … immer wieder eine Freude, Stimmung … friedlich, EM … welche EM?? Fazit … mit Sicherheit eines -wenn nicht sogar DAS- der besten SOUTHSIDE-Festivals, das es je in Neuhausen gab. Basta. See you next year.